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Augsburg: Drogentote in Augsburg: Der einsame Tod suchtkranker Menschen

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Drogentote in Augsburg: Der einsame Tod suchtkranker Menschen

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    Die Drogenhilfe Schwaben erinnert unter anderem mit Kieselsteinen an die Drogentoten in Augsburg.
    Die Drogenhilfe Schwaben erinnert unter anderem mit Kieselsteinen an die Drogentoten in Augsburg. Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild)

    Im Juli vergangenen Jahres standen auf dem Königsplatz mehrere dutzend kleine Holzkreuze, eine Szenerie wie auf einem Friedhof. Diese Assoziation war durchaus gewollt; Mitarbeiter der Drogenhilfe Schwaben hatten die Kreuze aufgestellt, um an die Menschen zu erinnern, die durch ihren Drogenkonsum in Augsburg ums Leben gekommen waren. Es war ein Gedenken an jene Bürger, die im Behördendeutsch "Drogentote" genannt werden – oft langjährige Abhängige, die mehrere Suchtstoffe durcheinandernehmen, was ihr oft ohnehin geschwächter Körper dann nicht mehr verkraftet. In Augsburg beschreiben Experten die Situation durchaus als angespannt.

    Auf dem Papier hat sich die Lage in der Stadt in den vergangenen Jahren kaum verändert. Im Zuständigkeitsbereich des Augsburger Polizeipräsidiums starben den Zahlen der Beamten zufolge im Jahr 2022 insgesamt 28 Menschen an den Folgen ihres Drogenkonsums, davon 20 in Augsburg selbst. Eine Person mehr als im Vorjahr und fünf mehr als 2020, aber erheblich weniger als etwa 2016, als die

    Drogentote in Augsburg: Heroin ist die häufigste Ursache

    Ohnehin haben die offiziellen Zahlen ihre Tücken; es sind in der Statistik nur Menschen erfasst, bei denen ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Drogenkonsum und Tod nachweisbar ist. Uwe Schmidt, Leiter der Drogenhilfe Schwaben, sagt, es falle da eine große Gruppe durchs Raster: jene Menschen, die an den Folgen ihrer langjährigen Suchterkrankung sterben, also etwa durch Leberzirrhose oder Lungenkrebs. "Da sehen wir eine Zunahme", sagt Schmidt. Aber diese Menschen tauchten in der Statistik nicht auf. 

    Hinter den nackten Zahlen stehen zumeist harte menschliche Schicksale. Abhängige sterben oft einsam: alleine in einem Park durch eine Überdosis, unter einer Brücke oder in einer Wohnung. Haupttodesursache ist nach Angaben der Polizei Heroin, Suchtexperte Uwe Schmidt sagt, manchmal spiele auch ein Drogencocktail aus

    Um die Zahl der Drogentoten zu senken, gibt es verschiedene Ansätze und Projekte, eines davon ist die Vergabe eines speziellen Medikamentes, Naloxon, das suchtkranke Menschen im Fall einer

    So gut läuft der Süchtigentreff am Oberhauser Bahnhof

    Ein Ort, an dem der Gebrauch von Naloxon in Augsburg geschult wird, ist der Süchtigentreff am Oberhauser Bahnhof, den die Drogenhilfe zusammen mit dem Sozialverband SKM betreibt. An diesem Treffpunkt, der seit 2018 besteht, bieten Sozialarbeiter suchtkranken Menschen Unterstützung verschiedener Art an: Sie vermitteln Arzttermine, helfen in Behördenangelegenheiten, bieten einen Rückzugsraum und etwas zu essen und zu trinken. Die Einrichtung soll dabei die Süchtigen auch von der Straße und dem angrenzenden Helmut-Haller-Platz holen – und so die problematische Situation auf dem Platz etwas verbessern. Wie gut das Angebot angenommen wird, zeigt sich, wenn man vor Ort vorbeischaut: An diesem Tag halten sich geschätzt etwa 20 Menschen in den Räumen auf, sie sitzen auf Sofas und unterhalten sich, trinken einen Kaffee, holen sich saubere Spritzen oder suchen das Gespräch mit den Sozialarbeiterinnen. Draußen auf einer kleinen Fläche beim Bahnhof, sonst der Haupttreffpunkt der Süchtigenszene hier, steht in diesem Moment niemand.

    In diesen Räumen am Helmut-Haller-Platz befindet sich der Süchtigentreff.
    In diesen Räumen am Helmut-Haller-Platz befindet sich der Süchtigentreff. Foto: Bernd Hohlen (Archivbild)

    Sobald man aufmache, sei in der Regel viel los, sagt Sozialpädagogin Katrin Wimmer, die in der Einrichtung arbeitet, seit diese vor gut fünf Jahren eröffnete. Eigentlich seien die Räumlichkeiten fast ein wenig klein, es solle schließlich ein stressfreier Raum für die Suchtkranken sein. Die Menschen, die hierherkämen, hätten einen großen Unterstützungsbedarf, sagt Wimmer, das sei unverändert, seit die Einrichtung existiere, auch gebe es keine Veränderung etwa beim sozialen Hintergrund. Eine Veränderung beobachte sie aber schon, sagt Wimmer: Seit der Pandemie gebe es vermehrt junge Menschen, die abhängig würden und in den Räumen des Süchtigentreffs nach Hilfe suchten.

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