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Augsburger Geschichte: Königsplatz: Der prächtige Kaiserhof verschwand 1971

Augsburger Geschichte

Königsplatz: Der prächtige Kaiserhof verschwand 1971

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    1892 wurde der Gasthof zum Kaiserhof beim Königsplatz gebaut. 79 Jahre lang prägte er den Beginn der Straße nach Göggingen.
    1892 wurde der Gasthof zum Kaiserhof beim Königsplatz gebaut. 79 Jahre lang prägte er den Beginn der Straße nach Göggingen.

    „Hotel Kaiserhof Augsburg – das moderne Haus“ ließ 1961 Otto Schnitzenbaumer auf die Rückseite einer Postkarte mit vier Aufnahmen vom Kaiserhof drucken. Der Augsburger Landmaschinenhändler hatte 1961 die Immobilie in bester Innenstadtlage gekauft. Der Hotelbetrieb lief unter einem Pächter weiter. Für

    Zur selben Zeit war Baubeginn für Otto Schnitzenbaumers Hotelturm im Stadtgarten. Auch das Abbruchareal beim Königsplatz blieb nicht unbebaut: Hier erstand der Kaiserhof 2000, ein Multifunktionsgeschäftshaus. Bauherr war die Augsburger Immobilien-Anlage-Gesellschaft mbH, Grundstücksverwaltung KG (eine Tochter der benachbarten Stadtsparkasse) in Zusammenarbeit mit der Firma Schnitzenbaumer. 1973 zogen im neuen Kaiserhof 2000 Stabsabteilungen der Stadtsparkasse und Mieter der Gewerbeflächen ein. Die Augsburger konnten sich aber mit dem „schwarzen Kasten“, wie sie das Hochhaus am

    Mancher trauerte dem Hotel Kaiserhof mit seinen neubarocken Fassaden nach. Das Denkmalschutzgesetz trat erst am 1. Oktober 1973 in Kraft. Da war bereits der Neubau bezogen. „Solche Abbrüche, die Platz für die in den 1960er- und 1970er-Jahren moderne Architektur des Brutalismus schufen, waren eine wesentliche Ursache für das Entstehen des Denkmalschutzgesetzes“, erläutert ein Denkmalschützer. Der Kaiserhof war beim Abbruch nur noch äußerlich historisch. Innen war das Hotel aufwendig modernisiert.

    Die Fassade entwarf Martin Dülfer

    79 Jahre stand der Kaiserhof vom Königsplatz aus im Blickfeld. Der Augsburger Architekt Julius Wahl hatte den 1892 eingeweihten Gasthof zum Kaiserhof – so hieß das Hotel ursprünglich – finanziert und gebaut. Die Fassadenentwürfe stammen von Martin Dülfer (München). Er war damals auch für die Außengestaltung der Staats- und Stadtbibliothek an der Schaezlerstraße verantwortlich.

    Es hatte im 19. Jahrhundert lange gedauert, ehe mit dem Kaiserhof die städtebaulich herausragende Stelle beim Königsplatz neu gestaltet werden konnte. Zuvor standen am Beginn der Straße nach Göggingen (der heutigen Hermanstraße) das Gartenhaus des Halder’schen Gartengutes und daran anschließend der Gasthof Prinz von Oranien. Eine Radierung aus dem Jahr 1820 dokumentiert die bauliche Situation. 1855 kaufte die Stadt das Areal und nutzte die Gebäude als Gendarmeriekaserne. Sie lag damals noch außerhalb der Stadtbefestigung. 1860 begann deren Abbruch beim Gögginger Tor. Auf der eingeebneten Bastion und dem verfüllten Stadtgraben wurde der Königsplatz angelegt.

    Um 1900 wird der Kaiserhof als „Haus I. Ranges“ bezeichnet. „Schönste Lage am Königsplatz, 5 Minuten zum Bahnhof“ heißt es. Was unter „modernem Comfort“ zu verstehen war, geht aus einem Inserat hervor: „Fließendes kaltes und warmes Wasser in allen Zimmern, Staatstelefon in jedem Zimmer“. Das Hotel verfügte über ein elegantes Restaurant, ein Café und Separees. Darin „tagten“ geschlossene Gesellschaften wie „Esperanto-Societo“ und der „Kaufmännische Verein“. Es gab auch Kartler-Stammtische. Von Bert Brecht ist bekannt, dass er einige Jahre zum Kartenspielen in den Kaiserhof kam. Vor dem Zweiten Weltkrieg und während der Kriegsjahre brachten hier die Flugzeugwerke Messerschmitt Offiziere unter, die längere Zeit bei Messerschmitt zu tun hatten. Das große Gebäude blieb bei Luftangriffen von Bomben verschont. Das intakte, relativ komfortable Hotel stand deshalb nach der Besetzung Augsburgs im Blick amerikanischer Militärs: Sie quartierten sich darin ein. Es sollte eine Langzeitbesetzung werden: Im Adressbuch für 1954 ist die Hotelanschrift „Halderstraße 1“ immer noch mit zwei Sternchen versehen. Das hieß: „Das Gebäude ist zerstört, beschlagnahmt oder unbewohnt“.

    Besitzer durfte nicht im beschlagnahmten Kaiserhof wohnen

    Nicht mal der Besitzer Wilhelm Eisenbarth durfte 1954 im beschlagnahmten Kaiserhof wohnen. Erst nach der Freigabe konnte die dringend nötige Renovierung und Modernisierung durchgeführt werden. Als Otto Schnitzenbaumer 1961 das von ihm erworbene Hotel auf der Postkarte als „modernes Haus“ bezeichnete, tat er das zu Recht. 1971 musste es trotzdem einem riesigen Geschäftshaus Platz machen.

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