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Personalmangel in Augsburg: 12 Prozent der Stellen bei der Stadt unbesetzt

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Zwölf Prozent der Stellen bei der Stadt Augsburg sind nicht besetzt

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    Die Suche nach Personal (hier ein Blick auf das Stellenportal der Stadt im Internet) wird für die Augsburger Stadtverwaltung zunehmend schwierig.
    Die Suche nach Personal (hier ein Blick auf das Stellenportal der Stadt im Internet) wird für die Augsburger Stadtverwaltung zunehmend schwierig. Foto: Silvio Wyszengrad

    Gut für die Mitarbeiter, schwierig für die Stadt Augsburg: Die Tarifeinigung im öffentlichen Dienst wird im Doppelhaushalt 2023/24 mit zusätzlichen Kosten um die 31 Millionen Euro aufschlagen. Davon geht die Stadt auch wegen neuer Stellen, deutlich nach oben. 2017 lagen die Kosten noch bei 273 Millionen Euro. Um diese Mehrkosten auffangen zu können, wird es anderswo Abstriche geben müssen.

    Personalreferent Frank Pintsch (CSU) sagte, einerseits handle es sich um den höchsten Tarifabschluss im öffentlichen Dienst seit 1945. Dies müsse irgendwie gegenfinanziert werden. Nachdem die Stadt im Entwurf für den aktuellen Haushalt schon fiktiv Lohnsteigerungen (wenn auch nicht in dieser Höhe) einkalkuliert hat, müssen nicht die gesamten 31 Millionen Euro zusammengekratzt werden. In der Netto-Rechnung tut sich aber ein Loch von 16 Millionen Euro auf. Vermutlich wird die Stadt dafür auf eine bisher nicht konkret verplante Reserve zurückgreifen müssen, nachdem sie vergangenes Jahr vom Freistaat mehr Geld bekommen hatte als vorhergesehen. Das Geld hätte ansonsten auch für Investitionen oder als Ausgleich für gestiegene Baukosten bei laufenden Projekten genutzt werden können. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) hatte schon im Vorfeld der Einigung erklärt, dass es womöglich nicht ganz einfach werde, wenn man Bürgern erklären müsse, dass der Radweg vor der Haustür nicht kommt, weil die Personalkosten steigen. 

    Augsburger Referent über Fachkräftemangel: "Unser Personal ist die wichtigste Ressource"

    Andererseits betonen Weber und Pintsch, dass man den Beschäftigten (mit 6500 Beschäftigten gehört die Stadt zu den größten Arbeitgebern in Schwaben) das Geld gönne. Gut sei, dass alle Entgeltgruppen davon profitierten. "Unser Personal ist die wichtigste Ressource der Stadt Augsburg und das Rückgrat der Augsburger Stadtverwaltung", so Pintsch. Insofern begrüße man die Tarifeinigung ausdrücklich. Ein Stellenmoratorium hält Pintsch nicht für sinnvoll, allerdings werde man bei der Neuschaffung von Stellen wohl auf die Bremse treten müssen. 

    Dass die Stadt den Abschluss, der den Gewerkschaftsforderungen in weiten Teilen entgegenkommt, begrüßt, dürfte auch einen anderen Grund haben: Der Arbeitskräftemangel trifft auch die Stadtverwaltung inzwischen mit Wucht. Über alle Bereiche gerechnet sind immerhin zwölf Prozent aller Stellen aktuell nicht besetzt. Die Ursachen liegen nicht nur im Bewerbermangel, sondern auch in Verrentungen und Fluktuation. Die Stadt ergreife alle Maßnahmen, um Personal zu halten und zu gewinnen. "Der aktuelle Tarifabschluss leistet hier einen wichtigen Beitrag, indem er eine angemessene Bezahlung weiterhin ermöglicht. Alle Anliegen der Bürgerinnen und Bürger können nur dann weiterhin gut bewältigt werden, wenn ausreichend Personal zur Aufgabenerfüllung vorhanden ist", so Pintsch.

    Personalmangel in Augsburg: Im Kita-Bereich ist die Lage besonders drastisch

    Besonders drastisch ist die Lage beim Kita-Personal und im sozialen Bereich generell. Zum neuen Kindergartenjahr sollen auch angeworbene Kräfte aus Spanien einspringen. Schwierig ist es auch im Bereich der Bauverwaltung und bei IT-Kräften. Die Stelle der Fußgängerbeauftragten konnte erst nach mehreren Anläufen besetzt werden, weil sich kein Bewerber fand, das Parkleitsystem kam aus dem gleichen Grund mit Verzögerungen - eines von vielen Beispielen. Oftmals zahlt die freie Wirtschaft in diesen Bereichen deutlich besser. Die Stadt tut sich in diesem Jahr auch schwer, saisonale Rettungsschwimmer-Stellen für die Freibäder zu besetzen - im schlimmsten Fall müsste das Lechhauser Bad geschlossen bleiben. Auch bei der Müllabfuhr häuften sich zuletzt - auch im Zusammenspiel mit Krankheitswellen - Ausfälle von Fahrten. Beim Abfallwirtschaftsbetrieb läuft aktuell ein Organisationsprozess, der sich grundsätzlich mit Prozessoptimierung und Qualifizierung auseinandersetzt. 

    Man schaffe es aktuell noch, gute Arbeitnehmer zu bekommen, sagt Pintsch. "Die Herausforderungen sind aber ohne Zweifel groß." Im Großen und Ganzen hielten sich die Auswirkungen auf die Bürger noch in Grenzen, weil man den Kapazitätsausfall bei unbesetzten Stellen durch Priorisierung von Aufgaben auffangen könne. Steigende Anforderungen oder Mehraufwand durch neue Gesetze seien in Teilen durch die Möglichkeiten der Digitalisierung aufzufangen. Im Einzelfall, gibt Pintsch zu, könnten längere Bearbeitungszeiten allerdings schon vorkommen.

    Als Stadt setze man in Zukunft weiter auf Ausbildung und Nachwuchsgewinnung, werde aber stärker um Quereinsteiger werben. Diese brächten häufig Erfahrungen mit, von denen die Verwaltung profitieren könne. Zudem habe man eine Personalstrategie aufgesetzt, die auch auf Fortbildung, Arbeitgeberattraktivität und das Angebot eines modernen Arbeitsplatzes mit Homeoffice-Regelungen setzt. Künftig, so Pintsch, werde man auch die Sinnhaftigkeit einer Tätigkeit im öffentlichen Dienst stärker herausstellen. "Alle Kolleginnen und Kollegen arbeiten dafür, die Daseinsvorsorge und das Leben von 300.000 Bürgerinnen und Bürgern täglich gut zu begleiten."

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