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Augsburger Geschichte: Die wechselvolle Geschichte der Bäume in der Fuggerstraße

Augsburger Geschichte

Die wechselvolle Geschichte der Bäume in der Fuggerstraße

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    Die Fuggerstraße im Jahr 1952. Sie ist mit relativ großen Bäumen neu begrünt.
    Die Fuggerstraße im Jahr 1952. Sie ist mit relativ großen Bäumen neu begrünt. Foto: Sammlung Häußler

    1869 bekamen die Fuggerstraße und der Königsplatz ihre Namen. Sie waren unmittelbar nach der Entfestigung Augsburgs angelegt worden. Begonnen hatte sie im Jahr 1860: Die hohe Erdbastion vor dem Gögginger Tor wurde abgetragen. Es folgte die Beseitigung des Walls und der Stadtmauer zu beiden Seiten des Gögginger Tors auf 500 Schritt Länge. Damit war in die bis dahin vollkommen erhaltene Stadtbefestigung eine Bresche geschlagen. Im Juni 1862 wurde das Gögginger Tor abgetragen und ein paar Jahre später an dieser Stelle der

    Die frisch bepflanzte Fuggerstraße um 1870 ist noch ohne Justizpalast und ohne Stadttheater.
    Die frisch bepflanzte Fuggerstraße um 1870 ist noch ohne Justizpalast und ohne Stadttheater. Foto: Sammlung Häußler

    Der Bebauungsplan von 1866 umfasste den Königsplatz und die Fuggerstraße. Sie entstand auf dem verfüllten Stadtgraben zwischen dem Königsplatz und einem großen Salzstadel beim Alten Einlass. Der Einlass und der Stadel wurden abgebrochen und an ihrer Stelle 1876/77 das Stadttheater gebaut. Seither ist der Theaterbau der Blickfang am Nordende der Fuggerstraße. 

    Einst gab es sechs Baumreihen in der Fuggerstraße

    Von den Theater-Arkaden ist die Fuggerstraße bis zum Königsplatz zu überblicken. Fotos dokumentieren den breiten Straßenzug oftmals in beiden Blickrichtungen. Anhand der Bilder ist das Wachsen der Alleen zu verfolgen. Sechs Baumreihen standen ursprünglich auf der Fuggerstraße. In der Mitte verlief eine zweispurige Straße, zu beiden Seiten gab es breite Flanierstreifen. Die Vorgärten der neuen Häuser mit großbürgerlichen Wohnungen begleiteten die Fußwege unter Bäumen. Die Eckhäuser zum Königsplatz waren Geschäftsbauten, am anderen Ende der Fuggerstraße wurde 1871 bis 1875 der Justizpalast gebaut.

    Die Fuggerstraße um 1880 mit Jusitzpalast und Theater am Nordende.
    Die Fuggerstraße um 1880 mit Jusitzpalast und Theater am Nordende. Foto: Sammlung Häußler

    Die Verkehrsbedeutung der grünen Fuggerstraße war unbedeutend. Seit 1904 verkehrt hier die Straßenbahn. Dem beginnenden Autoverkehr wurden zwei der sechs Baumreihen geopfert. Für die Belebung der Fuggerstraße sorgte der Stadtmarkt. Er wurde im Oktober 1930 auf dem Gelände der aufgegebenen Tabakfabrik Lotzbeck eröffnet. Zwei Markttore öffnen sich zur Fuggerstraße. War der Bauernmarkt in den 1930er-Jahren überfüllt, standen Verkaufswagen an der Ostseite der Fuggerstraße.

    März 1939: Die Bäume an der Fuggerstraße werden gefällt.
    März 1939: Die Bäume an der Fuggerstraße werden gefällt. Foto: Sammlung Häußler

    Im März 1939 wurde die Fuggerstraße brutal entgrünt. Die Alleebäume wurden gefällt, Wurzelstöcke ausgegraben und Vorgärten eingeebnet. Es waren Vorarbeiten für ein gigantisches Gauforum mitten in der Stadt. Die von Haus zu Haus 48 Meter breite Fuggerstraße war als Aufmarsch- und Paradestraße vorgesehen. Das Gauforum wurde mit Kriegsbeginn auf Eis gelegt und an der Ostseite der Fuggerstraße große Löschwasserbehälter aus Beton platziert.

    Grüne Fuggerstraße lag Augsburgern am Herzen

    Eine grüne Fuggerstraße lag den Augsburger am Herzen. Bald nach Kriegsende pflanzte man wieder Laubbäume, allerdings nur jeweils eine Reihe an jeder Straßenseite. Die Bepflanzung ließ viel Platz für den Christkindlesmarkt entlang der Fuggerstraße. Er fand hier von 1948 bis 1951 sowie 1961 und 1962 mit bis zu 160 Buden statt. 

    Die „Entgrünung“ der Fuggerstraße im Jahr 1939.
    Die „Entgrünung“ der Fuggerstraße im Jahr 1939. Foto: Sammlung Häußler

    Die Verkehrsbelastung auf der Fuggerstraße hatte in den 1960er-Jahren enorm zugenommen. Um den breiten Boulevard sicher überqueren zu können, wurde beim Stadtmarkt 1965 ein geräumiger Fußgängertunnel mit Rolltreppen gebaut. Sie streikten oft, und der Tunnel wurde wenig genutzt. Die Folge: Die Zugänge wurden verschlossen, der massive Betontunnel blieb unverfüllt. Er bekam einen ungewöhnlichen Verwendungszweck: Im Tunnel ist seit 2005 eine Fernwärme-Verteileranlage eingebaut. 

    Neue Fuggerstraße mit Boulevard-Charakter

    Eine geplante Tiefgarage unter der Fuggerstraße lehnte ein Bürgerentscheid im Januar 1996 ab. Oberirdisch gibt es noch Pläne, die noch nicht verwirklicht sind. Die Fuggerstraße ist in das Projekt „Neugestaltung des Königsplatzes“ eingebunden. Den neuen Königsplatz gibt es seit 2014, für die Fuggerstraße blieb es bislang beim Konzept. Darin ist von „Boulevard-Charakter“ und „grüner Achse“ zu lesen, die „zum Flanieren einlädt“. 

    Fernwärme-Verteileranlage im Fußgängertunnel unter der Fuggerstraße.
    Fernwärme-Verteileranlage im Fußgängertunnel unter der Fuggerstraße. Foto: Stadtwerke

    Eine Computeranimation gaukelt auf der Fuggerstraße eine vierreihige Lindenallee vor. Die Planungen sehen eine Neupflanzung vor. Dagegen erhebt sich inzwischen Widerspruch von Grün-Experten. Sie plädieren dringend für den Erhalt der zum Teil über 75-jährigen Altbäume und für Nachpflanzungen zu einer gemischten Allee mit klimagerechten Baumarten.

    Weitere stadthistorische Exkursionen von Franz Häußler finden Sie hier

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