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Augsburg: Zwei Schwestern setzen mit ihrem Label "Mia Bride-Style" neue Hochzeits-Trends

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Zwei Schwestern setzen mit ihrem Label "Mia Bride-Style" neue Hochzeits-Trends

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    Trotz Corona konnte das Shooting im weitläufigen Gewächshaus mit Verena Lauer (links) und Michelle Rosen stattfinden.
    Trotz Corona konnte das Shooting im weitläufigen Gewächshaus mit Verena Lauer (links) und Michelle Rosen stattfinden. Foto: Evgenia Nether

    Die "Brautflüsterin" aus der Bäckergasse und die Inhaberin von Einzelstück in der Linken Brandstraße in Lechhausen ergänzen sich trefflich: Jede Markenrobe aus dem Geschäft in der Innenstadt wandert nach einer gewissen Zeit als Secondhandmodell in den anderen Laden im nordöstlichen Stadtteil. Wenn sich ein Stück nach einer Zeit von etwa zwei Jahren immer noch nicht verkaufen ließ, kommt eine dritte Option ins Spiel.

    Es handelt sich um die gemeinschaftliche Linie Mia, was abgekürzt nichts anderes als Made in Augsburg heißen soll, aber auch die Initialen der Vornamen beider "Designerinnen" enthält. Weil Einzelstück bedeutet, dass jedes Kleid auch nur in einer Größe vorrätig ist, finden Kleid und Frau manchmal nicht auf Anhieb zueinander. Andrea Roszkopf aber ist der Meinung, dass es deshalb doch längst nicht ausrangiert werden muss. Ähnlich ist es bei der "Brautflüsterin", deren Stücke manchmal überholt sind, weil sich Mode und Kollektionen zu schnell verändert haben.

    Brautflüsterin und Einzelstück vereinen Erfahrungen in "Mia Bride-Style"

    Aus der Kombination beider Erfahrungen entwickelte sich jetzt das eigene Label der Schwestern, denen, wie sie sagen, sehr an Nachhaltigkeit gelegen ist. Denn wenn eine Kollektion nicht mehr nachzubestellen und damit zum Auslaufmodell geworden ist, werde ein Kleid in seine Einzelteile zerlegt und in neue Kreationen eingearbeitet.

    Im Laden "Einzelstück" in Augsburg-Lechhausen gibt es Anproben derzeit nur mit Maske.
    Im Laden "Einzelstück" in Augsburg-Lechhausen gibt es Anproben derzeit nur mit Maske. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    "Wir wissen", sagen sie unisono, "was die Bräute haben wollen." Deshalb seien Zweiteiler schwer im Kommen. Und auf der Suche nach dem passenden Kleid sind Andrea Roszkopf, 28, und Melinda Dmuschewski, 32, nicht selten mit einem zweigeteilten Echo konfrontiert: "Das Oberteil würde mir gut gefallen", könnte eine Aussage lauten, "aber der Rock müsste sein, wie der von diesem Kleid." So werden Knöpfe abgetrennt, Unterröcke herausgenommen, um die exklusiven Bestandteile der Roben bei klassischem Upcycling einer Wiederverwendung zuzuführen. "Der Gedanke, dass ich etwas wiederverwende und eine ganz neue Kreation schaffe", sagt Andrea Roszkopf, "macht mich stolz."

    So können nach Ansicht von Andrea Roszkopf Ressourcen gespart werden. Laut Melinda Dmuschewski hat kaum jemand eine Vorstellung davon, wie viel Wasser etwa für die Herstellung der edlen Stoffe verwendet wird. Gemeinsam entwerfen sie jetzt aus den Materialien anderer – seien es neue oder auch bereits getragene – Roben ihre Zweiteiler. Das Oberteil aus Spitze, kombiniert mit einem fließend eleganten Rock eigne sich hervorragend fürs Standesamt. Ein glitzerndes oder aus durchbrochener Spitze gearbeitetes Oberteil könne aber auch nach der Hochzeit zu einem weniger festlichen Anlass und zur Jeans getragen werden.

    Diese Ideen treiben die Augsburger Geschäftsfrauen an

    Freilich, sagen die beiden Geschäftsfrauen, viele Bräute wollen ein neues Kleid. Sie können aber auch beobachten, dass der Wunsch nach mehr Umweltbewusstsein zunehme und immer mehr Frauen bewusst nach einem bereits getragenen Brautkleid suchen, dem sie zu einem zweiten Auftritt verhelfen. Dass das auch finanzielle Vorteile mit sich bringen kann, ist ein weiteres Argument.

    Durch Corona wurden zuletzt viele Hochzeiten verschoben.
    Durch Corona wurden zuletzt viele Hochzeiten verschoben. Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolbild)

    Auch in ihren Werdegängen ergänzen sich die Schwestern. Die Ältere arbeitete in München bei Prada und zählte Schauspieler und Scheichs zu ihren Kunden, bevor sie im September 2019 ihren Laden in der Bäckergasse eröffnete. Die Jüngere besuchte nach einem Aufenthalt im australischen Outback die Fachakademie für Ökonomie und Management und betätigte sich nach ihrer Rückkehr mit landwirtschaftlicher Erfahrung als Salesmanagerin in einem Industrieunternehmen. Die Rollen sieht Andrea Roszkopf deshalb ganz klar verteilt: "Ich mach die Zahlen, Melinda hat die Ideen."

    Das steckt hinter dem Augsburger Label "Mia Bride-Style"

    So wundert es eigentlich nicht, wenn die "Brautflüsterin" sagt, sie habe sich im wahrsten Sinne einen Traum erfüllt. Denn eines Morgens sei sie aufgewacht, erinnerte sich an die Bilder aus dem Schlaf und wusste: "Ich muss das machen." Seither verbringt sie ihren beruflichen Alltag zwischen Tüll, Spitze und einem Hauch von Stoff und Glamour. In beiden Geschäften stehen bequeme, mit Samt bezogene Polstergarnituren, auf denen sich die Kundschaft entspannt die Modelle zeigen lassen kann. Ambiente ist sowohl Andrea Roszkopf als auch Melinda Dmuschewski wichtig: "Wir schleusen niemanden durch", sagt die eine und: "Es ist immer nur eine Braut da", die andere. Leider seien die Läden im Moment geschlossen, weshalb sie Zeit für anderes hätten. Momentan arbeiten sie an der Namensgebung für ihre Kreationen vom Label Mia Bride-Style. Trotzdem seien Monat für Monat Fixkosten im vierstelligen Bereich zu berappen.

    Glücklich sind die beiden, dass sie trotz aller momentanen Widrigkeiten ihr Shooting wie geplant absolvieren konnten. Mit Fotografin Evgenia Nether, Videograf Julian Hofmeister sowie den Models Verena Lauer und Michelle Rosen fanden sich die Firmengründerinnen in einem Gewächshaus der ehemaligen Gärtnerei Hurler bei Wertingen ein, um ihre Mode stilvoll in Szene zu setzen. Die Location sei ideal gewesen, um die geltenden Abstandsregeln einzuhalten. Sogar eine Drohne konnten sie über der selbst gebauten Holzschaukel kreisen lassen. Die Initiatorinnen selbst finden, dass es eine "wahnsinnig schöne Kulisse" für ihre Kleider war.

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