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Augsburg: Zum neuen Kita-Jahr fehlen vor allem Plätze für die Kleinsten

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Zum neuen Kita-Jahr fehlen vor allem Plätze für die Kleinsten

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    Der Neubau der Kita Teddy und Bär in der Baumgartnerstraße hat Formen angenommen. Dort sollen ab Ende des Jahres drei Kindergarten- und zwei Krippengruppen angeboten werden.
    Der Neubau der Kita Teddy und Bär in der Baumgartnerstraße hat Formen angenommen. Dort sollen ab Ende des Jahres drei Kindergarten- und zwei Krippengruppen angeboten werden. Foto: Silvio Wyszengrad

    Als zu Beginn des Jahres in Augsburg das neue Kita-Portal in Betrieb ging, war die Spannung groß. Schon bald zeichnete sich aufgrund der vielen Anmeldungen ab, dass der Run auf Plätze in der Krippe und im Kindergarten der diversen Träger wie in den Vorjahren groß sein wird – und auch zahlreiche Familien wieder leer ausgehen. Mittlerweile sind Anmeldung und Abgleich für das kommende Kita-Jahr ab September 2022 beendet. Die schlechte Nachricht: Obwohl viele Betreuungsplätze geschaffen wurden, gibt es eine große Versorgungslücke.

    Kita-Anmeldung: Weniger Vormerkungen, aber mehr unversorgte Kinder

    Die Anstrengungen der Stadt, der freien Träger und privaten Initiativen sind groß. In den vergangenen fünf Jahren konnten 2277 neue Betreuungsplätze geschaffen werden. Gab es 2017 noch 13.301 Plätze in der Augsburger Kindertagesbetreuung (Krippe, Kindergarten und Hort zusammengerechnet), sind es heute 15.624. Doch genauso wie vor fünf Jahren hat sich am Sachstand nichts verändert: Es sind immer noch zu wenig Kita-Plätze. "Aufgrund der vielen Herausforderungen und der wachsenden Inanspruchnahme von Kinderbetreuung haben wir trotz des gewaltigen Ausbaus an neuen Betreuungsplätzen eine Versorgungslücke. Deshalb arbeiten alle Träger gemeinsam daran, ihre Einrichtungen zu erweitern und neue Angebote zu schaffen", sagt Bürgermeisterin Martina Wild (Grüne).

    Eva-Maria Hermanns (Amt für Kindertagesbetreuung) und der städtische Bildungsplaner Klaus Maciol gaben kürzlich Mitgliedern des Stadtrats einen Überblick zur aktuellen Lage. Der hatte einige Auffälligkeiten zu bieten. So sind für das kommende Kita-Jahr 5219 Vormerkungen eingegangen – und damit 600 weniger als im Vorjahr. Auffällig ist zudem, dass sich die Zahl der Bewerbungen um einen Platz in der Krippe (0 bis 3 Jahre) und im Kindergarten (3 bis 6 Jahre) immer mehr annähern. Lag 2019 die Zahl der Kindergarten-Aspiranten fast doppelt so hoch wie die der Krippen-Anmeldungen, so sind es diesmal 2293 Vormerkungen bei den Jüngeren und 2836 bei den Älteren.

    Die hohen Anmeldungszahlen bei Krippenkindern hätten mehrere Gründe, so Bildungsreferentin Wild. Die in 2021 gestiegenen Geburtenzahlen spielten genauso eine Rolle wie die sich verändernde Haltung in der Bevölkerung zu Bildung und Erziehung im frühkindlichen Bereich. So gebe es inzwischen eine erhöhte Bereitschaft, eine Kindertagesbetreuung für Kinder unter drei Jahren in Anspruch zu nehmen. Wild: "Dabei spielt unter der Überschrift Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch die wirtschaftliche Entwicklung und die Notwendigkeit, dass beide Eltern arbeiten möchten beziehungsweise müssen, eine große Rolle."

