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Augsburger Geschichte: Erbe legte vor 130 Jahren den Grundstein für das Gesundheitszentrum

Augsburger Geschichte

Erbe legte vor 130 Jahren den Grundstein für das Gesundheitszentrum

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    Zwei Bauepochen: das historische Mutterhaus und daneben die moderne Stadtklinik Diako.
    Zwei Bauepochen: das historische Mutterhaus und daneben die moderne Stadtklinik Diako. Foto: Franz Häußler

    Die Evangelische Diakonissenanstalt Augsburg ist unter der Kurzbezeichnung "Diako" ein fester Begriff. Das Diako ist nicht nur das 1893 bezogene historische Schwesternhaus, sondern ein Konglomerat von Gebäuden unterschiedlicher Bauepochen. Sie bilden ein Zentrum für Sozial- und Gesundheitswesen mit Kliniken, Ärztehaus, Fachschule und Fachakademie. Dazu gehören auch ein Seniorenheim, ein Kindergarten, ein Tagungshotel und Gastronomie. 

    Es gibt seit 130 Jahren keine längere Epoche, in der auf dem weiten Diako-Gelände in der Nähe des Hauptbahnhofs nicht gebaut wurde. Einige Gebäude ersetzten Altbauten, andere entstanden nach und nach auf bislang unbebautem Areal. Der historische Urbau ist das rote Backsteingebäude des Mutterhauses. Am 8. Juli 1891 wurde dafür der Grundstein gelegt. Am 18. Juli 1893 fand die Einweihung statt. 138 Schwestern zogen vor 130 Jahren ins neue Mutterhaus ein und eröffneten daneben ein Krankenhaus. 

    Die Diako-Gebäude stehen in einem einst riesigen Park

    Die Gebäude stehen in einem einst 45.000 Quadratmeter großen Park. Es war ein Teil des Schnurbein'schen Gartenguts, eine von Spazierwegen durchzogene Parklandschaft in Privatbesitz. Die Diakonissen erwarben sie 1888. Ein gewaltiges Erbe ermöglichte der evangelischen Schwesterngemeinschaft den Kauf: Gräfin Stephanie Guiot du Ponteil hatte den Augsburger Diakonissen 1,271 Millionen Goldmark hinterlassen. Es war eine riesige Summe. Sie reichte nicht nur zum Grundstückskauf, sondern auch für die Bauvorhaben. 

    Das Diakonissenhaus und das Krankenhaus auf einer Postkarte von 1903.
    Das Diakonissenhaus und das Krankenhaus auf einer Postkarte von 1903. Foto: Sammlung Häußler

    Wer war die reiche Gräfin Stephanie Guiot du Ponteil? Wie sie aussah, das überliefern zwei Porträts. Eine schöne, edel gekleidete Frau ist auf Ölgemälden dargestellt. Den Adelsnamen trug sie seit ihrer Heirat im Jahr 1849. 19 Jahre war die evangelische Augsburgerin alt, als sie den sechs Jahre älteren katholischen Grafen Alexander Guiot

    Die Gräfin war die Tochter eines Augsburger Bankiers

    Die am 16. Februar 1830 geborene Braut war bereits bei der Hochzeit sehr wohlhabend. Sie war die Tochter des Augsburger Bankiers Albert von Froelich und seiner Gattin Laura. Ihr Vater war 1875 verstorben. Stephanie war Alleinerbin des immensen Froelich'schen Besitzes, da ihre drei Geschwister das Kindesalter nicht überlebt hatten. Ihr Mann war Königlich-Bayerischer Kämmerer und Besitzer der Schlossguts Thürnhofen bei Feuchtwangen. Er starb 1879. Die Ehe war kinderlos geblieben. 

    Die Witwe Gräfin du Ponteil war 56 Jahre alt, als sie am 11. Dezember 1886 starb. Sie war eng mit den Augsburger Diakonissen verbunden und setzte die evangelische Schwesterngemeinschaft als Erbe ein. Die Diakonissen konnten dank des großzügigen Erbes den Augsburger Stararchitekten Jean Keller – er hatte das Hessing'sche Kurhaus in Göggingen gebaut – mit der Planung einer Diakonissenanstalt und eines Krankenhauses beauftragen. 

    Die Stifterin Gräfin Stephanie du Ponteil im Alter von 27 Jahren.
    Die Stifterin Gräfin Stephanie du Ponteil im Alter von 27 Jahren. Foto: Franz Häußler

    Der Bautenkomplex sollte auf dem großen Gartengut erstehen, das die Diakonissen 1888 kauften. Doch Augsburgs Obrigkeit lehnte das Bauvorhaben entschieden ab. Die Begründung: Man wolle in dem neuen Baugebiet zwischen der Kernstadt und dem Hauptbahnhof kein Krankenhaus haben. Die evangelischen Schwestern blieben hartnäckig. Sie erstritten mit Unterstützung einflussreicher Persönlichkeiten die Baugenehmigung. 

    Der Architekt Jean Keller plante und baute für die Diakonissen ein Mutterhaus mit Kapelle und ein Krankenhaus, nach und nach kamen ein Kleinkinderheim sowie ein Gebäude für die Altenpflege dazu. Als Funktionsbau errichtete Jean Keller ein Waschküchengebäude mit Maschinenhaus und einem 35 Meter hohen, frei stehenden Schornstein. Es beheizte auch die Desinfektionseinrichtungen sowie ein Gewächshaus.

    Porträt der etwa 50-jährigen Gräfin.
    Porträt der etwa 50-jährigen Gräfin. Foto: Franz Häußler

    Im Mutterhaus lebt das Andenken an die Stifterin weiter

    Das vor 130 Jahren eingeweihte Mutterhaus ist der letzte noch stehende Blankziegelbau aus der ersten Bauphase. Darin lebt das Andenken an die Stifterin Stephanie Gräfin du Ponteil weiter. Im Treppenhaus befinden sich eine Gedenktafel an die Wohltäterin und ein Porträt, das sie im Alter von etwa 50 Jahren zeigt. Bereits als 27-Jährige ließ sich die selbstbewusste Gräfin auf einem großformatigen Ölbild porträtieren. Es hängt im Speisesaal des Mutterhauses. 

    Die Geschichte des Areals des Diako beginnt in der Römerzeit. Ein Teil liegt über einem römerzeitlichen Gräberfeld. Bei Bauarbeiten kommen Spuren und Funde aus der Antike ans Tageslicht. Rund 260 Körper- und Urnengräber sind bislang nachweisbar. Als Erinnerung ist vor Ort ein Abschnitt der römerzeitlichen Friedhofsmauer im Park wiederaufgebaut. Dort weisen auch Steindenkmäler und Informationstafeln auf die Historie des Untergrundes hin. Die Funde aus der Römerzeit sind im Römischen Museum verwahrt. 

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