SPD-Mann chillt. Chillen ist ein neudeutsches Wort. Übersetzt heißt es herumhängen. Das tun derzeit viele Menschen in Augsburg, die Hitze schlaucht. Mitten im August ist dies keine Überraschung. Der Geist ist müde, das Gedächtnis macht schlapp. Wer erinnert sich da noch daran, dass Anfang Juni die Europawahl stattgefunden hat? Mehr als zwei Monate sind vergangen. In der Henisiusstraße am ehemaligen Hauptkrankenhaus werden wir an die Wahl erinnert. SPD-Kandidat Jörn Seinsch chillt im Sonnenschein, sein Plakat hängt herum.
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Praktisch gedacht. Bei Karstadt ist in diesen letzten Tagen jede Menge los. Der Ausverkauf in Augsburgs letztem Warenhaus lockt zahlreiche Kunden. Teils so viele, dass man vor den Umkleiden Schlange stehen muss. Das bringt den ein oder anderen dazu, Ware im letzten Winkel der Verkaufsfläche, versteckt hinter Kleiderständern und in gebückter Haltung anzuprobieren. Eine ältere Dame dagegen ist um Intimsphäre weniger bemüht. Sie testet den möglichen neuen Spitzen-BH mitten auf der Fläche. Nachdem sie das gute Stück geschlossen und alles an seinen Platz geschoben hat, blickt sie an sich herunter und urteilt kopfschüttelnd in breitem Augsbugrer Dialekt: „Des isch ned mei Passform“. Den Hinweis ihrer Begleitung, dass sie den BH über ihrem alten und einem dicken T-Shirt anprobiert hat, ignoriert sie und antwortet: „Es sin ja no andere do, die i probiera ka.“
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Uraltes Dinosalz Wer lesen kann, ist klar im Vorteil, heißt es immer so schön. Doch morgens an der Bäckertheke, mit der Aussicht auf einen frischen Kaffee und eine knusprige Breze, läuft es mit dieser Kulturtechnik manchmal nur holprig. Und so ist für einen kurzen Moment das Erstaunen groß, dass die Bäckerei Wolff jetzt auch Urmelesalz anbietet. Klar, in Augsburg hat es auch eine Kasperleampel und eine Jim-Knopf-Straße. Aber warum wurde das knuffige Urzeitwesen zu Salz verarbeitet? Und wieso ist es dann nicht wenigstens grün? Eine Sekunde später die Erleuchtung im entkoffeinierten Hirn: In den Gläsern steckt Urmeersalz. Aber vielleicht ist ja tatsächlich ein bisschen Urmele drin. Könnte doch sein, dass die Urmele-Vorfahren einst im salzigen Urmeer gebadet haben.
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Mit dem Osterhasen auf Tour. Bei Temperaturen über 30 Grad mitten im August würde man nicht auf die Idee kommen, dem Osterhasen zu begegnen. Und schon gar nicht auf einem Quad auf der Friedberger Straße. Aber gelegentlich hält das Leben Überraschungen bereit - und da saust er vorbei, der Osterhase. Lässig in Hoodie und Sporthose. Zwar verteilt er keine bunten Eier, dafür lässt er sein Gefährt mächtig aufröhrern. Er geht halt mit der Zeit, der Osterhase auf dem Quad.
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Alle wollen nach Augsburg, keiner denkt an Augsburg. Seit Jahrzehnten meldet die Augsburger Tourismusgesellschaft Rekordzahlen: so viele Übernachtungen wie nie, so viele neue Hotelbetten wie nie, so viele Besucher aus Italien wie nie … Wunderbar, denkt man sich, die ganze Welt denkt an Augsburg. Aber weit gefehlt: Bei einer Umfrage der Deutschen Zentrale für Tourismus - es ging um die Top 100 Sehenswürdigkeiten in Deutschland - landete Augsburg auf … Raten Sie! Exakt: überhaupt keinem Platz. Stattdessen auf Platz 1 das Miniatur-Wunderland Hamburg, die erste bayerische Nennung auf Platz 5 - Rothenburg. Dann Ziele wie „Berlin“ und „München“ ganz allgemein, Neuschwanstein im Speziellen und ein paar Welterbe-Städte. Was ist da passiert, fragen wir uns, dass Augsburg nirgends auftaucht? Und hoffen, dass die Tourismusgesellschaft uns nächstes Jahr einen neuen Rekord liefern wird: Augsburg an erster Stelle aller Nennungen. Auf geht‘s!
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