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Augsburger Geschichte: Im Bader-Haus in der Augsburger Innenstadt steckt viel Geschichte

Augsburger Geschichte

Im Bader-Haus in der Augsburger Innenstadt steckt viel Geschichte

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    Das im alten Stil wiederaufgebaute Bader-Haus in den 1960er-Jahren mit der Aufschrift „KOLONIAL BADER“.
    Das im alten Stil wiederaufgebaute Bader-Haus in den 1960er-Jahren mit der Aufschrift „KOLONIAL BADER“. Foto: Sammlung Häußler

    Der Umzug von Bücher Pustet von der Karolinenstraße in die Annastraße rückt das verlassene repräsentative Gebäude

    Das Bader-Haus stammt aus dem 18. Jahrhundert

    Die Architektur deutet auf eine Bauzeit im 18. Jahrhundert. Archivalien bestätigen dies: Anno 1748 waren zwei alte Häuser vereinigt und der nunmehrige Großbau im Stil der Barockzeit gestaltet worden. Seither wurde es im Inneren x-mal umgebaut. Das heißt: Es musste im Lauf der Jahrhunderte oftmals wechselnden Nutzungsbedürfnissen angepasst werden.

    Die Fenster-Beschriftungen sind Relikte aus der jüngsten Hausgeschichte.
    Die Fenster-Beschriftungen sind Relikte aus der jüngsten Hausgeschichte. Foto: Sammlung Häußler

    Die jüngste Epoche begann 1988 mit der Eröffnung der Buchhandlung Pustet im Bader-Haus. Die beeindruckende Erdgeschosshalle mit Gewölben und Rundsäulen sowie das erste Stockwerk wurden zur Buchhandlung. Eine offene Treppenanlage verband die Bücher-Etagen. Breite Stufen führen hinab in historische Gewölbekeller. Dort war 1988 das Wirtshaus König von Flandern mit einer Hausbrauerei eingerichtet worden. Es befindet sich jetzt im Capitol am Moritzplatz.

    Allerlei Geschäfte im Gebäude Karolinenstraße 12

    Das Geschäftshaus Karolinenstraße 12 steht in bester Verkaufslage. Aus diesem Grund bestand das Parterre jahrhundertelang aus Verkaufsläden unterschiedlicher Branchen – darunter ein Kolonialwarengeschäft. Darüber war ab 1903 „Josef Bader“ zu lesen. Er betrieb darin 20 Jahre als Mieter eine „Colonialwarenhandlung en gros und en detail“. 1923 kaufte die Familie Bader den Vielzweck-Geschäftsbau. Er wurde zum Bader-Haus. In den 1920er-Jahren gab es darin neben dem Kolonialwarengeschäft einen Laden für Herrenkleidung, einen Elektrohandel, ein Schuhgeschäft, eine Klavierhandlung und Büros.

    Neben dem Bader-Haus bildet ein Flachbau eine Kriegsnarbe in der Häuserzeile.
    Neben dem Bader-Haus bildet ein Flachbau eine Kriegsnarbe in der Häuserzeile. Foto: Sammlung Häußler

    Nach und nach bekamen Mieter die Kündigung wegen Eigenbedarf: Die Familie Bader weitete die Geschäftstätigkeit aus. Das gesamte Erdgeschoss nahm „Kolonial Bader“ ein. Dieser Firmenname stand in großen Buchstaben über den Rundbogen-Schaufenstern. 1933 eröffnete Bernhard Bader im 1. Stockwerk ein Café, 1938 begann Josef Bader einen Lebensmittel-Großhandel.

    Die Karolinenstraße Anfang März 1944. Vom Bader-Haus blieben die Umfassungsmauern und Inneren die Gewölbe des Erdgeschosses.
    Die Karolinenstraße Anfang März 1944. Vom Bader-Haus blieben die Umfassungsmauern und Inneren die Gewölbe des Erdgeschosses. Foto: Sammlung Häußler

    Nach einem Bombenangriff im Februar 1944 war das Bader-Haus eine Ruine wie fast alle Gebäude an der Karolinenstraße. Fotos dokumentieren die Zerstörung. Die stehen gebliebene Fassade des Bader-Hauses wies 20 leere Fensterhöhlen auf. Sie boten Einblick in die ausgebrannte Ruine. Die Decken des ersten und des zweiten Stockwerks sowie der Dachstuhl fehlten. Die stabilen Kreuzgratgewölbe des Erdgeschosses hatten den Flammen standgehalten. Auch die großen Buchstaben KOLONIAL BADER über dem Parterre überlebten das Brandinferno.

    Die Fassade des Bader-Hauses wurde restauriert

    Nach Kriegsende entschied sich die Besitzerfamilie Bader für einen Wiederaufbau im alten Stil mit Verwendung der jahrhundertealten Baureste. Solch eine Rekonstruktion war unmittelbar nach Kriegsende verpönt. In Augsburg wurden Ruinen überwiegend völlig beseitigt und durch Neubauten mit glattflächiger Architektur der Nachkriegs-Bauepoche ersetzt. Die barocke Fassade des Bader-Hauses jedoch wurde 1948/49 restauriert und der zerstörte Dachbereich mit dem zweistöckigen Zwerchgiebel und vier Gauben rekonstruiert.

    Die Karolinenstraße anno 1892 in Richtung Dom. In die rechte Häuserzeile ist das Bader-Haus integriert.
    Die Karolinenstraße anno 1892 in Richtung Dom. In die rechte Häuserzeile ist das Bader-Haus integriert. Foto: Sammlung Häußler

    Unter den erhaltenen Erdgeschoss-Gewölben des Parterres lief der Geschäftsbetrieb „in bester solid-bürgerlicher Tradition“ wieder an. So formulierte es die Besitzerfamilie: Hier gab es wieder „Kolonialwaren“. Im Stockwerk darüber wurde ein neues stilvolles Großcafé mit Konditorei und Restaurant eingerichtet. „Kolonial Bader“ prangte in Goldschrift auf einem Schriftband am Haus.

    Die Bezeichnung Kolonialwaren ist heute erklärungsbedürftig: Man verstand bis in die 1970er-Jahre darunter den gesamten Lebensmittel- und Haushaltsbedarf. „Kolonial Bader“ war mit Feinkost auf städtische Haushalte ausgerichtet. Supermärkte lösten Kolonialwarenläden ab. Für das Bader-Haus brachte dieser Wandel eine ungewöhnliche Nutzungsänderung: 1988 zog Bücher Pustet ein. Im Mai 2022 übersiedelte die Buchhandlung in die Annastraße.

    Die schmiedeeisernen Oberlichtgitter an der Karolinenstraße wurden im Jahr 1748 gefertigt.
    Die schmiedeeisernen Oberlichtgitter an der Karolinenstraße wurden im Jahr 1748 gefertigt. Foto: Sammlung Häußler

    An einem Rückgebäude des verlassenen Bader-Hauses deutet noch die Aufschrift BADER auf die einstige Besitzerfamilie. Aus der Barockzeit stammen die Oberlichtgitter der Rundbogen-Fenster an der Karolinenstraße. Eines trägt die Jahreszahl 1748. Vom jüngsten Abschnitt der Hausgeschichte zeugen an Fenstern des ersten Stockwerks die Beschriftungen „BÜCHER PUSTET“ und „Cafe Pustet“. Sie verweisen darauf, dass dort die Tradition des einst großen Cafe Bader wiederbelebt war: Die Buchhandlung hatte ein kleines „Lese-Cafe“ integriert.

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