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Augsburgerin wird 100 Jahre alt: Das ist ihr Geheimnis

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Augsburgerin wird 100 Jahre alt: "Alkohol habe ich kaum getrunken"

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    Die Augsburgerin Gertraud Duttler wird am Freitag 100 Jahre alt.
    Die Augsburgerin Gertraud Duttler wird am Freitag 100 Jahre alt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Aufgewachsen in Liebenwalde bei Berlin, dann nach dem Krieg nach Lübeck geflüchtet und schließlich in Augsburg gelandet - das ist das bewegte Leben von Gertraud Duttler. Trotz ihres hohen Alters wirkt sie noch sehr lebendig und geht ohne Stock oder Rollator aus dem Haus. "Aber die Beine tun weh, die sind nicht mehr in Ordnung", sagt Duttler, die 1924 geboren wurde. Ihr ganzes Leben sei sie in Bewegung gewesen, jetzt habe sie langsam genug von all dem. Doch wie hat die 100-Jährige es bloß geschafft, so alt zu werden?

    "Ich habe immer einen gesegneten Appetit gehabt", sagt Duttler. "Bloß zu süß darf es nicht sein, das schmeckt mir dann nicht mehr." Auch Alkohol habe sie so gut wie nie angerührt, das habe der Rentnerin auch nicht geschmeckt. "Höchstens mal zwei oder drei Schlucke Bier im Sommer", gibt sie zu. Genauso wenig habe sie Sport gemocht oder gar gemacht, sei aber sehr gelenkig. Nur Bluthochdruck und Arterienverkalkung seien an gesundheitlichen Problemen aufgekommen. Auch wenn Duttler ihren Geburtstag nicht besonders groß feiere, sind ihre zwei Töchter Renate und Karin gekommen. Aus diesem Anlass erzählt sie von ihrer Jugend.

    Gertraud Duttler findet Arbeit als Sängerin am Theater Augsburg

    Nach Kriegsende ist sie mit ihrer Familie aus Liebenwalde an die Ostsee geflüchtet. Nur mit einem Handwagen und kaum Essen musste die Familie, die damals noch Katz hieß, zurechtkommen. In Wiek fanden sie zunächst Unterschlupf, später in der Nähe von Lübeck. Wegen ihres Freundes aus Kriegszeiten ist sie dann nach Augsburg gegangen. Dort wiedergefunden hat Duttler ihn nicht. "Man weiß bis heute nicht, wie oder wo er umgekommen ist", erzählt Duttler. "Ich habe immer gehofft, ihn wiederzusehen", sagt sie. Trotzdem habe sie in Augsburg schnell Anschluss und eine Arbeit gefunden: Als Sängerin am Theater Augsburg.

    Musik zieht sich durch Duttlers ganzes Leben: Ihr Vater war Musikdirektor und hatte später viele Musikschüler. Sie selbst sang nicht nur, sondern spielte auch Klavier und nahm Gesangsunterricht. Die einzige Musik, die sie höre, sei Klassik: "Beethoven ist ein Vorbild für mich. Wenn ich seine Musik höre, kommen mir die Tränen." Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass sie im Februar 1946 im Theater Augsburg vorsang und sofort engagiert wurde. Dort ist sie auch geblieben, bis zum Renteneintritt im Alter von 60 Jahren. Auch jetzt noch höre sie ständig Musik: "Ich habe immer das Radio an, dann singe ich auch oft mit."

    100-Jährige Augsburgerin heiratete zwei Mal: Dann war sie glücklich

    Zweimal hat Duttler in Augsburg geheiratet: Die erste Ehe hielt zehn Jahre, dann ließ sie sich wieder scheiden. "Es gab kein böses Wort, nur lagen unsere Vorstellungen, was wir in der Ehe wollten, einfach zu weit auseinander", sagt sie. Er wohnte noch bei den Eltern, sie wollte eine eigene Wohnung und eigene Kinder. Erst in der zweiten Ehe, mit Franz Duttler wurde sie richtig glücklich. Sie waren noch nicht verheiratet, da fuhren sie gemeinsam in den Urlaub und Gertraud kam schwanger zurück. Vier Wochen vor der Geburt der ersten Tochter Renate zogen sie dann in ihr erstes gemeinsames Zimmer in der Wintergasse. Inzwischen wohnt die Rentnerin im Wolfram-und Herrenbachviertel in einer Wohnung mit großem Balkon.

    Die zweite Ehe hielt länger - bis zum Tod ihres Mannes vor 22 Jahren. "Er litt an Prostatakrebs, ist aber nie zum Arzt gegangen", sagt Duttler. Die Zeit nach dem Tod ihres Ehemannes sei ziemlich schwierig für die 100-Jährige gewesen: "Ich rede ja noch ständig mit ihm, wenn ich allein bin." Sie bedauert, dass all ihre Freunde inzwischen gestorben sind. Trotzdem ist sie sich einer Sache bewusst: "Es war ein gutes Leben und aufregendes Leben, das ich führen durfte."

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