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Augsburger Geschichte: Ansichtskarten sind wieder in - und etwas Besonderes

Augsburger Geschichte

Ansichtskarten sind wieder in - und etwas Besonderes

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    Gruß von der Jakober Kirchweih im Jahr 1905.
    Gruß von der Jakober Kirchweih im Jahr 1905. Foto: Sammlung Häußler

    Die Post stellte fest, dass in der Urlaubszeit wieder vermehrt Ansichtskarten befördert werden. Es gab zwar immer Ansichtskarten zu kaufen, doch sie galten nach der Verbreitung von Handys als altmodisch und uncool. Der Versand von Grüßen und digitalen Fotos per Smartphone ist selbstverständlich, von Hand beschriebene Ansichtskarten gelten als etwas Besonderes. 

    Grüße vom Ausflug zum Hochablass.
    Grüße vom Ausflug zum Hochablass. Foto: Sammlung Häußler

    Als Konkurrenz zu digitalen Medien hatte sich rasch eine Gegenwelle entwickelt: Historische Ansichts- und Glückwunschkarten wurden nachgedruckt! Im Internet sind Serien nostalgischer Karten abrufbar. Es sei ein Glück, dass unsere Vorfahren so fleißig Postkarten schrieben, sonst gäbe es die vielen alten Vorlagen nicht, lautete dazu ein ironischer Kommentar. Ergänzt wurde das Sortiment durch Ansichtskarten mit aktueller Bebilderung.

    Auto in Augsburg anno 1906 auf einer Postkarte.
    Auto in Augsburg anno 1906 auf einer Postkarte. Foto: Sammlung Häußler

    Die Faszination historischer Ansichtskarten ist geblieben. Sie werden noch immer gesammelt. Das Angebot im Internet ist groß. Viele lieben lediglich Nostalgisches. Historisch Interessierte bewerten alte Ansichtskarten nach ureigenen Kriterien: Sie vermitteln viel über Denkweisen und Geschmacksrichtungen, über Gewohnheiten und über die Gefühlswelt unserer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern.

    Der Steinerne Mann als Postkarten-Motiv im Jahr 1898.
    Der Steinerne Mann als Postkarten-Motiv im Jahr 1898. Foto: Sammlung Häußler

    Postkarten belegen die Verbreitung des Fahrrads als Individual-Verkehrsmittel. Ansichtskarten dokumentieren, wie Fuhrwerke von Autos abgelöst wurden. Sie zeigen Autotypen, die längst als Oldtimer bewundert werden. Dafür gibt es Motiv-Sammler. Andere achten auf die Bekleidung der Menschen, auf Werbung. Denn als Werbemittel dienten Postkarten, seit sie Bilder zeigen dürfen.

    Ereignisse aus der Zeit von Oma und Opa

    Wer in der Familiengeschichte gräbt, für den sind Ansichtskarten Bilddokumente aus vergangener Zeit. Sie zeigen Gebäude, Straßenzüge und Ereignisse, die in der Familienchronik eine Rolle spielen oder von denen Oma und Opa erzählten. Vereinschronisten sind bei der Erstellung von Jubiläumsschriften auf der Suche nach unterschiedlichstem Bildmaterial, um nicht nur mit Fotos aus dem Vereinsleben in frühere Zeiten zurückblenden zu können.

    Gruß aus Augsburg von 1899. Nur die Bildseite durfte beschrieben werden.
    Gruß aus Augsburg von 1899. Nur die Bildseite durfte beschrieben werden. Foto: Sammlung Häußler

    Die Wiederentdeckung alter Ansichtskarten begann in den 1960er Jahren. Die Nostalgiewelle war daran schuld. Das Interesse für Vergangenes, Nostalgisches und Verspieltes war nach einer Wegwerfzeit ohnegleichen unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg erwacht. Massenweise war in den 1960er Jahren bereits „alter Kruscht“ entsorgt.

    Von der bildlosen Correspondenz- zur Ansichtskarte

    Die Geschichte der Ansichtskarte beginnt im 19. Jahrhundert. Sie entwickelte sich aus der bildlosen Correspondenzkarte. Am 1. Oktober 1869 hatte sie in Österreich Weltpremiere. Im Königreich Bayern gab es ab 1. Juli 1870 Correspondenz-Karten an den Postschaltern zu kaufen. Sie waren ohne Bild. Wenige Wochen später begann der Deutsch-Französische Krieg. Das war die Geburtsstunde der kostenfrei beförderten Feldpost-Correspondenzkarte.

    Feldpost-Correspondenzkarte von 1870 aus dem Deutsch-Französischen Krieg.
    Feldpost-Correspondenzkarte von 1870 aus dem Deutsch-Französischen Krieg. Foto: Sammlung Häußler

    Am 1. Juli 1872 wurde die Correspondenzkarte in Postkarte umbenannt. Auch sie war bis 1885 ohne Bild. Als Bilder erlaubt waren, musste auf der Bildseite Platz für Mitteilungen bleiben, denn die andere Seite blieb der Anschrift, der Briefmarke sowie dem Absende- und dem Ankunftsstempel vorbehalten. Das änderte sich 1905: Die Post begnügte sich dafür mit der Hälfte der Anschriftseite, der Rest war für Mitteilungen bestimmt. Die Schauseite der Postkarte konnte vollflächig mit Bildern bedruckt werden. 

    Die Bildpostkarte war ab 1885 zögerlich angelaufen. Die Gründe: Sie kostete mehr als die Postkarte am Postschalter und es gab sie nur in Papierwarengeschäften zu kaufen. Es dauerte rund ein Jahrzehnt, ehe Lithografie-Anstalten (Steindruckereien) gezeichnete, mit bis zu zehn Farben gedruckte Ansichtskarten herstellten.

    Handschriftliche Grüße werden in Augsburg wertgeschätzt

    Die Farbe war es, die das Geschäft mit Ansichtskarten boomen ließ. Je bunter, desto mehr der teuren Lithografie-Karten wurden gekauft, versandt oder druckfrisch gesammelt. Verbesserte Druckverfahren für Fotos verhalfen preiswerten Schwarzweiß-Ansichtskarten zu enormer Verbreitung. Soziologen meinen, im digitalen Zeitalter verhelfe nicht das Bild, sondern die Wertschätzung handschriftlicher Grüße den Ansichtskarten zur Wiedergeburt.

    Weitere stadthistorische Exkursionen von Franz Häußler finden Sie hier.

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