Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburger Dialekt: Haben Batschlach und Gschtattl eine Zukunft?

Augsburg

Augsburger Dialekt: Haben Batschlach und Gschtattl eine Zukunft?

    • |
    Durch Augsburg führt eine scharfe Dialekt-Grenze: Westlich des Lech dominiert das Schwäbische, rechtsseitig der bayerische Einfluss.
    Durch Augsburg führt eine scharfe Dialekt-Grenze: Westlich des Lech dominiert das Schwäbische, rechtsseitig der bayerische Einfluss. Foto: Marcus Merk

    SchwäbischGPT ist ein besonderes Kleinod des Internets – ein Chatbot, der in Mundart antwortet. Seinen Sinn erklärt er folgendermaßen: "I bin do, um Leit z' helfa und ihna Froga z' beantworta." Dialekt verändert sich fortlaufend, auch vor dem Internet macht er nicht halt. Der Dialekt geht mit der Zeit und ihren neuen digitalen Möglichkeiten. Doch wie steht es um den alltäglichen Gebrauch der schwäbischen

    "Gerade in Messengerdiensten wird viel Dialekt genutzt", erklärt Alfred Wildfeuer, Professor für Variationslinguistik an der Universität Augsburg. "Die User einigen sich fortlaufend über die Nutzung und die Rechtsschreibung. Dabei wird allerdings keine völlige Einheitlichkeit angestrebt", sagt Wildfeuer. Dialekte seien im Wandel, gerade in Großstädten gehe die Zahl der Sprecherinnen und Sprecher fortlaufend zurück, so der Sprachforscher. In Augsburger Kindergärten liegt die Zahl der dialektsprechenden Kinder bei lediglich 6,5 Prozent. Dabei steigere das Sprechen von Dialekt die kognitive Leistung, die Forschung spreche von innerer Mehrsprachigkeit. "Dialektsprechende Kinder eignen sich eher das Regelsystem der Orthografie an, weil sie wissen, dass sie nicht so schreiben können wie sie sprechen", sagt Wildfeuer. Zudem biete der Dialekt vor allem über Redewendungen mehr Breite in der Ausdrucksweise als Standarddeutsch.

    Mitten durch Augsburg verläuft eine Dialekt-Grenze

    Ferner stärke die Nutzung von Dialekt das Heimatgefühl und die Zugehörigkeit, sagt Wildfeuer. Auch in Augsburg: Mitten durch die Stadt führe eine scharfe dialektologische Grenze, denn der Ursprung der Mundart sei ein anderer, erklärt Bezirksheimatpfleger Christoph Lang. Während westlich des Lechs das Schwäbische dominiere, lägen rechtsseitig bayerische Wurzeln zugrunde, sagt Lang. "Dialekt ist sehr individuell, er ändert sich von Dorf zu Dorf. Er zeigt, wie bunt Schwaben und wie einzigartig jeder Mensch ist." 

    Gleichzeitig kann Mundart auch zu Nachteilen führen: Menschen mit starken dialektalem Einschlag werden oft für weniger intelligent gehalten und als ungebildet abgestempelt. "Das muss sich gesellschaftlich wandeln", sagt Alfred Wildfeuer. Zudem könne es auch zu Verwirrungen kommen, etwa beim Arzt. Wenn jemand von einem schmerzenden "Fuaß" spreche, meine er das gesamte Bein. Das verstehe aber nicht jeder Arzt, erklärt der Experte.

    Insgesamt ist der Erhalt von Dialekten aber unsicher, gerade in Großstädten wie Augsburg. "Wir haben es nicht in der Hand", sagt Lang. Trotz Förderungen wie dem bayerischen Dialektpreis des Kultusministeriums und der Nutzung im Internet sei Dialekt vor allem eine gesprochene Sprache und müsse daher von Generation zu Generation weitergegeben werden: "Das können wir wenig fördern", erklärt der Heimatpfleger. So sieht das auch SchwäbischGPT: "Des hängt a bissle davon ab, wie stark d' Leit ihrne Dialekt pflega und an d'Junge weitergäba." 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden