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Augsburger Presseball 2023: Eine Gala-Nacht mit vielen Facetten

Augsburger Presseball

Pailletten, Zocker und der Oscar: Gala-Nacht mit vielen Facetten

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    Licht aus, Spot an: Der Augsburger Presseball setzt die Gäste einen Abend lang ins Scheinwerferlicht.
    Licht aus, Spot an: Der Augsburger Presseball setzt die Gäste einen Abend lang ins Scheinwerferlicht. Foto: Marcus Merk

    Es funkelt, es glitzert. Das Foyer im Kongress am Park füllt sich, die Gäste des Presseballs 2023 kommen. Hier werden Fotos gemacht, dort Bekannte gegrüßt und dann wirken diese ersten Meter zur großen Augsburger Ballnacht auch wie ein Laufsteg: Wer trägt was und was ist gerade in? Unübersehbar: die Rückkehr der Paillette. Das fällt auch Katharina Ferstl, Mitinhaberin des Modehauses Jung, auf. „Das ist gerade ein Riesentrend. Und die Farben sind wieder zurück.“ Auch das sieht man gleich. Da, dieses wunderbare Abendkleid mit Schleppe, ist das nicht das Pink des Abends? Und dort, hat da nicht jemand das Oberteil seines Smokings gegen ein Pailletten-Sakko getauscht?

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    Glitzernder Modetrend: Alexandra Bjelos und ihr Mann Thomas Titzmann setzen beim Outfit beide auf Pailletten.
    Glitzernder Modetrend: Alexandra Bjelos und ihr Mann Thomas Titzmann setzen beim Outfit beide auf Pailletten. Foto: Silvio Wyszengrad

    Hat er: Thomas Titzmann glitzert mit seiner Frau Alexandra Bjelos um die Wette, doch sie - im gedeckteren schwarzen Paillettenkleid - überlässt ihm gerne die Show. Sein Sakko, sagt der Arzt, habe er erst vor Kurzem gekauft, für den Presseball hat er es mit einer schwarzen Fliege kombiniert, in der ein silberner Totenkopf steckt. Auch an Titzmanns Fingern stecken Totenköpfe - als Ringe. Ob man Mut braucht als Mann für ein solches Outfit? Titzmann schmunzelt und sagt: "Nein, mir macht das Freude." Seine Frau lächelt auch. "Manchmal bremse ich ihn etwas." Wir sagen: Pailletten an - und Hut ab vor einem Mann mit Mode-Mut.

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    Rund 2000 Gäste feiern beim 49. Augsburger Presseball für den guten Zweck. Wir nehmen Sie mit und zeigen Einblicke der Benefizgala.

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    Aber ist das überhaupt moralisch? Einen Presseball feiern, während anderswo Krieg geführt wird, seit anderthalb Jahren in der Ukraine, seit Kurzem in Israel? Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) stellt diese Frage bei seiner kurzen Rede zu Beginn des Balls. Die Antwort folgt sogleich. Ja, ist es. Man dürfe sich durch die Kriege, aber auch nicht durch die erstarkten rechtsextremen Kräfte in Deutschland sein Leben wegnehmen lassen. Die Demokraten müssten stark bleiben, damit die Demokratie stark bleibe. 

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    Ein Stockwerk höher, an den Tischen der Spielbank Lindau. Eine Menschentraube schaut gebannt zu, welche Karten der Croupier aufdeckt. Zehn, vier, „noch eine?“, neun. Zu viel, raus. Wer hier Black Jack spielt, hat schon verloren – aber für einen guten Zweck, nämlich die Kartei der Not. Alles eingetauschte Spielgeld kommt der Stiftung zugute. Gute Ratschläge muss Spielbank-Direktor Ralf Item an seine Gäste also nicht verteilen, etwa ein festes Budget für den Abend einzuplanen. Sie machen sowieso alles richtig. Und hier, da hat jetzt jemand ein Ass und einen Buben, dafür gibt es doch etwas, ein Los für die große Tombola zugunsten der Kartei der Not. Vielleicht wird es ja dort ein Hauptgewinn.

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    Auch auf einer glamourösen Gala muss es nicht Kaviar sein, beim Presseball gibt es – unter anderem – Currywurst. Gebraten wird draußen. Zeit, sich abzukühlen, Zeit für kleinere Gespräche zwischendurch. Und da entpuppt sich der höfliche Hintermann als wahrer Zeitkenner, einer, der von sich selbst sagt, zu einer aussterbenden Spezies zu gehören: Uhrmacher. Ein Liebhaber des Mechanischen, einer, der genau weiß, wie alle Rädchen ineinandergreifen müssen. Und – anders als die iWatch, die es mit ihrem Nachtmodus einmal wieder übertreibt und die Zeit partout nicht anzeigen will, sieht er auf seiner klassischen Uhr auf einen Blick: fünf vor zwölf. Mitternacht, war da nicht was? 

