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Augsburg: Zoo fehlt das Geld für dringend gefordertes Schimpansengehege

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Zoo fehlt das Geld für dringend gefordertes Schimpansengehege

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    Schimpanse Akemo lebt mit seinen Artgenossen Coco und Nicky im Augsburger Affengehege.
    Schimpanse Akemo lebt mit seinen Artgenossen Coco und Nicky im Augsburger Affengehege. Foto: Bernd Hohlen (Archiv)

    Der Augsburger Zoo hat ein Problem mit seinen Menschenaffen: Das bestehende Gehege für die Schimpansen erfüllt seit Jahren nicht mehr die geltenden Vorschriften zum Tierschutz. Bei der städtischen Veterinärbehörde pocht man auf eine Modernisierung der Anlage und hat eine Frist gesetzt. Nun macht die Corona-Pandemie dem Zoo eine Strich durch die Umbaupläne. Es werden weniger Eintrittskarten verkauft als geplant. Damit fehlt das Geld für Investitionen. Direktorin Barbara Jantschke hat deshalb einen Hilferuf an die Stadt geschickt.

    Augsburger Zoo: Was im Schimpansengehege fehlt

    Die rechtliche Lage beim Tierschutz im Zoo ist etwas kompliziert. Zwar gibt es im Tierschutzgesetz keine konkreten Vorschriften für die Haltung von exotischen Tieren wie Schimpansen. Die Veterinärämter richten sich bei ihren Auflagen aber in der Regel nach einem Gutachten über die "Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren", das vom Bundeslandwirtschaftsministerium veröffentlicht wurde. Danach müsste das Augsburger Schimpansengehege rund zwei- bis viermal so groß sein wie jetzt – wenn es eine sozial intakte Gruppe von bis zu vier erwachsenen Affen beherbergen soll.

    Davon ist man momentan weit entfernt. Wie aus einem Bericht für den städtischen Umweltausschuss hervorgeht, hat das Innengehege nur eine Fläche von 84 Quadratmetern. Im bestehenden Tierhaus fehlen außerdem die nötigen Klettermöglichkeiten, Ruhe- und Aussichtsplätze. Denn Schimpansen bauen sich beispielsweise gerne hoch gelegene Schlafnester. In der Außenanlage wären darüber hinaus geschützte und temperierte Plätze in einer Art Loggia notwendig, damit sich die Affen wohlfühlen. Das Momentan ist eher das Gegenteil der Fall: Wegen der großen gläsernen Wände wird es im Außengehege im Sommer oft enorm heiß, sodass es von den Schimpansen Coco (32), Akemo (26) und Nicky (37) bei Hitze gemieden wird.

    Veterinärbehörde setzt dem Augsburger Zoo eine Frist

    Im Bericht ist von einer "massiven Diskrepanz" zwischen dem Ist-Zustand und den Vorgaben zum Tierschutz die Rede. Die städtische Veterinärbehörde hat dem Zoo deshalb 2017 eine Frist von fünf Jahren gesetzt, um die Anlage umzubauen. Andernfalls müssen die Schimpansen in eine andere Haltung abgegeben werden.

    Das Zeitfenster für die Modernisierung schließt sich Ende 2021. Unter normalen Umständen hätte der Zoo den Umbau bis dahin aus seinem eigenen Budget schaffen können, sagt Direktorin Barbara Jantschke. Alles war in die Wege geleitet. Der Aufsichtsrat der städtischen Zoo GmbH hatte dem Umbau für knapp 770.000 Euro im Februar zugestimmt. Doch dann kam die Corona-Krise. In Folge der Beschränkungen sanken die Besucherzahlen drastisch. Jantschke rechnet bis zum Jahresende mit 1,5 Millionen Euro weniger Einnahmen. Sie geht auch davon aus, dass die Verluste im kommenden Jahr anhalten werden. Im besten Fall könne der Zoo rund drei Millionen Euro aus dem Ticketverkauf rechnen, so das Szenario. Im schlechtesten Fall mit 2,1 Millionen Euro. Geplant war jedoch ein jährlicher Erlös in Höhe von 4,5 Millionen Euro aus Eintrittskarten.

    Warum die Affen nicht abgegeben werden können

    Jantschke sagt: "Wegen der schwierigen Finanzlage mussten wir alle Investitionen auf Eis legen." Das gilt bislang auch für die Modernisierung der Schimpansenanlage. Wie eng es finanziell ist, bestätigen Experten des städtischen Beteiligungsmanagements. Sollte der Zoo diesen Umbau jetzt selbst finanzieren, könnte der GmbH in bis zu zwei Jahren die Zahlungsunfähigkeit drohen, sagen die Fachleute voraus. Offenbar gibt es aber auch keine Alternativen zu der angemahnten Modernisierung.

    Die Direktorin berichtet, bislang sei es nicht gelungen, die drei Augsburger Schimpansen an einen anderen Zoo abzugeben. Und das, obwohl sie auf einer weltweit zugänglichen Abgabe-Liste eingetragen sind. Den Grund sieht Jantschke darin, dass mit den Tieren nicht gezüchtet werden kann. Coco wurde von Menschen aufgezogen und will von seinen Artgenossen nichts wissen. Nicky ist schon recht alt für Nachwuchs, und ihr Sohn Akemo ist kastriert, um Probleme mit Inzucht zu vermeiden. Nicky alleine abzugeben, hält die Direktorin mit Blick auf das Sozialverhalten der Menschenaffen für schwierig.

    Stadt Augsburg soll Finanzierungshilfe für den Zoo prüfen

    Aus Sicht der Direktorin gäbe es nur eine Möglichkeit, das Problem zeitnah zu lösen. Der Umbau des Schimpansen-Geheges müsste anders finanziert werden. Der Freundeskreis des Zoos hat bereits 250.000 Euro zugesagt. Nun hofft Jantschke noch auf eine Investitionskostenzuschuss der Stadt in Höhe von 500.000 Euro. Der Umweltausschuss befürwortete diesen Wunsch prinzipiell. Verwiesen wurde aber auf den coronabedingt stark belasteten städtischen Haushalt. Die Verwaltung soll nun prüfen, ob eine Finanzierungshilfe möglich ist.

    Irritiert zeigte sich allerdings Stadtrat Bruno Marcon (Augsburg in Bürgerhand). Er verwies auf den Bericht, wonach das Schimpansenhaus auch nach der Modernisierung nicht alle Vorgaben zum Tierschutz erfüllen wird, weil es auch dann nicht groß genug ist. Deshalb dürfen in dem Gehege künftig nur die bisherigen Affen gehalten werden, neue Schimpansen aber nicht. Jantschke sagt dazu, dass in die modernisierte Anlage langfristig andere attraktive Klettertiere einziehen könnten. Eine wirklich artgerechte Haltung von Menschenaffen nach modernen Standards wäre aus ihrer Sicht in Augsburg nicht finanzierbar. Dafür sei eine Investition von rund 20 Millionen Euro nötig.

    Lesen Sie dazu den Kommentar: Der Augsburger Zoo hat ein Tierschutz-Problem

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