    Doch nicht jeder Betreuungswunsch kann erfüllt werden: 2039 Kinder in beiden Altersklassen sind – Stand März – im neuen Kita-Jahr noch unversorgt, gut 100 mehr als im Vorjahr. Erstmals befinden sich darunter mehr Krippen-Kinder: Während die Zahl der unversorgten Drei- bis Sechsjährigen um 100 gesunken ist, ist sie bei den Jüngeren um 300 gestiegen – was auch zu den nach oben gekletterten Anmeldungen in dieser Altersklasse passt.

    In welchen Augsburger Stadtteilen besonders viele Kita-Plätze fehlen

    Dass die Versorgungslücke bei den unter Dreijährigen besonders ausgeprägt ist, zeigt sich an der Vielzahl der Stadtteile, in denen es für die Kleinen deutlich zu wenige Plätze gibt. Hermanns nennt die Innenstadt, Pfersee, Oberhausen, Kriegshaber, Lechhausen, Haunstetten und Göggingen. Hier schlage wohl auch der Kinderzuwachs im ersten Corona-Jahr zu, vermutet sie. Im Kindergartenbereich kann nach ihren Worten vor allem in Oberhausen, Lechhausen, Haunstetten und Göggingen die hohe Nachfrage nicht befriedigt werden. Generell sei feststellbar, dass in Stadtteilen mit hoher Bautätigkeit und dem damit verbundenen Zuzug von Familien Betreuungsplätze besonders begehrt sind.

    Diese Zahlen und Fakten geben aus Sicht der Fachleute eine Tendenz wieder, sie sind aber nur eine Momentaufnahme. So sind nicht alle potenziellen Kita-Neueröffnungen berücksichtigt. Manche Einrichtungen würden auch erst dann einen Betreuungsplatz zusagen, wenn sie das nötige Personal haben, weiß Amtsleiterin Hermanns. Die Versorgungslücke komme nicht nur durch fehlende Einrichtungen, sondern auch durch den Personalengpass zustande. Dennoch wird daran gearbeitet, die Zahl der Betreuungsplätze stetig zu erhöhen. Allein im vergangenen Jugendhilfeausschuss wurden verschiedene Bauvorhaben auf den Weg gebracht, wie etwa der Neubau der Kindertagesstätte Lützowstraße mit zwei Kindergarten- und einer Hortgruppe in Lechhausen, der Einbau einer Kindertagesstätte in das historische Gebäude der Villa Afra mit vier Krippen- und zwei Kindergartengruppen in der Gögginger Straße oder der Neubau einer Kindertagesstätte im Rahmen des Lehmbaucampus mit zwei Krippen- und drei Kindergartengruppen im Univiertel.

    Wurden die Vormerkungen für Krippe und Kindergarten in diesem Jahr über das Kita-Portal angenommen, ging es für Hort-Plätze noch nicht. Diese Möglichkeit soll es in einem nächsten Schritt geben – auch in Hinblick auf den Rechtsanspruch ab 2026 auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule. Die Vorbereitungen dazu laufen im Bildungsreferat auf Hochtouren - denn auch dazu werden die Platzkapazitäten wohl deutlich ausgebaut werden müssen.

    Augsburg geht von 90 Prozent Betreuungsbedarf an Grundschulen aus

    Noch sind laut Wild bei der Betreuung der über Sechsjährigen viele Fragen offen – angefangen von der Personalfrage bis hin zur Finanzierung. "Ohne Fördertöpfe von Bund und Land wird es nicht gehen", betonte sie im Ausschuss. Des Weiteren weiß die Stadt noch nicht, welche Betreuungsquote nötig ist, um den Rechtsanspruch zu erfüllen. Man gehe momentan in Augsburg von einem Betreuungsbedarf von 90 Prozent der Grundschulkinder aus. Derzeit liegt die Versorgungsquote in der Stadt bei 64 Prozent. Das heißt: Knapp zwei Drittel aller Mädchen und Jungen der Jahrgangsstufen 1 bis 4 werden momentan über den normalen Unterricht hinaus entweder an der Schule direkt oder extern – vor allem im Hort – betreut.

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