„Du, da sterben die Fische.“ Als Peter Hummel vor ein paar Tagen diesen Anruf einer Bekannten bekam, wollte er sich selbst ein Bild von der Situation machen. Er ging am Vorderen Lech Nachsehen. Der Stadtrat (Freie Wähler) wurde Zeuge eines Rettungsversuches in dem kleinen Lechkanal in der Altstadt.
„Passanten waren mit Eimern in der Hand in den Kanal geklettert und haben versucht, Fische zu retten“, sagt Hummel. Gut zwei Wochen lang war das Wasser in einigen Stadtkanälen und -bächen abgelassen. Hinter der jährlichen Maßnahme stecken notwendige Reinigungs- und Reparaturarbeiten. Die routinemäßigen Ablässe betreffen viele Kilometer Bachläufe. Dabei arbeitet die Stadt Augsburg daran, den Belangen der Baufirmen gerecht zu werden, ohne dabei das Leben der Tiere in den Bächen zu gefährden, heißt es beim Mobilitäts- und Tiefbauamt der Stadt. Man arbeite hier eng mit dem Naturschutz zusammen. Und trotzdem sind unlängst ein paar Fische am Vorderen Lech verendet, wie Anwohnerin Carolin Ott schildert.
Anwohnerin aus Augsburger Altstadt: Fische schnappten nach Luft
„Wir haben bemerkt, dass sich im Kanal auf Höhe des Biergartens Thing extrem wenig Wasser befand. Es stand teilweise nur ein bis zwei Zentimeter hoch“, berichtet Ott. Fische hätten nach Luft geschnappt. „An ein paar Stellen war so wenig Wasser, dass sie gar nicht weiterkamen.“ Als Altstadt-Bewohnerin kenne sie die Phasen, in denen die Kanäle abgelassen sind. Solche Beobachtungen aber habe sie noch nie gemacht. „Ich vermute, dass der Restpegel bislang immer höher war, als in den vergangenen Tagen.“ Das Mobilitäts- und Tiefbauamt hat dafür eine Erklärung.
Trotz aller Bemühungen könne es, wie jüngst, während der Ablässe vereinzelt zu Aufstauungen kommen, etwa durch Laub oder Äste, und hierdurch einzelne Exemplare verenden, heißt es vonseiten der Behörde. „Dies ist bedauerlich, aber nicht zur Gänze vermeidbar.“ Ein regelmäßiges oder auch größeres Fischsterben, insbesondere eine Bedrohung der ansonsten vitalen Populationen, verzeichne die Stadt Augsburg allerdings nicht, wird betont. Wie viele Fische vergangene Woche betroffen waren, sei nicht bekannt. Caroline Ott zumindest hat selbst zehn tote Fische gezählt, sagt sie. Rettungsversuche von mit Eimern ausgestatteten Anwohnern blieben offenbar erfolglos. Stadtrat Peter Hummel jedenfalls hat eine Anfrage an die Stadt gestellt. Dabei gehe es ihm nicht um Schuldzuweisungen. „Meine Anfrage dient dazu, die entsprechenden Abläufe in Zukunft zu optimieren.“
Was in den Kanälen in Augsburg gefunden wird
Die Stadt will einen Teil der Arbeiten in den Kanälen an diesem Montag, 30. September, abschließen. Ab Mitte Oktober finden die lechseitigen Bachablässe, ab Ausleitung Hochablass, statt. In den bislang abgelassenen Kanälen wurde wieder einiges an Müll und Unrat gefunden, der dort nicht hineingehört: Verkehrsschilder, Hausmüll, Einkaufswägen und auch Fahrräder. Laut Tiefbauamt aber auch viel Strauchschnitt, „welches leider häufig über das Gewässer entsorgt wird“.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden