Ein bisschen sieht es so aus, als ob fluffig-weiche Wölkchen aus den Säcken quellen. Wölkchen in verschiedenen Braun- und Grautönen. In Weiß und in Rosa. Einst wärmten diese Wölkchen Bergschafe im Tiroler Ötztal in kalten Nächten. Unter den Händen von Ulrike Kissel entstehen aus der Wolle nun kleine Kunstwerke, die das Herz ihrer zukünftigen Besitzer erwärmen sollen. Putzige Dackel, die aus treuen Augen in die Welt blicken. Kecke Mäuse oder lustige Schweinchen.
Vor 20 Jahren wagte die Augsburgerin den Sprung in die Selbstständigkeit
Vor fast 20 Jahren wagte Ulrike Kissel den Sprung in die Selbstständigkeit. Eigentlich ist die 59-Jährige gelernte Heilpädagogin. Das Filzen war nach einem Kurs, in dem sie gelernt hatte, Schuhe zu filzen, lange Zeit ein Hobby gewesen. Sie baute es immer weiter aus. Dann sei ihr Vertrag als Heilpädagogin ausgelaufen. „Und so dachte ich, ich probiere es mal aus, ob ich von der Arbeit mit meinen Händen leben kann.“ Zwei Jahrzehnte später hat sich gezeigt: Ja, sie kann. Und darauf, sagt die Augsburgerin, die ihre Werke bei Märkten, übers Internet und in einigen Läden in Augsburg vertreibt, sei sie schon etwas stolz.
Über die Jahre hat sie aus Wolle, warmem Wasser und etwas Olivenölseife viele verschiedene Dinge entstehen lassen. Taschen, Schuhe, Schlüsselanhänger. Doch irgendwann, sagt Kissel, habe sie sich zunehmend auf das Modellieren von Tieren spezialisiert. Aus der rauen, eher groben Wolle der Bergschafe etwas so Feines und Filigranes entstehen zu lassen, das hat für sie einen besonderen Reiz. Jedes Stück ist einzigartig. Und doch sind alle ihre Werke allein durch die Erfahrung, die sich durch den Entstehungsprozess stetig erweitert hat, miteinander verbunden. So sei es vor allem die Erfahrung, ihre Kunstfertigkeit über die Jahre immer weiter zu verfolgen und zu verfeinern, die ihr an ihrer Arbeit besonders gut gefällt, sagt die 59-Jährige.
Tierbesitzer geben Miniaturen ihres Hundes in Auftrag
Mittlerweile bekommt sie viele Anfragen von Tierbesitzern, die ihren Hund oder ihre Katze in Filz verewigen lassen wollen und ihr dafür Fotos und manchmal sogar ein paar Haare von Bello, Minka und Co. schicken. Gerade heute ist wieder ein Hund im Miniaturformat fertig geworden, der noch vor Weihnachten zu seinem neuen Besitzer und dem Vorbild in Lebensgröße ziehen wird. Den besten Freund des Menschen filzt Ulrike Kissel besonders gerne, genauso wie Mäuse. Erst kürzlich hat eine ganze Kompanie der kleinen grauen Nager die Werkstatt verlassen. Eine Kundin hatte 50 Stück als Weihnachtsgeschenke für Freunde und Bekannte geordert. Bei derart großen Aufträgen könne sie sich immer auf ihre 86-jährige Mutter und deren Freundinnen verlassen, die sich in diesem Fall darum kümmerten, dass die Mäuschen auch im passenden Outfit unterm Weihnachtsbaum liegen.
Gerade jetzt, in den Wochen vor dem Fest, sagt Ulrike Kissel, habe sie traditionell besonders viel zu tun, um alle Aufträge rechtzeitig erledigen zu können. Oft sitzt sie sieben Stunden am Stück an ihrem Werktisch in der Ecke ihres gemütlichen Wohnzimmers. Am Abend kümmert sie sich dann noch um Details wie die Augen, Halsbänder oder Kleider. Trotzdem ist sie mit ihrer Filztierschar auch in diesem Jahr wieder beim Textilmarkt im Augsburger Textilmuseum dabei, der dort am kommenden Wochenende, 23. und 24. November, jeweils von 9 bis 18 Uhr geöffnet hat. Seit knapp zehn Jahren, schätzt Kissel, stellt sie dort aus. Für die Augsburgerin ein Heimspiel. „Es freut mich, dass ich schon so lange Teil dieser hochwertigen Ausstellung mit so tollen Künstlerinnen und Künstlern sein darf“, sagt sie. „Wer sich für Kunst und Handwerk interessiert, sollte das nicht verpassen.“
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