Mit unserer Reihe „Augsburger Anekdoten“ erzählen wir kleine Geschichten mitten aus dem Leben unserer großen Stadt.
Herr des Parks. Im Park am Roten Tor tummeln sich die unterschiedlichsten Gestalten. Nicht nur Spaziergänger, Jogger und Radfahrer nutzen die Wege an der historischen Stadtmauer. Der Park zieht vor allem in den warmen Monaten Picknicker und Sportler an. Fitness-Freunde messen sich bei Liegestützen, Schattenboxer holen aus und dann gibt es jenen Mann, der nahezu jeden Morgen mit Kopfhörern mitten in der Wiese steht und in kleinen Tippelschritten auf und ab läuft. Jedem das seine. Yoga-Anhänger etwa verharren im herabschauenden Hund. Apropos Hund. Von denen dackeln auch genügend durch den lauschigen Park. Ein besonders lustiger Vierbeiner hielt sich dort vor wenigen Tagen auf. Aus Plüsch, weiß und blau, mit frecher roter Zunge. Ist er der neue Parkraumüberwacher?
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Feuer? Alles nur heiße Luft. Aufregung in einem Innenhof in der Altstadt. Eine kleine Gruppe von Rauchern blickt besorgt auf eine ganz andere Art von Qualm. Aus einem geöffneten Fenster strömen dichte Schwaden nach außen, kein Mensch zu sehen. Feuer? Hektische Diskussion, ob man den Notruf betätigen sollte, und wenn ja, war das 110 oder 112? Ein paar Rufe Richtung Fenster, einer der Beteiligten hat das Smartphone schon aus der Hosentasche gezogen. Dann wird klar: alles nur heiße Luft. Ein junger Mann hat die Rufe gehört und streckt seinen nassen Kopf aus dem Fenster. Er habe gerade geduscht, sagt er, leicht irritiert. „In der Sauna, oder was?“, entgegnet einer der Raucher. Kurzes Kopfschütteln oben, dann schließt er das Fenster. Die Dampfschwade reißt ab, die Raucher konzentrieren sich wieder auf ihr Gequalme.
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Sonderwünsche bei der Breze. Der Augsburger scheint ein besonderes Verhältnis zur Breze zu haben. Zu beobachten ist das beim Bäcker des Vertrauens ums Eck. Bei keiner Backware nimmt der Augsburger es so genau wie bei dem verschlungenen Laugengebäck. Zumindest deutet darauf die Zahl der Sonderwünsche hin. Mal soll sie salzig sein, mal mit wenig Salz; mal wird eine helle Breze gefordert, mal eine besonders dunkle. Die Verkäuferinnen nehmen die Wünsche mit stoischer Gelassenheit hin. Ein kurzer Blick in den Korb, dann wird eine vermeintlich passende Breze in die Tüte befördert - und der Kunde ist glücklich, dass sein Spezialwunsch (offenbar) erfüllt worden ist. Diese Woche war es dann aber doch ein ungewöhnlicher Spezialwunsch, den eine Kundin hatte. Eine „frische Breze“ hätte sie gerne, so die Ansage. Könnte man als Qualitäts-Bäckerei, wenn man will, auch als Affront verstehen. Nicht so die Verkäuferin - professionelles Lächeln, eine Breze aus der Auslage gefischt, Kundin zufrieden.
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