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Augsburger Geschichte: Dach-Erlass und Blitzableiter: So schützte sich Augsburg einst vor Großbränden

Augsburger Geschichte

Dach-Erlass und Blitzableiter: So schützte sich Augsburg einst vor Großbränden

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    Brand der Stadtmetzg am 3. März 1634.
    Brand der Stadtmetzg am 3. März 1634. Foto: Sammlung Häußler

    In Augsburg-Chroniken werden zahlreiche Brand-Katastrophen geschildert. Es brannten Straßenzeilen und Wohnviertel nieder. Auch das Rathaus ging mehrfach in Flammen auf - es war ursprünglich ein Holzgebäude. Anno 1290 ist der erste Rathausbrand vermerkt. 1385 brannte auch der Nachfolgebau ab. Nun erst folgte ein mit Ziegelsteinen gemauertes gotisches Rathaus. Der Brandschutz bewährte sich: Es überlebte über 220 Jahre. 1614 ließ es Elias Holl abbrechen und ersetzte es durch das heutige Rathaus.

    Elias Holl baute vor über 400 Jahren stabil. Die Mauern und Gewölbe des Rathauses überstanden den Feuersturm in der Bombennacht 25./26. Februar 1944, der hölzerne Dachstuhl und die Zwischendecken aus Holzbalken verbrannten. Beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg hatte der Brandschutz höchste Priorität: Das Rathaus bekam feuersichere Betondecken und einen Dachstuhl aus Eisen.

    Werbeprospekt für Feuerspritzen „made in Augsburg“ aus dem Jahr 1831.
    Werbeprospekt für Feuerspritzen „made in Augsburg“ aus dem Jahr 1831. Foto: Sammlung Häußler

    Nach Brandkatastrophen wurden die Bauvorschriften zur Verbesserung der Feuersicherheit meist verschärft. So war es schon vor 620 Jahren. Am 8. Mai 1404 beschloss der Augsburger Rat, dass alle mit Holzschindeln oder Stroh gedeckten Häuser und Scheunen mit Ziegeln gedeckt werden müssten, und zwar innerhalb von drei Monaten. Eine solche Anordnung war bereits seit 1358 in Kempten gültig.

    In Augsburg gab es mehrere Feuersbrünste vor dem Dach-Erlass

    Dem Augsburger Dach-Erlass waren mehrere Feuersbrünste vorausgegangen. Anno 1398 brannten am Perlachberg etliche Häuser ab. Im Herbst des Jahres 1400 lösten Blitzeinschläge an einem einzigen Tag vier Brände aus. 1402 brannten bei St. Ulrich mehrere Häuser. Das Feuer war von Haus zu Haus übergesprungen. Bauten mit Ziegeldächern blieben verschont.

    Große Muskelkraft-Feuerspritze mit zwei Strahlrohren.
    Große Muskelkraft-Feuerspritze mit zwei Strahlrohren. Foto: Sammlung Häußler

    Diese Erkenntnis führte zu dem Dach-Erlass von 1404. Er traf finanziell vornehmlich Minderbemittelte. Ihre Wohnhäuser, Schuppen und Ställe waren noch mit Stroh oder Schindeln gedeckt. Ein Haus aus der Zeit des Erlasses von 1404 ist erhalten. Es ist das älteste Wohngebäude Augsburgs Am Eser 17. Es wurde im Jahr 1393 von einem Weber erbaut. Auch in diesem Haus wurde über einer offenen Feuerstelle gekocht. Alle Bewohner gingen offenbar vorsichtig mit Feuer um.  

    Chronisten schilderten Brände bedeutender Bauten. Das 1429 fertiggestellte Tanzhaus am Moritzplatz brannte 1451 ab. Es war ein großer Mehrzweckbau aus Holz mit einer Verkaufshalle für Bäcker, Metzger und Obsthändler im Parterre. Über der Balkendecke befand sich der prächtige Tanzsaal der Patrizier, Augsburgs höchster Gesellschaftsschicht.

    Mägde und Knechte hatten nicht auf die Glut geachtet

    In der Markthalle wurde nicht nur verkauft, hier buken die Bäcker und die Metzger brutzelten. Die Backöfen und Feuerstellen wurden dem Tanzhaus zum Verhängnis. „1451 ist das Tanzhaus verprunnen“, heißt es in einer Chronik. Die Brandursache: Bäckermägde oder Bäckerknechte hätten nicht genug auf die Glut geachtet. Die Markthalle mit Holzdecke war nicht feuersicher. Diese Erkenntnis bewog zu einem Neubau des Tanzhauses aus Ziegeln. Darin wurde wiederum eine Markthalle integriert, jedoch mit einem feuersicheren Backsteingewölbe. Dieses Tanzhaus überstand 180 Jahre. Es wurde 1632 abgebrochen.

    Das älteste Wohnhaus Augsburgs, Am Eser 17, erbaut anno 1393, elf Jahre vor dem Dach-Erlass von 1404.
    Das älteste Wohnhaus Augsburgs, Am Eser 17, erbaut anno 1393, elf Jahre vor dem Dach-Erlass von 1404. Foto: Sammlung Häußler

    Vom Brand der Stadtmetzg am Fuß des Perlachbergs am 3. März 1634 gibt es ein Protokoll und Bilder. 1609 stellte Elias Holl die Stadtmetzg fertig. Darin hatten nicht nur Metzger Verkaufsstände, es gab auch Läden und Lager für Lodweber und Rotgerber. Sie wurden als Schuldige an dem Brand ausgemacht. Sie hätten sich an Glutbehältern gewärmt, als sie in der Nacht zum 3. März in der Metzg „schwelgten“. Es brannten nicht nur die oberen Stockwerke der Metzg aus, das Feuer sprang auf sieben Nachbarhäuser über. Die Stadtmetzg wurde schnellstens wiederaufgebaut.

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    Großbrand in der Karolinenstraße, Feuer bei der Caritas und nun Brand in Inningen: In Augsburg und Umgebung haben in der Vergangenheit viele Brände für Aufsehen gesorgt.

    Fahrlässiger Umgang mit Feuer war die Hauptursache für Brände. Blitzeinschläge waren als Brandauslöser gefürchtet. Das Anzünden einer Wetterkerze, ein Wettersegen oder das Läuten mit Kirchenglocken waren übliche Gegenmaßnahmen bei Gewittern. 1758 erklärte der Amerikaner Benjamin Franklin, Erfinder des Blitzableiters, in einem Buch, wie man Gebäude durch „Wetterableiter“ vor Blitzschäden bewahren könne.

    Erster Augsburger Blitzableiter im Jahr 1781

    Der erste Blitzableiter in Augsburg wurde 1781 auf dem Dach des Schaezlerpalais montiert. Es gibt ihn noch. Er war 2008 in der Ausstellung „Potzblitz“ zu sehen. Der Augsburger Fürstbischof Clemens Wenzeslaus verbot 1784 das Wetterläuten. Er empfahl als wirksamen Brandschutz Blitzableiter auf Kirchen und Privathäusern.

    Weitere stadthistorische Exkursionen von Franz Häußler finden Sie hier.

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