Das Schaezlerpalais ist als Kunstmuseum ein fester Begriff in Augsburg. Hier sind die Städtischen Kunstsammlungen zu Hause. Als einstiges Adelspalais nimmt man es kaum wahr. Die Fassade zur Maximilianstraße ist zwar gediegen gestaltet, doch lediglich 19 Meter breit. Man muss das mit Rokoko-Schnitzwerk geschmückte Tor unter einem Balkon mit schmiedeeisernem Gitter passieren, ehe sich das Palais und sein musealer Inhalt erschließen.
Nach der Torpassage öffnet sich kein großer Hof, denn das Schaezlerpalais hat einen ungewöhnlichen Grundriss: Es ist 107 Meter lang! Ein langgestreckter Hof bekam 2022 einen Aufzug in einem Glasgehäuse, durch einen weiteren Hof und durch einen Querbau ist der Garten erreichbar. Erst dort bietet sich das erwartete Aha-Erlebnis.
Der Garten des Schaezlerpalais bietet eine Kulisse für romantische Fotos
Beeindruckend wirkt die Gartenseite des Schaezlerpalais in der Vormittagssonne. Von ihr angestrahlt, präsentiert sich ihre schlichte Architektur schlossartig. Über elf Arkadenbögen befinden sich 22 Fenster. 14 davon gehören zum Festsaal. Das historische Flair nutzen oftmals Hochzeitsfotografen. Der 1150 Quadratmeter große Garten und die Arkaden bieten die Kulisse für romantische Fotos.
Besucher der Gemäldesammlungen im Schaezlerpalais werden bereits in der Einfahrt in das Treppenhaus geleitet. In zwei Geschossen werden sie in den einstigen Suiten von Bilderzyklen begleitet. Das Ende der Kunstwanderung bildet der Festsaal. Der Durchgang zur Staatsgalerie Altdeutscher Meister im Nachbargebäude, der Katharinenkirche, ist seit 2022 verschlossen. Der Grund: Die Katharinenkirche wird saniert.
Die 1517 vollendete Kirche ist Teil des einstigen Dominikanerinnen-Klosters St. Katharina. Die über 500 Jahre alte Klosteranlage mit Kreuzgang und Kapitelsaal ist heute das Schulgebäude des Holbein-Gymnasiums. Die Katharinenkirche ist seit 1835 eine staatliche Gemäldegalerie. Erst seit 1950 gibt es den Durchgang vom Schaezlerpalais.
Das Schaezlerpalais hat seine ureigene Geschichte. Sie beginnt 1765. In diesem Jahr ließ der Bankier, Münz- und Silberhändler Benedikt Adam von Liebert den Vorgängerbau abbrechen und auf dem Areal den Grundstein für ein Palais legen. Die Pläne fertigte der Münchner Hofbaumeister Karl Albert von Lespilliez. Er plante das Palais an Augsburgs Prachtstraße als Geschäfts- und Wohnhaus. Es bekam im Erdgeschoss Bankräume und im rückwärtigen Gebäudeteil Pferdeställe und Kutschenremisen.
Das Juwel des Palais ist der Rokoko-Festsaal. Zur Einweihung durfte der Hausbesitzer am 28. April 1770 die 14-jährige Kaiser-Tochter Marie Antoinette auf ihrer Brautfahrt von Wien nach Frankreich begrüßen. Der Brautvater Kaiser Joseph II. erhob zwei Monate später den Gastgeber in den Freiherrenstand. Dessen Tochter Maria Anna Barbara heiratete 1793 den Bankier Johann Lorenz Schaezler.
Die Schaezlers besaßen mehrere Landschlösschen
1821 wurde auch Schaezler zum Freiherrn geadelt. Er kaufte das Palais seines verstorbenen Schwiegervaters. Vier Schaezler-Generationen benutzten es als Stadthaus. Die Schaezlers besaßen mehrere Landschlösschen wie Scherneck und Pichl. Am 23. April 1880 wurde Wolfgang Lorenz Freiherr von Schaezler geboren. Er heiratete 1913 Hilda Sophia Helene Freiin von und zu der Tann-Rathsamhausen. Ihr Palais an der Maximilianstraße überstand den Bombenkrieg mit reparablen Schäden. Nach Kriegsende vermietete die Familie Schaezler der Stadt Augsburg einen Teil ihres Palais für Ausstellungen. Bereits im Dezember 1945 wurden „Maler der Gegenwart“ präsentiert. Ab Sommer 1948 durften die Kunstsammlungen eine Dauerausstellung einrichten.
Nach und nach stellte Wolfgang Freiherr von Schaezler weitere Räume für das Kunstmuseum zur Verfügung. Am 4. Oktober 1958 schenkte er sein Palais der Stadt Augsburg. Im Treppenhaus erinnern Ölporträts an den 1967 verstorbenen Stifter und seine 1986 verstorbene Gattin. Eine Gedenktafel hält dort fest, dass sie mit der Schenkung das Andenken an ihre im Zweiten Weltkrieg gefallenen Söhne Dietrich (1916–1940) und Lorenz (1921–1943) bewahren wollten.
138 Hektar Wald für den Bauunterhalt
Mit der Schenkung verband der Stifter Auflagen: Die Stadt darf das Gebäude nie verkaufen und sie muss es kulturell nutzen. Wolfgang von Schaezler wusste, dass ein historisches Gebäude stets Kosten verursacht. Deshalb stiftete er zum Bauunterhalt 138 Hektar Wald. Die Erträge aus dem Waldbesitz müssen in Restaurierungen und Modernisierungen des Schaezlerpalais investiert werden.
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