Ende Dezember hatten Marion und Wolfgang Vogl nach rund 15 Jahren ihr Geschäft mit österreichischen Weinen und Spezialitäten auf dem Stadtmarkt geschlossen - auch, weil sie einen Nachfolger dafür gefunden hatten. Er sollte den Laden übernehmen und weiterführen. Das Ehepaar präsentierte seinen Wunschkandidaten der Stadt, schließlich liegt die Entscheidung über die Besetzung beim Marktamt. Doch jetzt kommt alles anders und im Schaufenster des leer stehenden Lokals "Wein Kultur Österreich" hängt ein Plakat, das nicht nur für Gesprächs-, sondern auch für Zündstoff sorgt. Denn darin werden Vorwürfe gegen das
Auf dem Augsburger Stadtmarkt herrschte zuletzt eine hohe Fluktuation an Standbetreibern. Die Gründe der Geschäftsaufgaben sind unterschiedlich. Das zuständige Marktamt sucht über öffentliche Ausschreibungen neue Mieter, die sich mit ihren Konzepten bewerben können. Das wusste natürlich auch Wolfgang Vogl, der als "Der Österreicher" jahrelang bei seiner Stammkundschaft bekannt war. Als er nach seiner Kündigung im November der Stadt bereits einen potenziellen Nachfolger präsentierte, machte er sich wohl große Hoffnung, dass dieser den Zuschlag erhalten würde. Auch, weil er diesem seine Innenausstattung übergeben wollte. Gegenüber unserer Redaktion sprach er damals von einem namhaften Augsburger, der die österreichische Kultur weiterführen wolle. Doch die Stadt entschied sich für einen anderen Bewerber, was Vogl offenbar zu dem Wut-Plakat veranlasste.
Keine Ausschreibung für Stadtmarkt-Stand? Das sagt das Marktamt zu den Vorwürfen
Darauf steht für alle ersichtlich: "Bei der Kündigung unsererseits fand auch die Vorstellung des Nachfolgers im Nov. 23 mit schlüssigem Konzept statt. Es wurde vom Marktamt hingewiesen, dass man gesetzliche eine Ausschreibung für das Geschäft machen müsse, dann wird entschieden", so die einführenden Worte gefolgt von dem Vorwurf in knallroter Schrift: "Doch diese Ausschreibung erfolgt nicht - vergessen. Großer Amtsfehler." Stattdessen habe, so ist weiter auf dem Plakat zu lesen, zunächst vonseiten des Marktamtes Funkstille geherrscht. Dann sei man auf Nachfrage informiert worden, dass der Nachfolger des Geschäfts nun das Hotel Maximilian's sei und die Räumlichkeiten besenrein und ausgeräumt übergeben werden müssten. Dass der potenzielle Nachfolger übergangen worden sei, wird kritisiert. Sogar von Schikane und Unmoral ist die Rede.
Wolfgang Vogl möchte sich zu dem von ihm verfassten Plakat bislang nicht gegenüber unserer Redaktion äußern. Er wolle erst Rücksprache mit seinem Anwalt halten, den er eingeschaltet habe, sagt der 74-Jährige. Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU) hingegen, in dessen Referat das Marktamt angesiedelt ist, hat sehr wohl etwas zu den Vorwürfen zu sagen.
"Wie in solchen Fällen üblich gab es natürlich auch hier eine Online-Ausschreibung auf der städtischen Homepage für den Stadtmarkt," entgegnet Hübschle der Kritik. Diese sei im Februar erfolgt, denn der Vertrag mit dem österreichischen Händler laufe erst Ende März aus. Je nach Bewerberlage dauere so eine Ausschreibung zwei bis vier Wochen. Für den "Österreicher" habe es drei Bewerber gegeben. Doch einer von ihnen habe vor rund drei Wochen zurückgezogen. Dabei habe es sich um den potenziellen Nachfolger gehandelt, den die Vogls präsentiert hatten. Wie Hübschle weiter berichtet, sei dieser im Marktamt erschienen und habe die Bewerbung zurückgenommen. Übrig seien das Hotel Maximilian's und ein weiterer Bewerber geblieben. Hübschle begründet den Zuschlag für das Augsburger Traditionshotel.
Hotel Maximilian's überzeugte das Augsburger Marktamt
"Das Konzept mit einer Vinothek und einem kleinen Imbiss hat überzeugt. Es ist genau das, was wir wollten." Der andere Bewerber habe eher ein Café vorgesehen. Mit dem Maximilian's und seiner Spitzengastronomie habe man ein für den Stadtmarkt abrundendes Angebot erhalten, das eine Lücke fülle. Die gegen das Marktamt erhobenen Vorwürfe, nennt Hübschle "unbegründet". Kommentieren möchte der Wirtschaftsreferent das aufgehängte Plakat nicht weiter.