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Augsburger Anekdoten: Wir Augsburger und die großen Gefühle

Augsburger Anekdoten

Wir Augsburger und die großen Gefühle

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    Ja is‘ denn scho wieder, oder immer noch... Vielleicht hat der Stern am Perlachturm ja eine ganz andere Bedeutung, als auf Weihnachten hinzudeuten.
    Ja is‘ denn scho wieder, oder immer noch... Vielleicht hat der Stern am Perlachturm ja eine ganz andere Bedeutung, als auf Weihnachten hinzudeuten. Foto: Peter Fastl

    Mit unserer Reihe "Augsburger Anekdoten" erzählen wir kleine Geschichten mitten aus dem Leben unserer großen Stadt.

    Das Ergebnis zählt. Das geht runter wie Öl. In einem Artikel in der „Zeit“ erklärt ein Hinzugezogener die Vorzüge Augsburgs. Das Interview wurde im Rahmen eines Formats der Wochenzeitung geführt, das sich „Die unterschätzte Stadt“ nennt. Jetzt wissen wir zwar nicht, warum bei diesem Titel ausgerechnet an Augsburg gedacht wird, aber sei es drum. Das Ergebnis zählt. Und das fällt gut aus für unsere Stadt.

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    Das bessere München. Der 43-Jährige, der offenbar schon in Washington, Melbourne und Frankfurt gelebt hat, schätzt die kurzen Wege in Augsburg und die Entspanntheit. Im Vergleich zu München sei die Stadt nicht so überlaufen. „In einem der schönsten Biergärten der Stadt, der Kulperhütte, findet man immer einen Platz“, so der Interviewte, der auch schätzt, dass in Augsburg die Maß Bier noch rund acht Euro kostet. Und die Menschen, die seien sympathisch. Nur die Sprache – „Hier sagt niemand ‚Hast du mal Zeit?‘, sondern ‚Hascht mal Zeit?‘,“ müsse man mögen. Kein gutes Haar lässt der Hinzugezogene allerdings an den Fahrradwegen. „Ich habe mal gelesen, dass Augsburg zur Fahrradstadt werden soll. Davon ist es weit entfernt. In der Innenstadt zu radeln, ist gefährlich“, befindet er gegenüber der Zeitung. Tja, niemand ist perfekt. Auch nicht Augsburg. Die Hauptsache ist das Fazit des Interviews: „Augsburg ist das bessere München.“ Wir wissen das. Aber es liest sich halt immer wieder so schön.

    Von oben herab: So, wie man hier die Stadt München fotografiert hat, schaut mancher Bewohner der Landeshauptstadt auf Augsburg. Die kleine Schwabenmetropole schnitt jetzt aber im Vergleich recht gut ab.
    Von oben herab: So, wie man hier die Stadt München fotografiert hat, schaut mancher Bewohner der Landeshauptstadt auf Augsburg. Die kleine Schwabenmetropole schnitt jetzt aber im Vergleich recht gut ab. Foto: Peter Kneffel, dpa (Archivbild)

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    Unter einem guten Stern. Der Perlachturm ist seit vielen Jahren nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Er ist ein Sanierungsfall, wie so manches in der Stadt. Damit kein Gestein herabbröckelt, ist seine Spitze mit einem Schutznetz verhüllt. Armer Perlachturm. Dass er so lange auf seine Sanierung warten muss, hat er nicht verdient. Aber ein kleiner Hoffnungsschimmer blitzt durch das Netz hindurch. Man muss nur genau hinschauen. Dort oben, hoch am Turm, hängt ein Relikt aus der Weihnachtszeit. Es ist ein Stern. Wir Optimisten deuten das als positives Zeichen: Die Sanierung des Wahrzeichens steht unter einem guten Stern. Hoffentlich.

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    Gemischte Gefühle. Am Sonntag ist EM-Finale, für die deutsche Elf war schon vor gut einer Woche Schluss. Rund um den Augsburger Kö sammelten sich an jenem Freitagabend trauernde Fans, die geschminkten EM-Flaggen auf den Wangen verwischt von Tränen. In der 6-er Richtung Göggingen entwickelten sich letzte (Fach-)Gespräche. „Ich hab Paella noch nie leiden können“, sagt eine Frau aus Wut auf die Spanier, die Deutschland nach Hause geschickt haben. Ihr Begleiter versucht sie aufzuheitern. „Lass es sein“, sagt sie, „funktioniert nicht. Es sei denn, du machst dich nackig.“ Drei Reihen weiter sind die Gespräche sachlicher. „Der Schiri hat das Handspiel nicht gewertet. Hey Mann, ich habe voll geweint eben“, sagt ein junger Mann. Ein anderer, offensichtlich Spanier, erwidert entspannt: „Ist doch schön, wenn ihr Augsburger mal Gefühle zeigt.“

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    Pfützen-Platscher. Es ist eine dieser regnerischen Sommer-Nächte, in denen es so lange von oben herunterschüttet, bis sich in den Gassen der Altstadt große Pfützen bilden. Eine Gruppe sendungsbewusster – man könnte auch sagen halbstarker – Jugendlicher erspäht eine solche Wasser-Ansammlung. Und schnell entsteht die Idee, sie einmal längs entlang zu rutschen. Ein halbstarker – man könnte auch sagen besonders sendungsbewusster – junger Mann übernimmt, oberkörperfrei. „Machst Du eh nicht“, ruft eine Begleiterin und zückt das Smartphone, um zu filmen. Doch unwillig, sich lumpen zu lassen, nimmt der Bursche Anlauf und schlittert die Pfütze entlang, kurz und heftig. Ganz schafft er es anschließend nicht, seinen Schmerz zu verbergen. Aber bejubelt wird er, der Pfützen-Platscher. Dann geht‘s weiter in die verregnete Nacht.

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