Das Porträt von König Charles III. schmückt eine neue englische Ein-Pfund-Münze. Es dauerte nach seinem Amtsantritt fast zwei Jahre, ehe eine Münze als Zahlungsmittel Charles III. zeigt. So lange ließ man sich vor 2000 Jahren im Römischen Reich nicht Zeit, um Münzen mit dem Porträt eines neuen Kaisers in den Umlauf zu bringen. Münzen waren damals Propagandamittel. Kaiser machten im Römischen Reich auf Münzen ihren Namen und ihr Porträt bekannt. War ein neuer Kaiser an die Macht gelangt, wurden in Rom rasch Gold- und Silbermünzen (Aurei und Denare) mit seinem Porträt gefertigt und in den Umlauf gebracht. Später kamen auch Kleinmünzen aus Bronze, Kupfer oder Messing mit dem Kaiserporträt dazu.
Die römische Währung war der Euro der Antike. Sie war im gesamten Römerreich gültig. In Augusta Vindelicum war römisches Geld über 400 Jahre lang Zahlungsmittel. Entsprechend hoch ist die Zahl der Fundmünzen in Augsburg: Vermutlich befinden sich inzwischen 15.000 bis 20.000 Münzen aus römischer Zeit in den Depots.
Die ältesten in Augsburg entdeckten Römermünzen stammen aus der Mitte des 2. vorchristlichen Jahrhunderts. Sie gingen im römischen Militärlager an Wertach und Hettenbach verloren. Ein Hochwasser überspülte das Areal und vergrub die Münzen im Kies. Einem Hochwasser ist auch der Erhalt jener fast römischen 5600 Silber-Denare zu verdanken, die Archäologen 2020/21 in Oberhausen auf dem ehemaligen Fabrikgelände von Zeuna-Stärker bargen. Es ist der größte römerzeitliche Münz-Silberschatz in Bayern.
Münzen wurden versteckt, aber niemals abgeholt
Die Denare wurden im ersten und im zweiten nachchristlichen Jahrhundert geprägt – die ältesten unter Kaiser Nero (er regierte von 54 bis 68), die jüngsten unter Kaiser Septimius Severus (193 bis 211). Die Münzen wurden versteckt, aber nie mehr vom Besitzer abgeholt. Ein Wertach-Hochwasser erfasste das Versteck im heutigen Oberhausen und verstreute die Münzen im Kies.
Das römische Militär wurde auf hochwassersicherem Gelände über Lech und Wertach in einem Kastell dauerhaft ansässig. Daraus entwickelte sich Augusta Vindelicum, die Provinzhauptstadt von Rätien. Hier gingen viele Münzen verloren oder wurden versteckt. Ein Hortfund bestand aus 51 Kupfermünzen aus der Regierungszeit von Kaiser Augustus (er regierte von 27 vor Christus bis 14 nach Christus). Ein Münzschatz wurde am 6. September 1978 an der Stephansgasse geborgen: 52 römische Goldmünzen (Aurei). Sie waren in den Regierungszeiten der Kaiser Nero, Marcus Aurelius (161 bis 180) und Lucius Verus (161 bis 169) geprägt und nach dem Jahr 164 vergraben worden.
Bauarbeiten in Augsburg brachten römische Funde ans Licht
Die Goldmünzen weisen kaum Gebrauchsspuren auf. Kaiser-Porträts auf den Aurei sind also sehr gut erhalten. Römisches Kleingeld dagegen war lange Zeit im Umlauf und ist meist stark abgegriffen. Es kommt im Bereich der einstigen Römerstadt überwiegend bei Bauarbeiten zutage. Beim Verlegen von Rohrleitungen für die Fernheizung werden Archäologen meist fündig. Münzen gingen auf dem Zentralmarkt von Augusta Vindelicum verloren. Dort kamen über 4700 Fundstücke ans Tageslicht, darunter 215 Münzen. Nicht weit davon entfernt, am Springergässchen, wurden 1981 in einer Baugrube 260 Bronzemünzen entdeckt. Sie waren unter den Kaisern Valentinian II. (375 bis 382), Theodosius I. (379 bis 395) sowie dessen Söhnen Arcadius (383 bis 408) und Honorius (393 bis 423) geprägt worden.
Ein ungewöhnlicher Fundort war die Baugrube für das Ärztehaus des Vincentinums. Die Archäologen stießen im Herbst 2012 nicht nur auf einen Grabstein für die im 3. Jahrhundert verstorbenen Kinder Burinianus und Buritta, sie bargen auch rund 3000 römische Münzen in einem ehemaligen Wasserlauf. Archäologen vermuten, dass die Münzen als Opfergaben beim Passieren eines Lecharms ins Wasser geworfen wurden.
Nur wenige Münzen werden im Interimsmuseum Römerlager gezeigt
Relativ wenige Römermünzen aus der Vielzahl der Funde sind im Zeughaus im Interimsmuseum Römerlager im Zeughaus zu sehen. Manche Besucher sind von der Größe der Goldmünzen des Schatzfundes enttäuscht. Die 52 Aurei sind Goldplättchen mit einem Durchmesser von 16 bis 18 Millimeter und einem Gewicht von 5,88 bis 8,19 Gramm.
Miniaturporträts auf Münzen dienten Künstlern späterer Epochen als Vorlage für Büsten, Reliefs und Bilder. Im Augsburger Rathaus sind römische Kaiser durch Bronzebüsten und Fresken präsent, im Treppenhaus des Verwaltungsgebäudes am Rathausplatz sind auf Glas gemalte namenlose Kaiserporträts in Fenster eingefügt. Im Antoniushof und im Höhmannhaus an der Maximilianstraße sowie im Köpfhaus am Fuggerplatz sind Porträtreliefs römischer Kaiser zu sehen.
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