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Augsburg: Zwei Jahre Ankerzentrum Augsburg: So ist die Situation vor Ort

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Zwei Jahre Ankerzentrum Augsburg: So ist die Situation vor Ort

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    Im Gewerbegebiet in Lechhausen ist das Verwaltungszentrum für neu ankommende Flüchtlinge. Hier werden ihre Personalien registriert.
    Im Gewerbegebiet in Lechhausen ist das Verwaltungszentrum für neu ankommende Flüchtlinge. Hier werden ihre Personalien registriert. Foto: Silvio Wyszengrad

    Flüchtlinge, die in Schwaben neu ankommen, werden an einem zentralen Ort aufgenommen. Sie werden medizinisch untersucht, ihre Personalien erfasst. Bis Ende 2019 war in Donauwörth ein großes Aufnahmelager, in dem teilweise mehrere Hundert Asylbewerber gemeinsam untergebracht waren. Mitunter gab es Auseinandersetzungen. Die Polizei musste anrücken. Seit Jahresbeginn 2020 ist Augsburg der Ort, an dem Flüchtlinge aufgenommen werden. Die Organisation der Abläufe hat sich geändert.

    Die Flüchtlinge kommen zunächst in ein ehemaliges Weltbild-Gebäude in Augsburg

    Wenn es um die Unterbringung geht, spielt der Begriff Anker eine wichtige Rolle. Anker steht für Ankunft, Entscheidung, Rückführung. Es existiert das sogenannte Anker-Verwaltungszentrum in einem Gewerbegebiet in Lechhausen. In einem ehemaligen Gebäude der Verlagsgruppe Weltbild in der Aindlinger Straße werden Flüchtlinge zunächst untergebracht. Das Gelände ist eingezäunt, ein Sicherheitsdienst ist wie in anderen Unterkünften rund um die Uhr im Einsatz. Die Abläufe im Verwaltungszentrum sind eingespielt. Die Personalien der Flüchtlinge werden aufgenommen. Es gibt zudem eine medizinische Erstuntersuchung mit Corona-Test. Dolmetscher unterstützen die Arbeit der zuständigen Behördenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter. Neuankömmlinge bleiben in der Regel nur wenige Tage im Verwaltungszentrum.

    So sieht es im Innenbereich des Anker-Verwaltungszentrums aus.
    So sieht es im Innenbereich des Anker-Verwaltungszentrums aus. Foto: Silvio Wyszengrad

    Zuständig ist von Anfang an die Regierung von Schwaben. Sie trägt die Verantwortung für die Anker-Einrichtungen. Nach Auskunft von Sprecher Karl-Heinz Meyer sind in den beiden zurückliegenden Jahren insgesamt 4800 Flüchtlinge in Augsburg eingetroffen. Waren es im Jahr 2020 noch 1300 Asylbewerber, stieg die Zahl im Vorjahr auf 3500 Neuankömmlinge. Meyer verweist dabei auch auf die monatliche Statistik: "Im ersten Halbjahr 2021 waren die Zugangszahlen deutlich geringer als in der zweiten Jahreshälfte. Die niedrigste Zugangszahl in Schwaben verzeichneten wir im April mit 71 Asylbewerbern."

    Im Sommer 2021 stieg die Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge

    Im Sommer 2021 sei dann ein spürbarer Anstieg der Neuankünfte zu verzeichnen. Ursache hierfür dürften unter anderem die politische Situation in Afghanistan sowie die neue Fluchtroute vor allem irakischer und syrischer Asylbewerber über Belarus und Polen nach Deutschland gewesen sein. Zugangsstärkster Monat war mit 542

    Die Zahl von 3500 Neuankömmlingen in Augsburg im Jahr 2021 übertrifft deutlich die Zahl aus dem Jahr 2019, als noch das Ankerzentrum Donauwörth in Betrieb war. Es waren damals knapp 2100 Asylbewerber. In Donauwörth gab es wegen der räumlichen Enge auf dem ehemaligen Kasernengelände teils tätliche Auseinandersetzungen. Die Polizei war öfters vor Ort. Und in Augsburg? Wie läuft es nach zwei Jahren Anker? Sandra Schmidt vom Polizeipräsidium Schwaben sagt gegenüber unserer Redaktion: "In der Gesamtbewertung aller polizeilichen Einsätze der vergangenen beiden Jahre ist festzustellen, dass Asylunterkünfte keinen herausragenden Schwerpunkt in der polizeilichen Einsatzbewältigung darstellen."

    Die Polizei führt Buch über die Einsätze in den Unterkünften

    Die Polizei führt Buch über Einsätze in den Anker-Einrichtungen in Augsburg. Neben dem Verwaltungszentrum in Lechhausen gibt es Zweigstellen in Inningen (Hohenstaufenstraße), in Kriegshaber (Kobelweg), im Herrenbach (Berliner Allee) und nochmals in Lechhausen (Steinerne Furt). "Die Zahl der polizeilichen Einsätze in der Anker-Einrichtung und den Zweigstellen bewegte sich in den Jahren 2020 und 2021 im mittleren zweistelligen Bereich", sagt Sandra Schmidt. Gravierende Gewaltdelikte gehörten demnach nicht zu den Auffälligkeiten, heißt es weiter. Die Polizei ist mit Streifen regelmäßig vor Ort in den Unterkünften. Dass es in den Corona-Jahren 2020 und 2021 auch Einsätze wegen Streitereien um anstehende Quarantänemaßnahmen in Unterkünften gegeben hat, bestätigt die Polizei. Zahlen könnten dazu nicht geliefert werden, weil es keine einheitliche Erfassung über diese Art der Einsätze gebe.

    Die Corona-Pandemie bestimmt das Leben in den Unterkünften

    Die Corona-Pandemie hat auch das Leben in den Unterkünften bestimmt. Karl-Heinz Meyer erläutert: "Vor allem die Umsetzung der geltenden Corona-Regelungen, die Durchführung von Corona-Tests, angeordnete Quarantänemaßnahmen nach Infektionsfällen sowie die Organisation und Durchführung von Impfterminen führen in den Unterkünften für Personal und Bewohner zu einer deutlichen Mehrbelastung." Die Zusammenarbeit mit dem Impfzentrum funktioniere sehr gut. Meyer: "Es finden regelmäßig Impftermine der mobilen Impfteams in den Einrichtungen statt, um allen neu angekommenen Asylbewerbern ein Impfangebot machen zu können."

    Wer im Verwaltungszentrum in Lechhausen eintrifft, wird medizinisch untersucht. Im Jahr 2021 wurden 26 der 3500 Neuankömmlinge bei ihrer Ankunft positiv auf das Corona-Virus getestet. Infizierte Asylbewerberinnen und -bewerber werden derzeit in der Quarantäne-Einrichtung in Inningen untergebracht.

    Enge Kontaktpersonen Infizierter aus dem Behördenzentrum würden nach Möglichkeit in der Quarantäne-Einrichtung Untermeitingen untergebracht, um das Behördenzentrum für weitere Neuankünfte aufnahmebereit zu halten. Bei Infektionsgeschehen in einzelnen Zweigstellen würden diese in der Regel vollständig unter Quarantäne gestellt. Meyer: "Die erforderlichen Quarantänemaßnahmen werden dabei stets durch das städtische Gesundheitsamt festgelegt und förmlich gegenüber den Bewohnern angeordnet."

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