Mit unserer Reihe "Augsburger Anekdoten" erzählen wir kleine Geschichten mitten aus dem Leben unserer großen Stadt.
Keine Schweizer Präzision
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Ein Mann steht mit einem schweren, silbernen Koffer vor den Treppen, die am Hauptbahnhof zu den Gleisen führen, und schaut verwundert hinunter. Kurz darauf wendet er sich in unüberhörbarem Schweizer Dialekt an eine Frau, die neben ihm offenbar auf jemanden wartet. "Entschuldigen Sie, ist das der Weg zu den Gleisen? Kein Aufzug? Keine Rolltreppe?" Die Frau antwortet: "Sie reisen leider zwei Tage zu früh. Aufzüge und Rolltreppen werden am Freitag eröffnet. Der Bahnhof wurde gut zehn Jahre lang umgebaut." Der Mann schüttelt den Kopf. "In Deutschland scheinen die Uhren wirklich anders zu gehen."
Berliner Verhältnisse
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Noch einmal am Hauptbahnhof. Diesmal eine Frau, die mit zwei schweren Taschen aus der Bahnhofstraße herübergelaufen ist und laut vor sich hinschimpft. "Die janze Straße eine Matsch- und Eisfläche. Und icke dachte, dit läuft alles nur in Berlin so mies..."
Spiel mit Schreck
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Es ist nach 23 Uhr an einem Tag unter der Woche, in einer Altstadt-Gasse unterhalten sich zwei Männer lebhaft. Am Gebäude nebenan öffnet sich ein Fenster, ein Mann ruft laut: "Hey!" Kurzer Schreck, ein Blick nach oben, entschuldigende Gesten. "Wo liegen die Maddalena-Inseln?", fragt er. Der Schreck weicht Konfusion. "Was?" – "Die Maddalena-Inseln, wo sind die?" Konfusion weicht Ratlosigkeit, dann eine Vermutung: "Italien?" sagt-fragt einer der beiden Männer vorsichtig, nach oben gerichtet. "Gut, logge ich ein", sagt der Mann am Fenster und verschwindet kurz. Dann taucht sein Wuschelkopf wieder auf, gute Nachrichten: "Stimmt, Danke!" An der Ratlosigkeit ändert das zunächst nichts, dann Aufklärung: Der Mann sei gerade mitten in einem Quiz mit Freunden, er habe gerade einen "Publikumsjoker" gehabt und dabei auf die Straße zurückgegriffen. Aaaah.
Sport hält warm
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Draußen ist es kalt, es hat es Temperaturen um die null Grad. Die Menschen, die sich an diesem Abend in der Straßenbahn drängen, tragen dicke Jacken, Mütze, Schal und Handschuhe. Nur ein junger Mann nicht. Er sitzt in kurzer Hose und einer dünnen Sportjacke auf einem der Plätze und hört Musik. Kalt scheint ihm nicht zu sein. "Wie hält er das nur aus?", fragt eine Rentnerin kopfschüttelnd. Von dem Mann kommt keine Antwort. Die Kopfhörer... Doch ein Blick auf seine Sportjacke zeigt, dass er Mitglied des Quidditch-Teams der Uni Augsburg ist. Dieses Spiel hat Autorin J.K. Rowling für ihren Zauberroman Harry Potter erfunden. An der Uni wird es, mit einem Stab als Besen-Ersatz zwischen den Beinen, als eine Mischung aus Handball, Völkerball und Rugby gespielt. Offenbar wird einem bei diesem Spiel sehr warm. Man muss also kein Zauberer sein, um es bei diesem Wetter in kurzen Hosen auszuhalten...