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Augsburger Geschichte: Die Spur der abgerissenen Goggelesbrücke führt in den Augsburger Zoo

Augsburger Geschichte

Die Spur der abgerissenen Goggelesbrücke führt in den Augsburger Zoo

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    Der Pavillon der Goggelesbrücke ist seit 2005 eine Besucherplattform im Zoo.
    Der Pavillon der Goggelesbrücke ist seit 2005 eine Besucherplattform im Zoo. Foto: Sammlung Häußler

    Das Seehundbecken im Zoo ist von einer überdachten Besucherplattform aus überblickbar. Eine Tafel informiert über deren Geschichte: Es ist der Pavillon von der Goggelesbrücke bei Pfersee, das Mittelteil eines Fußgängerstegs über das Wertachwehr. Der Steg verband die Hessenbachstraße in

    Fotomotiv im Januar 1929: die vereiste Goggelesbrücke.
    Fotomotiv im Januar 1929: die vereiste Goggelesbrücke. Foto: Sammlung Häußler

    Eine Wetterfahne und ein goldglänzender Hahn zierten das Dach. Im Augsburger Dialekt ist das ein Gockel. Er gab dem Wertachübergang den Namen Goggelesbrücke. Deren Vorgeschichte begann mit der Eingemeindung von Pfersee am 1. Januar 1911. Im Eingemeindungsvertrag war es der Wunsch der Pferseer, Augsburg möge in absehbarer Zeit einen Fußgängersteg über die

    Fußgängerbrücken als Verlängerung des Fabrikkanals

    Beide Fußgängerbrücken sind der Verlängerung des Fabrikkanals für die Gögginger Zwirnerei und Nähfadenfabrik zu verdanken. Der 1880 Meter lange Kanal war 1885 von der Wertach abgeleitet worden und verläuft durch das Fabrikareal. Der Fabrikkanal schluckt die Singold und endete ursprünglich bei der Kulperhütte wieder in der Wertach. Wertachwasser musste den erhöhten Energiebedarf decken, als die seit 1855 genutzte Singold dafür nicht mehr ausreichte.

    1920 wurde der Hochwasserschutz für Göggingen und Pfersee verbessert. Diese Aktion verband man mit der Verlängerung des Fabrikkanals. Der Grund für die aufwändigen Erdbewegungen war der Strombedarf für die Straßenbahn. Ein städtisches Kraftwerk sollte Wertach- und Singoldwasser zur Stromerzeugung nutzen. Es ging 1921 in Betrieb und produziert nach wie vor Elektrizität (Adresse: Schießstättenstraße 19).

    Aquarell aus den 1930er Jahren: die Goggelesbrücke von der Oberwasserseite aus.
    Aquarell aus den 1930er Jahren: die Goggelesbrücke von der Oberwasserseite aus. Foto: Sammlung Häußler

    Auch den 1921 unterhalb des Kraftwerks gebauten Gollwitzersteg gibt es noch. Es sind zwei Brücken: eine über den Kanal, die andere über die Wertach. Die einst filigranen Eisen-Holz-Konstruktionen sind durch Betonbrücken für Fuß- und Radwege ersetzt.

    1921 schlug die "Geburtsstunde" der Goggelesbrücke

    Der 2300 Meter lange Wertachkanal füllt den Holzbach. Dieser ändert nach 770 Metern Laufstrecke seinen Namen in Senkelbach. Seit 1589 wurde dessen Wasser von der Wertach abgeleitet. Dazu war in der Wertach ein Streichwehr eingebaut. 1920 wurde das Wehr 110 Meter flussabwärts durch eine Wehranlage aus Beton ersetzt. In einem Zeitungsbericht vom 12. Januar 1921 heißt es: "Das neue Wehr ist vollständig fertig. Das Häuschen für die Kiesschleuse wird nächste Woche auf der Mitte des Steges aufgebaut." Das war die Geburtsstunde der Goggelesbrücke.

    1986 wurden Rohre für die Fernheizung bei der Goggelesbrücke unter der Wertach verlegt.
    1986 wurden Rohre für die Fernheizung bei der Goggelesbrücke unter der Wertach verlegt. Foto: Stadtwerke

    Der Wehrkörper war 48 Meter breit und 5,70 Meter hoch. In der Mitte befand sich eine acht Meter breite Kiesschleuse, darüber ein Holzpavillon. Die Wehranlage mit dem Beton-Laufsteg und dem Häuschen entwickelte sich zum beliebten Motiv für Fotografen und Maler. 1983/84 wurde das Wehr letztmals saniert. Es hatte vielen Hochwassern standgehalten, doch oftmals verursachte es einen Stau. Der Durchfluss war zu eng, Treibgut verfing sich und ließ den Wertachpegel gefährlich steigen. Die Goggelesbrücke blieb trotzdem 84 Jahre lang passierbar.

    Fotos vom Pfingsthochwasser 1999 machen klar, "dass das Wehr im Hochwasserfall in seiner bestehenden Form eine starke Gefahr für die umliegenden Stadtbereiche darstellt". So hieß es danach in einem Gutachten. Diese Expertise floss in die Planungen für das Projekt "Wertach vital" ein. Die Wertach werde durch das umgestaltete Flussbett "ausgebremst", versprachen die Wasserbauexperten. Das Wehr sei überflüssig und werde beseitigt. Es war klar: Damit würde auch die Goggelesbrücke verschwinden. Dagegen gab es heftige Bürgerproteste.

    2005 wurde die Augsburger Goggelesbrücke abgebrochen

    Die Augsburger Stadtpolitiker konnten die Proteste nicht ignorieren: Sie versprachen, dem abgebrochenen Wehrübergang solle ein moderner Steg folgen, den die Stadt bezahlen müsse. 2002 wurde ein Realisierungswettbewerb ausgeschrieben. Ein über der Wertach hängender 65 Meter langer luftiger Steg wurde ausgewählt. Als Abbruchtermin für das Wehr war ursprünglich 2003, dann Frühjahr 2005 angedacht. An einem Februartag 2005 gab es Alarm: Die Betonpfeiler zeigten Risse! Es war offenbar Gefahr im Verzug, es musste sofort gehandelt werden.

    Stau an der Goggelesbrücke beim Hochwasser am 23. Mai 1999.
    Stau an der Goggelesbrücke beim Hochwasser am 23. Mai 1999. Foto: Sammlung Häußler

    Einzig der hölzerne Pavillon solle erhalten bleiben. Er wurde vor Abbruchbeginn mit einem Kran geborgen. Nach einer Restaurierung landete er im Juli 2005 im Zoo über dem Seehundbecken auf vorbereiteten Fundamenten. Diese Verwendung dürfte das letzte Kapitel in der Geschichte der historischen Goggelesbrücke sein.

    Neuer Steg über die Wertach scheiterte an Kostengründen

    2006 sollte als Ersatz der neue, auf 1,2 Millionen Euro veranschlagte Steg über die Wertach gebaut werden. Es blieb jedoch aus Kostengründen bei den Absichtserklärungen. Auch preiswertere Brückenkonstruktionen kamen nicht zur Ausführung. Das Thema "neue Goggelesbrücke" schien erledigt. Die Planungen für den Neubau der Ackermannbrücke entfachten jedoch wieder Diskussionen. Steg-Befürworter hatten jedoch keinen Erfolg. Die Argumente dagegen: Der Steg wäre lediglich 120 Meter entfernt von der neuen Brücke mit großzügigen Fuß- und Radwegen sowie Auffahrtrampen und Unterquerungen.

    Weitere stadthistorische Exkursionen von Franz Häußler finden Sie hier.

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