Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburger Geschichte: Das hat es mit dem dekorativsten Augsburger Stadtplan auf sich

Augsburger Geschichte

Das hat es mit dem dekorativsten Augsburger Stadtplan auf sich

    • |
    • |
    Augsburg anno 1730. Das ist der Stadtplan von Matthäus Seutter.
    Augsburg anno 1730. Das ist der Stadtplan von Matthäus Seutter. Foto: Sammlung Häußler

    Am 29. August 2014 berichtete die Neue Zürcher Zeitung in ihrem Feuilleton unter der Überschrift „Wasserkunst“ über die Bewerbung Augsburgs um den Welterbe-Status für die historische Wasserbewirtschaftung. Die weltweit verbreitete Zeitung widmete Augsburg eine ganze Seite. Der Seutter-Stadtplan von 1730 zeigte auf der Seite die Reichsstadt Augsburg „vom Wasser um- und durchflossen“. So heißt es in der Bildunterschrift.

    Der Seutter-Plan hängt in Augsburger Wohnungen

    Die Neue Zürcher Zeitung wählte als Illustration den dekorativsten Augsburg-Stadtplan aus dem 18. Jahrhundert. Originale dieses Plans sind in bedeutenden Archiven und Bibliotheken weltweit verbreitet. In vielen Augsburger Wohnungen hängt eine Reproduktion an der Wand. Die Nachdrucke in der Originalgröße 50 mal 58 Zentimeter wurden zugunsten der Kartei der Not bei einem Stadtfest in Augsburg verkauft. Beim Geodatenamt sind historische Stadtpläne als Digitaldrucke erhältlich – darunter der Seutter-Plan.

    Im Friedhof am Lueginsland steht die St.-Salvator-Kirche, lange Grabreihen umgeben sie.
    Im Friedhof am Lueginsland steht die St.-Salvator-Kirche, lange Grabreihen umgeben sie. Foto: Sammlung Häußler

    Der abgebildete Stadtplan kam zwischen 1726 und 1730 auf den Markt. Er erlebte viele Auflagen. Johann Thomas Krauss (1696–1775) hatte die Zeichnung gefertigt, der Kupferstecher und Verleger Matthäus Seutter (1678–1757) übernahm den Druck und den Vertrieb. Der Augsburger Verleger versorgte im 18. Jahrhundert Europa mit einer Vielzahl in Augsburg gedruckter Landkarten und Stadtpläne. Es gab sie einzeln oder zum „Atlas novus“ mit bis zu 400 Drucken gebunden zu kaufen.

    Frauen und Kinder kolorierten den Stadtplan

    Der Plan trägt die Beschriftung „Accurater Grund Riß der Hochberühmten deß Heil. Röm. Reichs Freyen u. des Schwäbischen Creises Haupt Statt Augspurg“. Der Druck erfolgte nur in Schwarz, danach wurde jedes Blatt von Hand koloriert. Das Kolorieren war vornehmlich Frauen- und Kinderarbeit. Nicht alle Pläne sind so akkurat koloriert wie der abgebildete Stadtplan. Er wurde 1730 gedruckt. Das Druckjahr ist nirgendwo vermerkt, doch es ist durch die Beschriftung eingrenzbar. Links unten enthält nämlich jeder Plan eine Widmung an die im jeweiligen Druckjahr amtierenden beiden Augsburger Stadtpfleger (Bürgermeister). Zwischen 1730 und 1735 waren dies Johann von Stetten (evangelisch) und Johann Jakob Holzapfel (katholisch).

    Rotes Tor und Heilig-Geist-Spital im Seutter-Stadtplan von 1730.
    Rotes Tor und Heilig-Geist-Spital im Seutter-Stadtplan von 1730. Foto: Sammlung Häußler

    Der Seutter-Plan – so heißt er im Fachjargon – ist kein nüchterner Vermessungsplan, wie wir ihn heutzutage gewöhnt sind. Er ist eine Mischung aus einer Vogelschau-Schrägansicht auf Augsburg aus Osten und einer Draufsicht direkt von oben. Als Miniaturen sind Kirchen, Klöster und andere wichtige Gebäude wiedergegeben. Die übrige Bebauung ist durch gepunktete, rot ausgemalte Flächen kenntlich.

    In Augsburg lebten 1730 rund 28.000 Menschen

    Anno 1730 zählte Augsburg rund 28.000 Einwohner. In der Jakobervorstadt überwiegen die von Gärtnern genutzten Flächen. Klostergärten und große Hausgärten innerhalb der Stadt sowie Privatparks reicher Patrizier und Bürger außerhalb der Stadtbefestigung sind erkennbar. Die Kanäle und daran liegende Mühlen und Hämmer tragen Namen. Wo eine Beschriftung im Plan gestört hätte, sind Kennbuchstaben oder Zahlen eingefügt. Die lateinische und die deutsche Erklärung befinden sich unterhalb des Plans. Der „Saumarckt“ (jetzt Jakobsplatz), der „Brodmarckt“ (zwischen Moritzplatz und Rathaus), der „Obs- u. Kreutelmarckt“ (Obstmarkt) sowie zwei „Holtzmärckte“ (Jakoberstraße und südlich des Moritzplatzes) sind auszumachen.

    Rotes Tor und Heilig-Geist-Spital im Seutter-Stadtplan von 1730.
    Rotes Tor und Heilig-Geist-Spital im Seutter-Stadtplan von 1730. Foto: Sammlung Häußler

    Der evangelische Friedhof beim Lueginsland ist nach 1808 verschwunden. Das einstige Friedhofsareal ist jetzt eine Kleingartenanlage. Einige der abgebildeten Stadttore gibt es nicht mehr, doch die Befestigung mit Stadtgraben ist anhand des Plans von 1730 noch heute gut verfolgbar.

    Weitere stadthistorische Exkursionen von Franz Häußler finden Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden