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Augsburger Geschichte: Pfingsthochwasser 1999: Als große Teile Pfersees unter Wasser standen

Auf der Chemnitzer Straße schwimmen Müllbehälter.
Augsburger Geschichte

Pfingsthochwasser 1999: Als große Teile Pfersees unter Wasser standen

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    Am frühen Morgen des Pfingstsonntags, 23. Mai 1999, weckten Lautsprecher-Durchsagen im Uhlandviertel in Pfersee viele. Der Grund: An der Westseite der Hochwasser führenden Wertach war bei Göggingen der Damm überflutet. Das Wasser war im Bett des vertrockneten Brunnenbachs bereits bei der Neubausiedlung auf der Uhlandwiese angekommen, floss in Gärten und in Kellerschächte. Es sei alles sehr schnell gegangen, erzählten Betroffene. Sie konnten nur noch wenig aus den Kellern bergen.

    Die Medien hatten am Samstag vor Pfingsten über steigende Pegelstände in Bayerns Flüssen berichtet. Auch die Wertach führte nach tagelangen Regenfällen Hochwasser. Das Risiko einer Überschwemmung wurde in Augsburg als gering eingeschätzt. Die Wertach brachte jedoch entwurzelte Bäume, Sträucher und sonstiges Treibgut. Sie verfingen sich am Ackermann-Wehr bei der Gögginger Brücke und stauten die Wertach. 

    Wertach-Pfingsthochwasser vom 23. Mai 1999: Das Gögginger Ackermann-Wehr ist zerstört.
    Wertach-Pfingsthochwasser vom 23. Mai 1999: Das Gögginger Ackermann-Wehr ist zerstört. Foto: Franz Häußler

    Am Spätnachmittag des Pfingstsamstags wurden vorsichtshalber die Dämme mit Sandsäcken erhöht. Die hochgehende Wertach spülte sie weg, durchbrach kurz vor Mitternacht den Ostdamm und überflutete einen Teil von Göggingen. Bald danach entstand am Westufer eine Bresche. Das Wasser ergoss sich in Kleingartenanlagen und in die Schafweidsiedlung und breitete sich aus. Es füllte das rund 1000 Meter lange Bett des vertrockneten Pferseer Brunnenbachs und erreichte darin schnell Pfersees Neubaugebiete.

    Bereits 1965 erlebte Pfersee eine Wiederbelebung des Brunnenbachs

    Eine Wiederbelebung des vergessenen Brunnenbachs hatten Anwohner der August-Vetter-Straße und der Chemnitzer Straße bereits 34 Jahre zuvor erlebt. Sie wurden am Morgen des Pfingstsonntags 1965 durch die Feuerwehr geweckt. Damals hatte die randvolle Wertach unterhalb der Gögginger Brücke den Einlassschieber des Radegundisbachs weggedrückt. Das austretende Wasser folgte einem verfüllten Arm der unregulierten Wertach ins einstige Quellgebiet des Brunnenbachs.

    Die Flut sammelte sich im alten Bachbett und floss durch die Uhlandwiese. Das Wasser überströmte die August-Vetter-Straße, füllte Keller und eine Tiefgarage. Die Chemnitzer Straße war die Endstation für den wiedergeborenen Brunnenbach. Hier schluckte die Kanalisation sein Wasser. „Jetzt wohnen wir im Pfersee“, rief eine Frau aus dem Fenster. Die

    Mit einem Bagger wird Treibgut an der Goggelesbrücke entfernt.
    Mit einem Bagger wird Treibgut an der Goggelesbrücke entfernt. Foto: Franz Häußler

    Das Pfingsthochwasser 1999 dagegen war eine Katastrophe. Es richtete in Pfersee Schäden in rund 1000 Häusern an. Hausrat im Wert von rund 57 Millionen D-Mark wurde vernichtet. Pfersee-Chroniken überliefern viele Hochwässer. Sie beschreiben auch den Brunnenbach. 1850 heißt es, seine Quellen lägen im linksseitigen Überschwemmungsgebiet der Wertach. Hier entsprangen drei Bäche, die sich zum Brunnenbach vereinigten. 

    Die Uhlandwiese in Pfersee wurde zum Neubaugebiet

    Sein Beginn lag unter der heutigen Trasse der B 17/300. Der Bach verlief durch Wiesen in Richtung Pfersee. In alten Vermessungsprotokollen heißen sie Brunnenbach-Teile. Die Bezeichnung wechselte in Uhlandwiese, benannt nach der Uhlandstraße, die in Pfersees Zentrum führt. Auf der Uhlandwiese wurde 1926 eine Kleingartenanlage gegründet, auf dem großen Rest zwischen Uhlandstraße und Leitershofer Straße weideten noch in den 1960er-Jahren Schafe. Dann wurde die Uhlandwiese überbaut, das Uhlandviertel entstand. Obwohl der Brunnenbach und seine Quellbäche längst ausgetrocknet waren, blieben sie bis 1956 im Stadtplan eingezeichnet. 

    Pfingsten 1999: überflutete Kleingärten an der Westseite der Wertach.
    Pfingsten 1999: überflutete Kleingärten an der Westseite der Wertach. Foto: Franz Häußler

    Für Pfersee hatte der Brunnenbach jahrhundertelang eine wichtige Funktion als Energielieferant. Kurz vor der Gollwitzerstraße wurde er deshalb durch einen von der Wertach abgeleiteten Kanal aufgefüllt und hieß dann Pferseer Mühlbach. Er trieb die Wasserräder der Pferseer Mühle an. 1885 löste sie die Uhrfedern- und Sägenfabrik Eberle ab. Den

    Das Hochwasser brachte die Goggelesbrücke in Gefahr

    Das Wertach-Hochwasser 1999 zerstörte in Göggingen das Ackermann-Wehr und brachte die Goggelesbrücke in Gefahr. Die Flusssanierung „Wertach vital“ machte die Goggelesbrücke überflüssig. Im Februar 2005 barg ein Kran das überdachte hölzerne Mittelteil. Es befindet sich am Seehundebecken im Zoo.

    Weitere stadthistorische Exkursionen von Franz Häußler finden Sie hier. Weitere Bilder vom Pfingsthochwasser 1999 sehen Sie hier:

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    Es war die größte Katastrophe der Nachkriegszeit in Augsburg: An Pfingsten 1999 überflutete ein Hochwasser Teile der Stadt und der Region.
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