Der Königsplatz hat sich im Lauf der Zeit mehrmals gewandelt
Einst befand sich auf dem Areal eine Bastion. Viele Augsburger kennen noch den legendären Pilz. Seit 2013 ist der "Kö" eine autofreie Mobilitätsdrehscheibe.
Der Königsplatz ist der wichtigste Umsteige-Knotenpunkt für den Augsburger Straßenbahn- und Busverkehr. Große Dächer mit viel Glas prägen die Mobilitätsdrehscheibe. Neben dem Verkehrsbereich gibt es einen Park mit alten Bäumen. Er ist ein Überbleibsel vom grünen Ur-Königsplatz.
Die Geschichte des Königsplatzes ist für Augsburger Verhältnisse noch relativ jung. Wo er sich befindet, war bis 1860 eine gewaltige Erdbastion. Jahrhundertelang war sie mit Kanonen bestückt und sollte das Gögginger Tor schützen. Es war einer der wichtigen Stadtzugänge. Bayerische Militärs stuften 1806 Augsburg als Festung ein, da die Kernstadt vollkommen mit Toren, Stadtmauer, Graben und Bastionen befestigt war.
Dem Augsburger Hauptbahnhof fehlte eine Verbindung zur Kernstadt
Die veraltete und teils marode Befestigung war jedoch für eine Verteidigung völlig untauglich. Das versuchten die Augsburger dem bayerischen König klarzumachen. Im März 1860 gab Bayern-König Max II. dem wiederholten Drängen nach und erlaubte einen Teilabbruch zum Hauptbahnhof. Er war seit 1846 in Betrieb, doch es gab keine direkte Verkehrsverbindung zwischen Kernstadt und Bahnhof. Die Stadtmauer, der Stadtgraben und die gewaltige Bastion vor dem Gögginger Tor standen dazwischen.
Mit königlicher Erlaubnis begann im Herbst 1860 die Abtragung der Erdbastion, im Juni 1862 durfte auch das Gögginger Tor abgebrochen werden. Die Augsburger waren damit nicht zufrieden: Sie wollten die gesamte Befestigung um die Stadt loswerden. Sie argumentierten, Augsburg sei eine Industriestadt und keine Festung. Das sahen auch die Militärs so, und König Ludwig II. hob am 12. Januar 1866 die Festungseigenschaft auf.
Der Königsplatz wurde zum Hauptumsteigeplatz für Trambahnen
Die Augsburger zeigten sich dankbar: Sie gaben der Fläche, die nach dem Abbruch des Gögginger Tors und der Verfüllung des Stadtgrabens entstanden war, den Namen Königsplatz. Sie legten einen grünen Königsplatz mit sechsreihiger Allee an. Der Verkehr spielte hier jahrzehntelang eine untergeordnete Rolle. Das änderte sich 1904 mit dem Durchbruch der Bürgermeister-Fischer-Straße zum Moritzplatz. Gleise wurden verlegt und der Königsplatz wurde Hauptumsteigeplatz für Trambahnen.
Ein kioskartiges Gebäude inmitten des Schienen-Dreiecks war das erste Bauwerk auf dem Königsplatz. 1913 löste es ein Rondell ab. Es glich einem Pilz und wurde auch so genannt. 1931 wurde der Königsplatz mit Einbahnstraßen autogerecht umgestaltet. Dem Umbau in den 1970er-Jahren lag ein anderes Konzept zugrunde: der Königsplatz ausschließlich als Bus-und-Tram-Terminal. Am 13. April 1977 beseitigten Radlader den Pilz.
Als Umsteigebereich entstand ein Dreieck mit Flachbauten aus Stahl und Glas. Doch der neue Königsplatz erwies sich als nicht zukunftstauglich. Neue Straßenbahnen kamen, die Haltestellen dafür waren zu kurz. Zudem sahen Planungen für eine fußgängergerechte Innenstadt den Königsplatz als Herzstück vor, als barrierefreie Mobilitäts-drehscheibe. Ab 2004 wurde geplant, ab 2011 gebaut. Am 15. Dezember 2013 ging der heutige Königsplatz in Betrieb. Wie lange er die zugedachten Funktionen erfüllen kann, darüber wagt derzeit niemand eine Prognose.
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