Der Patient ist nicht mit dem Krankenwagen gekommen. Moritz hat ihn persönlich in die Klinik getragen. Im Rucksack vom Ulrichsviertel bis in die Annastraße. Nun sind sie endlich angekommen. Und sofort eilen die Spezialisten herbei, um sich um den kranken Neuankömmling zu kümmern. Vorsichtig legt der Sechsjährige den flauschigen, über einen Meter großen Teddy, auf den Tisch und beginnt den „Ärzten“ zu erzählen. Die vermerken in der Patientenakte alle wichtigen Details. Name des Patienten, Größe und natürlich, was ihm fehlt. Er hat sich nicht nur das Bein gebrochen, sondern leidet daneben auch noch unter Bauchschmerzen und Husten. Gemeinsam mit Moritz schreiten die Medizinstudentinnen Chiara Weber und Clara Mutz angesichts der Schwere der Erkrankung sofort zur Tat. Zuerst darf Moritz den Teddy mit dem Stethoskop abhören, mit dem kleinen Hämmerchen seine Reflexe testen. Dann geht es schon zum Röntgen.
Beim Röntgen zeigt sich der Grund für die Bauchschmerzen
Gemeinsam schieben sie den riesigen Bären ins „Röntgengerät“, eine blaue Kiste. Schon wenige Sekunden später ist die Aufnahme fertig. Und da ist der Übeltäter genau zu sehen. Im Bärenbauch steckt ein Knopf. „Deswegen hat er wahrscheinlich Bauchschmerzen“, sagt Chiara. Zurück auf dem Behandlungstisch darf Moritz seinem Teddy dann einen Zugang legen und Blut abnehmen, bevor er ihn für die anstehende Operation zur Entfernung des Knopfes beatmen muss. Im Hintergrund verfolgt Nicole Graml, die Mutter von Moritz, die Behandlung ganz genau. Sie ist heute gemeinsam mit ihrem Sohn ins Teddybärkrankenhaus im Pop-up-Store der Augsburger Uniklinik in der Fußgängerzone gekommen und beobachtet aus dem Hintergrund den Sechsjährigen, der mit Feuereifer für Teddys schnelle Genesung im Einsatz ist. „Es ist schön, wie liebevoll sie hier den Kindern klarmachen, dass es nichts Schlimmes ist, zum Arzt zu gehen“, findet sie.
Und genau das, sagt Chiara Weber, die gemeinsam mit ihrer Freundin Melissa das Teddybärkrankenhaus leitet, sei das Ziel der Aktion. Dadurch sollen die Kinder vor allem die Angst vor den Menschen im weißen Kittel verlieren. „Wenn man ein Stethoskop mal selbst in der Hand hatte, dann ist das schon gar nicht mehr so bedrohlich.“ Weber selbst hat gerade das 4. Semester beendet. Noch ist genug Zeit, sich zu überlegen, welche Fachrichtung es später werden soll. Aber Pädiatrie, also Kinderheilkunde, wäre schon schön, meint sie.
Für die Projektleiterin ist das Career-Camp der Uniklinik ein voller Erfolg
Noch bis 1. Dezember gibt es im UKA-Career-Camp in der Annastraße Vorträge und die Möglichkeit, sich dort über die Arbeit an der Uniklinik und die Karrierechancen zu informieren. Doch schon jetzt zieht die Projektleiterin Lucia Estelle Tran ein positives Fazit. Viele junge Leute hätten durch das Angebot Einblicke in die Pflegeberufe bekommen und einige noch vor Ort gesagt, dass sie demnächst in der Pflege ein Praktikum machen oder hospitieren wollen. Gut möglich, dass auch einer der kleinen Herren und Damen Doktoren im Hintergrund irgendwann einmal Karriere in der Pflege oder der Medizin macht. Doch bis dahin ist es noch etwas hin. Heute sind erstmal die flauschigen Patienten zu versorgen. Ein Elefant mit gebrochenem Rüssel, ein Hund mit Kopfverletzung, Schäfchen Schnuffi, das hohes Fieber hat, oder Katze Flocke, die sich am Schwanz verletzt hat. Für Flockes schnelle Genesung schreibt die Ärztin am Ende noch eine Verordnung in die Krankenakte. Medikamente, Ruhe und natürlich ganz viel Kuscheln mit der kleinen Katzenmama.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden