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Influencer Fabian Pecher: Mit Fußballvideos zum TikTok-Star

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Fast eine Million Follower: Mit Fußballvideos verdient Fabian Pecher sein Geld

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    Fabian Pecher ist ein bekannter Augsburger Influencer. Im November 2024 hatte er rund 930.000 Follower.
    Fabian Pecher ist ein bekannter Augsburger Influencer. Im November 2024 hatte er rund 930.000 Follower. Foto: Fabian Pecher

    Der Augsburger Fabian Pecher dreht gerne Videos. Ihr Inhalt: alles rund um Fußball und Sport. Manchmal ist er selbst am Ball, im nächsten Streifen lobt er das Duschgel einer bekannten Marke, duelliert sich im Quiz mit Handball-Nationaltorhüter Andreas Wolff oder übt mit FC Bayern-Star Leon Goretzka, einen zugeworfenen Tennisball gezielt in einem kleinen Kreis zu platzieren. Was nach Spaß klingt, ist für den 28-Jährigen Arbeit. Er verdient damit sein Geld, viel Geld. Dass das so kommt und er in sozialen Netzwerken fast eine Million Fans hat, war allerdings nicht geplant. Es hat sich so ergeben - auch dank Cristiano Ronaldo.

    An diesem Nachmittag ist es trüb und kalt. Auf dem Fußballplatz des TSV Neusäß ist nichts los. Nur einer wuselt herum: Fabian Pecher. Er will in einem Video erklären, warum Fußball-Star Toni Kroos bei den Schnürsenkeln seiner Fußballschuhe die kleine Plastikhülle kappt und das Ende stattdessen mit einem Feuerzeug verschmilzt. Dafür hat Pecher seine Kamera und eine kleine Szene mit Tor und Trainingshütchen aufgebaut. Immer wieder joggt er vor die Linse, inszeniert sich und den Schuh, läuft zurück, verändert die Einstellung und ab geht es zurück vor die Kamera. „So wird es mir wenigstens nicht kalt“, ruft er lachend. Rund 30 Minuten dauert das Hin und Her, bis Pecher alle Einstellungen im Kasten hat. „Mit Drehbuch und Schnitt brauche ich für ein solches Video eineinhalb Stunden“, erzählt er. In dem 20-Sekunden-Filmchen erfahren die Follower dann, dass Kroos die Plastikenden drücken und er sie deshalb entfernt.

    930.000 Menschen folgen Augsburger Influencer Fabian Pecher auf Instagram und Co.

    Was banal klingt, findet Fans. Pecher hat 930.000 Follower, also Menschen, die ihm und seinen Angeboten in Social-Media-Kanälen wie Instagram, Tiktok oder auch auf Youtube folgen. „Dafür, dass ich kein Promi bin, ist das ein sehr guter Wert“, ordnet er ein. Seit einigen Jahren kann der Augsburger davon leben, Influencer beziehungsweise Content Creator zu sein. Dabei vermarktet er nicht nur sich selbst, sondern arbeitet mit vielen bekannten Marken und Institutionen wie Decathlon, dem DFB oder dem Deutschen Eishockeybund zusammen. Sein BWL-Studium hat er zwar abgeschlossen, aber nie in einem Unternehmen gearbeitet. „Ich vermisse den Austausch mit Kollegen, aber ich mag meinen Job und verdiene hier deutlich mehr“, so sein Argument.

    Dass das so gekommen ist, sei Zufall. 2011 habe er begonnen, mit Freunden zu trainieren, Freistöße wie Cristiano Ronaldo zu schießen, erzählt Pecher. Um die eigene Technik zu sehen, hätten sie sich dabei gefilmt. „Damit wir die Videos nicht auf dem kleinen Handy-Bildschirm schauen müssen, habe ich sie bei Youtube hochgeladen. So konnte sie sich jeder zu Hause anschauen.“ Und mit ihnen all die anderen Nutzer der Plattform. Innerhalb kurzer Zeit hatte der Kanal 10.000 Follower, erste Unternehmen wurden auf Fabian Pecher aufmerksam und boten Kooperationen an.

    Fabian Pecher: „Influencer sein ist auch Arbeit“

    Influencer sind eine Entwicklung der Zeit. Etwa 95 bis 97 Prozent der Generation Z (Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind) folgt einem solchen, sagt der Augsburger Generationenforscher Rüdiger Maas. „Sie sind für junge Menschen oft eine sichere Konstante in der unüberschaubaren Cyberwelt, quasi der digitale nahbare Freund, den ich nicht nur bewundern, sondern mich auch mit ihm/ihr identifizieren kann.“ Sie geben aber nicht nur Orientierung, sondern sind auch Vorbild. Nicht wenige wollen selbst ein gefragter Social-Media-Star werden.

    Doch ganz so einfach ist das nicht. „Würde ich heute mit meinen Videos starten, hätte ich keine Chance, diese Reichweite aufzubauen, wie ich sie jetzt habe“, sagt Fabian Pecher. Er würde sich nicht ausreichend von anderen Angeboten absetzen und könnte wohl nicht davon leben. Das schafften ohnehin nur ganz wenige. Sein Glück sei es gewesen, zu den Ersten zu gehören. Zu glauben, sein Leben bestehe nur aus lustigen Filmchen, sei ebenfalls ein Trugschluss. „Das ist schon Arbeit.“ Fabian Pecher hat sich breit aufgestellt, ist vor und hinter der Kamera sowie als Berater aktiv. „Ich muss mir Alternativen schaffen, sollte ich einmal mit meinen Fußball-Videos nicht mehr gefragt sein.“ Um das zu bewerkstelligen, ist er viel unterwegs, in ganz Europa und teils mehrere Wochen am Stück. Familie und Freunde kämen da manchmal zu kurz. „Das ist etwas, das ich gerne anders gestalten würde.“

    Für seinen nächsten Auftrag wird Influencer Fabian Pecher Skispringer

    Trotzdem, sagt der 28-Jährige, habe er einen Traumjob. „Ich mag die Arbeit mit der Kamera, lerne tolle Menschen kennen und finde es Wahnsinn, wie ich von Augsburg aus Hunderttausende erreiche.“ Demnächst begibt sich Fabian zudem auf neues Terrain. Für eine TV-Doku muss er von einer kleinen Skischanze springen. „Davor habe ich Respekt und muss mich dringend gut vorbereiten“, erzählt er lachend. Aber Internet-Star zu sein, ist eben mehr, als nur mal schnell ein Video zu drehen.

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