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Augsburger Geschichte: Augsburgs historische Gemäuer zu Fuß entdecken

Augsburger Geschichte

Augsburgs historische Gemäuer zu Fuß entdecken

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    Stadtmauer aus dem Jahr 1488 mit Wehrgang entlang der Kahnfahrt.
    Stadtmauer aus dem Jahr 1488 mit Wehrgang entlang der Kahnfahrt. Foto: Franz Häußler

    Alte Stadtmauern sind Augsburgs historisches Erbe. Die Stadt pflegt es und investiert Jahr für Jahr in den Erhalt viel Geld. An irgendeiner Stelle sind immer Sanierungsarbeiten im Gange. Das unverputzte Ziegelgemäuer ist der Witterung und damit dem Verfall ausgesetzt. Schadstellen müssen aufwändig repariert werden. Eine Großaktion war nötig, um die gesamte einstige Bastion Lueginsland zu sanieren. Auch die anschließenden Stadtmauern sind wieder intakt.

    Augsburg war 1860 vollkommen von einer Stadtmauer umschlossen

    Mittelalterlich wirkende Mauern sind der einstigen Reichsstadt heutzutage lieb und teuer. Das war nicht immer so. Ein Kunsthistoriker stellte fest: „Was in Augsburg nach 1860 an alter Bausubstanz beseitigt wurde, hätte für die Erstellung eines zweiten Rothenburg spielend ausgereicht!“ 1860 war Augsburg eine Festung. Die Kernstadt war vollkommen von einer Stadtmauer umschlossen. Davor verlief ein Stadtgraben – streckenweise mit Wasser gefüllt. Bastionen verstärkten die historische Stadtbefestigung. Sie war 1860 zwar marode und für eine Verteidigung untauglich, für das bayerische Militär war Augsburg dennoch eine Festung.

    Schwedenmauer mit dem Steinernen Mann in einer Turmnische.
    Schwedenmauer mit dem Steinernen Mann in einer Turmnische. Foto: Franz Häußler

    1866 entsprach Bayern-König Ludwig II. dem Wunsch der Augsburger und hob die Festungseigenschaft auf. Nun konnten Stadtmauerabschnitte abgetragen, Bastionen eingeebnet und streckenweise der Stadtgraben verfüllt werden. Die wachsende Industriestadt Augsburg befreite sich von einem Korsett aus jahrhundertealten, unnützen Verteidigungsanlagen. Sie behinderten die Entwicklung zur modernen Stadt.

    Mit dem Smartphone auf Stadtmauer-Wanderung

    Es ist erstaunlich, wie viel trotz gewaltiger Abbruchaktionen noch von der einstigen Stadtbefestigung vorhanden ist. Das wird bei einer Wanderung klar. Mit einem Stadtplan auf dem Smartphone ist die Orientierung problemlos möglich. Lange Stadtmauerabschnitte, Stadttore und Bastionen gibt es noch. Ein Chronist schreibt anno 1417, der Umfang der Reichsstadt betrage 10.482 Schritt. Ein Schritt war damals die Maßeinheit für 73 Zentimeter. 7650 Meter betrug demnach vor 600 Jahren der Umfang der befestigten Stadt. Zum Vergleich: Die noch völlig erhaltene Stadtmauer um Nördlingen ist 2700 Meter lang.

    Stadtseite der langen Stadtmauer entlang des Schwedenwegs.
    Stadtseite der langen Stadtmauer entlang des Schwedenwegs. Foto: Franz Häußler

    Augsburgs Stadtmauer war anno 1417 nur an wenigen Stellen so hoch wie die heutigen Überbleibsel. Die Befestigung wurde der Waffentechnik angepasst, als die Pulverbüchse die Armbrust ablöste und Kanonen Angreifer abschrecken sollten. Die vier erhaltenen historischen Stadttore (Rotes Tor, Vogeltor, Jakobertor, Wertachbrucker Tor) gab es schon vor 600 Jahren. Dem Roten Tor und dem Wertachbrucker Tor gab Elias Holl die heutige Architektur. Das Vogeltor und das Jakobertor sind in ihren Urformen erhalten.

    Das alte Gemäuer der Bastion Lueginsland ist aufwändig saniert
    Das alte Gemäuer der Bastion Lueginsland ist aufwändig saniert Foto: Franz Häußler

    Die Rote-Tor-Bastion wurde 1546 vollendet. Dieser Bereich ist Augsburgs besterhaltenes historisches Festungs-Ensemble. Die Freilichtbühne zählt dazu. Die Besucher sitzen im einstigen Stadtgraben. Das Rote Tor und seine Zufahrt sind Teile der festen Kulisse.

    Stadtmauer an der Kahnfahrt aus dem Jahr 1488

    Der Stadtgraben ist kilometerlang erhalten. Südlich des Vogeltors hinter dem Kloster St. Ursula ragt noch ein Abschnitt uralter Stadtmauer hoch. Teils als Bachlauf, teils mit Wasser gefüllt, verläuft der Stadtgraben um die Jakobervorstadt. Die Bastionen Jakoberwall und Oblatterwall standen 1866 der Verkehrserschließung nicht im Wege und blieben deshalb erhalten. An der Kahnfahrt gibt es eine 145 Meter lange Stadtmauer aus dem Jahr 1488. 93 Meter lang ist der gedeckte Wehrgang an der Stadtseite.

    Sanierte historische Stadtmauer entlang der Thommstraße.
    Sanierte historische Stadtmauer entlang der Thommstraße. Foto: Franz Häußler

    Der Fußweg zwischen Schwedenstiege und St.-Gallus-Kirchlein führt am Steinernen Mann vorbei. Die Bastion Lueginsland ist über die Herwartstraße erwanderbar. Eine Treppe führt hinauf zum Biergarten auf dem Plateau. Von der Thommstraße aus wirkt das etwa 15 Meter hohe Gemäuer der Bastion gewaltig. Zwischen Lueginsland und Fischertor ist die Stadtmauer erhalten. An ihrer Stadtseite befindet sich der Hexenbrunnen. Das Wertachbrucker Tor besitzt ein Stadtmauer-Anhängsel. Den anschließenden Schleifgraben mit dem Curt-Frenzel-Eisstadion begrenzt die hohe Stadtgrabenmauer.

    Reparatur einer Schadstelle an der Stadtmauer.
    Reparatur einer Schadstelle an der Stadtmauer. Foto: Franz Häußler

    Weitere stadthistorische Exkursionen von Franz Häußler finden Sie hier.

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