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Kliniken kämpfen mit Soldaten, Studenten und Impfungen gegen Corona
![Schon bei der zweiten Corona-Welle vor einem Jahr halfen Soldaten an der Uniklinik in Augsburg - momentan sind wieder 18 Bundeswehr-Soldaten im Einsatz. Schon bei der zweiten Corona-Welle vor einem Jahr halfen Soldaten an der Uniklinik in Augsburg - momentan sind wieder 18 Bundeswehr-Soldaten im Einsatz.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Corona bringt das Gesundheitssystem in Augsburg an seine Grenzen. Die Uniklinik ist so stark belegt wie zuletzt vor einem Jahr. Auch andere Kliniken sind gefordert.
Der Kampf gegen Corona wird bei der Hessing-Klinik in Augsburg hinter den Türen der Intensivstation ausgefochten. Sieben Covid-Intensivpatienten werden aktuell in dem Krankenhaus behandelt, das eigentlich auf Orthopädie spezialisiert ist. Dazu kommen 14 Patienten auf einer Corona-Normalstation. Nun hilft die Klinik aber auch beim Impfen - damit man erst gar nicht mit einem schweren Verlauf im Krankenhaus landet. Am Mittwoch ging das Impfzentrum der Hessing-Klinik in Betrieb. Täglich sollen dort 130 Auffrischungsimpfungen verabreicht werden. Weitere Augsburger Kliniken steigen jetzt ebenfalls ins Impfen ein und behandeln Corona-Patientinnen. So soll auch die Uniklinik entlastet werden, die derzeit am meisten unter der Corona-Belastung ächzt. Die kurze Verschnaufpause, die es vor wenigen Tagen durch die Verlegung von Patienten in andere deutsche Kliniken gab, ist schon wieder zu Ende - und eine Entspannung weiter nicht in Sicht.
An der Uniklinik werden in diesen Tagen sogar wieder traurige Rekorde erreicht. Stand Mittwoch wurden 36 Corona-Patienten auf der Intensivstation behandelt. So viele Intensivpatienten mit Covid gab es zuletzt vor einem Jahr, Anfang Dezember 2020. Die Zahl liegt auch nur knapp unter dem bisherigen Höchststand von 37 Intensiv-Fällen im November vorigen Jahres, auf dem Höhepunkt der zweiten Infektionswelle. Die Auslastung der Intensivbetten im Rettungsdienstbereich Augsburg, der bis ins Nördlinger Ries reicht, lag am Mittwoch bei 97,7 Prozent. Insgesamt wurden 67 Corona-Intensivpatienten in den Kliniken in Augsburg und den Kreisen Augsburg, Aichach-Friedberg, Donau-Ries und Dillingen behandelt. Mitte vergangener Woche - vor den Verlegungen von Patienten in andere Bundesländer - waren es 70.
Stagnierende Inzidenz bringt keine Entspannung an Augsburger Kliniken
Das Robert-Koch-Institut hatte zuletzt eine Zunahme bei Corona-Intensivpatienten im Großraum Augsburg auf mehr als 80 vorhergesagt. Inzwischen wurde die Prognose fortgeschrieben und sieht einen weiteren Anstieg verbunden mit einem Abflachen der Kurve innerhalb der nächsten zweieinhalb Wochen voraus. Womöglich ist das eine Folge der stagnierenden Inzidenzwerte. Uniklinik-Chefarzt Prof. Axel Heller, der die Belegung der Intensivstationen in der Region koordiniert, sieht aber noch lange keine Entspannung. Mit den derzeitigen Infektionszahlen sei nach wie vor keine Abnahme der Patientenzahlen verbunden - noch nicht mal ein Gleichbleiben. Heller sagt, dass die Lage ernster sei als in den vorangegangenen Wellen. Zumal den Krankenhäusern zunehmend das Personal fehlt, weil die Belastung zu groß wurde. Man habe Personal aus den Operationssälen auf die Intensivstationen umgeschichtet, um die Personalnot ein Stück weit zu lindern.