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    Stimmungsmacher am DJ-Pult: LOST FREQUENCIES kommt als Stargast bei den Gästen super an.
    Stimmungsmacher am DJ-Pult: LOST FREQUENCIES kommt als Stargast bei den Gästen super an. Foto: Marcus Merk

    Mitternacht ist beim Presseball Stargast-Zeit und die schreibt sich in diesem Jahr in allen Dingen in Großbuchstaben: Sobald DJ LOST FREQUENCIES an den Reglern dreht, fängt der Saal an zu beben. Die tiefen Bässe lassen die Kerzen an den Tischen im Takt vibrieren und animieren die Ballgäste, Teil des schicksten Raves zu werden, der in Augsburg je stattgefunden hat. Wer mittanzt, stellt schnell fest, wie warm das macht, wenn der Mann am Mischpult den Takt nochmals beschleunigt. Aber Durchhaltevermögen zahlt sich aus, denn später fragt der da oben die tanzende Menge da unten musikalisch „Are You With Me“ – und wie, als der Hit in überlanger Party-Fassung immer weiter nach vorne treibt. Kein Gedanke mehr an den kommenden Winter, keiner an den Frost. Das klingt nach Sommer, nach guter Laune, nach Ausgelassenheit.

    Presseball-Foyer: Ein Marathon-Programm mit 80 Songs

    Während im Saal sich Beats-Gebirge türmen, haben Sänger Martin Heer und seine Glamour Chiefs eine kurze Verschnaufpause. Sie gehören zu den musikalischen Institutionen des Balls, haben früher in der Champagner-Bar gespielt, fanden das schon gut, finden das Foyer aber noch besser. „Die Tanzfläche war schon voll, als es eigentlich noch gar nicht losging“, erzählt Heer und lacht. Weil da eine Nachfrage war, haben sie losgelegt. Und die Ausdauer für ihr Marathon-Programm von rund 80 Songs in rund fünfeinhalb Stunden reiner Spielzeit auf der Bühne bringen sie auch mit. Ein paar Stücke mehr spielen da auch keine Rolle. „Das macht doch Spaß.“ 

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    Als eine wahre Spaßmaschine entpuppt sich die Fotobox, an der die Gäste den ganzen Abend Schlange stehen für sechs verrückte Aufnahmen mit Glitzerbrillen, Wählscheiben-Telefon oder Kameras. EU-Abgeordneter Markus Ferber entscheidet sich für einen Oscar. Passt, der Politiker stand jahrelang auf roten Teppichen und großen Bühnen. Während er und seine Frau Susanne Rompel eher zurückhaltend sind mit der Kamera, drehen andere Besucher voll auf. Am Ende gibt es von diesem Abend Hunderte verrückte Aufnahmen im Fischaugen-Format. Der Oscar übrigens wird sich vielfach auf diesen Bildern finden. "Er ist das beliebteste Accessoire, manche dachten auch schon mal, es sei der echte", amüsiert sich Fotobox-Chef Christoph.

    Foto mit Fischauge: In der Fotobox werden Selfies neu erfunden. Beliebtes Accessoire: die Glitzerbrille.
    Foto mit Fischauge: In der Fotobox werden Selfies neu erfunden. Beliebtes Accessoire: die Glitzerbrille. Foto: Marcus Merk

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    Echt oder Magie? Daniel Lütke-Wissing ist Close-up-Magier, das heißt, er zaubert umringt von seinem Publikum. So zeigt er auf dem Presseball einer Gruppe von Leuten, wie er Bälle in seiner Hand verschwinden lässt, und schließlich ein Ball hinter dem Ohr einer Besucherin wieder auftaucht oder sich plötzlich in der geballten Faust eines Gastes befindet. Von einem Zaubertrick ist auch Oberbürgermeisterin Eva Weber begeistert: Der Magier faltet einen Zehn-Euro-Schein zusammen, als er ihn wieder auffaltet, hält er plötzlich einen 50-Euro-Schein in der Hand. „Sie müsste ich einmal unserem Finanzreferenten Roland Barth vorstellen“, sagt Weber und lacht. 

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    Und was ist das da? Sind das die ersten Halluzinationen, weil die Nacht nun langsam wirklich lang wird, oder leuchtet da tatsächlich etwas zwischen dem Eis leicht bläulich im Cocktailglas? Bar-Chef Harry Winderl illuminiert die Drinks mit künstlichen Eiswürfeln, in denen blaues Licht blinkt. Wird an diesem Abend auch zum beliebten Fotomotiv, überall in der RT1-Disco sieht man Gäste mit den Würfeln schäkern. Lange wird dort noch getanzt, während draußen an den Taxis Schlange gestanden wird und die anderen Bereiche im Kongress am Park sich langsam leeren. Die Ausdauernden tanzen hier, als ob der Ball gerade erst Fahrt aufnimmt, der nächste Morgen kommt früh genug. 

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    Und der Heimweg? Wird wie immer beim Presseball versüßt mit frischen Backwaren und einer Tasche voller Gutscheine und anderen Überraschungen. Der Presseball ist immer ein Gewinn – für die Gäste und für die Stiftung Kartei der Not.

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