![So läuft die Arbeit auf der Intensivstation am Augsburger Uniklinikum Dieses Zimmer wird gerade für einen neu ankommenden Corona-Patienten vorbereitet.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Angesichts der dramatischen Lage werden auch Medizinstudierende zum freiwilligen Einsatz an den bayerischen Unikliniken aufgerufen. Die Studierenden sollen in der Regel als studentische Hilfskräfte eingestellt und entsprechend vergütet werden. Unter den rund 250 Augsburger Medizinstudentinnen und -studenten ist offenbar eine große Bereitschaft da, freiwillige Hilfe zu leisten. Studentenvertreterin Sibylle Lang sagt, sie überlege gerade die Optionen, sich einzubringen, warte aber noch auf einen offiziellen Aufruf der Uniklinik. Gute Voraussetzungen für einen Einsatz im Krankenhaus würde Sibylle Lang mitbringen, denn sie hat bereits eine abgeschlossene Ausbildung in der Pflege. Auch etliche andere Studierende haben schon Qualifikationen in medizinischen oder medizinnahen Berufen, das ist eine Besonderheit des Augsburger Modellstudiengangs.
Am Uniklinikum Augsburg ist jede helfende Hand gefragt, die nicht enden wollende Pandemie belastet die Beschäftigten stark. Sprecherin Ines Lehmann sagt: "Speziell die vierte Corona-Welle fordert unsere letzten Kraftressourcen." Das medizinische Fachpersonal sei zunehmend erschöpft. Der krankheitsbedingte Ausfall sei in allen Bereichen der Klinik spürbar. Einige Freiwillige würden bereits direkt auf den Stationen, aber auch im Labor oder anderen Bereichen des Hauses eingesetzt, sagt die Sprecherin. Hilfe hat die Uniklinik nun auch wieder von der Bundeswehr geholt. Seit vergangener Woche sind 18 Soldaten im Einsatz - überall dort, wo Unterstützung dringend notwendig ist. In einzelnen Stationen, in der Notaufnahme, aber auch im Bereich der Logistik oder im Mitarbeiter-Testzentrum.
![Seit Mittwoch wird auch an der Hessing-Klinik in Augsburg geimpft. Rund 130 Auffrischungsimpfungen sollen dort jeden Tag verabreicht werden. Seit Mittwoch wird auch an der Hessing-Klinik in Augsburg geimpft. Rund 130 Auffrischungsimpfungen sollen dort jeden Tag verabreicht werden.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Hessing-Klinik behandelt Corona-Patienten auf der Intensivstation
Für etwas Entlastung sorgen auch die anderen Augsburger Krankenhäuser. Die Hessing-Klinik hat Anfang November eine Corona-Normalstation eingerichtet, auf der aktuell 14 Erkrankte behandelt werden. Sieben von acht vorhandenen Intensivbetten bei Hessing sind nun ebenfalls mit Corona-Erkrankten belegt. Ein Bett wird für andere Notfälle freigehalten. Das funktioniert nur, weil auch bei Hessing alle planbaren Operation aufgeschoben werden. Was im Klartext heißt: Patienten müssen etwa auf eine Hüft- oder Knie-OP warten. Auch bei Hessing ist man von der großen Bedeutung des Impfens überzeugt. Der ärztliche Direktor Prof. Stephan Vogt sagt: "Auch wir erleben, dass vor allem Ungeimpfte schwer an Corona erkranken." Geimpfte Patienten seien in der Regel wegen einer anderen Erkrankung in Behandlung - und die Covid-Diagnose eigentlich nur eine Begleiterscheinung.
Gegen Corona geimpft wird seit Mittwoch auch am Vincentinum - auch hier werden wie bei Hessing ausschließlich Booster-Impfungen verabreicht. Zudem gibt es an der Belegklinik auch eine Corona-Normalstation für bis zu 24 Patientinnen und Patienten. Bei Bedarf könne diese Station auch noch vergrößert werde, sagt eine Klinik-Sprecherin. Planbare Eingriffe werden verschoben. Die Diako-Klinik steigt ab kommender Woche auch noch ins Booster-Impfen ein. Und auch hier gibt es eine Covid-Normalstation - aktuell mit 16 Betten. "Wir wollen unseren Beitrag leisten und können bei Bedarf auch noch ausweiten", sagt Diako-Rektor Jens Colditz. Extrem knapp sind derzeit aber vor allem die Betten auf den Intensivstationen.
In der Hessing-Klinik, am Vincentinum und am Diako werden ausschließlich Booster-Impfungen verabreicht. Derzeit auch nur mit dem Impfstoff von Moderna, der für alle Personen ab 30 Jahren geeignet ist. Geimpft wird nur nach Terminvereinbarung unter augsburg.de/impfen oder per Telefon 0821/78986894.
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