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Augsburg: Zehn-Punkte-Plan soll die Augsburger Innenstadt fit für die Zukunft machen

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Zehn-Punkte-Plan soll die Augsburger Innenstadt fit für die Zukunft machen

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    Corona hat die Innenstädte und den Einzelhandel teils schwer getroffen. Doch auch wenn die Pandemie vorbei sein wird, bleibt es eine Herausforderung, Innenstädte zu beleben.
    Corona hat die Innenstädte und den Einzelhandel teils schwer getroffen. Doch auch wenn die Pandemie vorbei sein wird, bleibt es eine Herausforderung, Innenstädte zu beleben. Foto: Silvio Wyszengrad

    Mit einem Zehn-Punkte-Plan möchte Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle Innenstadt und Stadtteilzentren stärken, teilweise aber auch neu aufstellen, damit sie auch nach dem Ende der Corona-Pandemie eine Zukunft haben. Das Spektrum reicht von einer Ausweitung von Liefermöglichkeiten aus Geschäften an Kunden und mehr Online-Handel heimischer Geschäfte bis hin zu einem attraktiveren Stadtmarkt.

    Der Handel, so das Konzeptpapier, solle weiter eine dominierende Rolle in der Innenstadt behalten, man könne sich aber nicht mehr allein darauf fokussieren. Die Pandemie habe viele sich bereits abzeichnende Entwicklungen noch einmal verstärkt, so Hübschle am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss des Stadtrats bei der Vorstellung der Überlegungen.

    Nicht nur zum Shoppen kommen Menschen in die Augsburger Innenstadt

    Bereits vor der Pandemie zeichnete sich in Passantenbefragungen ab, dass viele Innenstadtbesucher nicht mehr nur allein für Besorgungen in die City kommen, sondern dies zum Beispiel mit einem Cafébesuch kombinieren. Ab Donnerstag befragt die Stadt gemeinsam mit der Universität wieder für mehrere Tage Passanten, nachdem die Aktion im vergangenen Jahr corona-bedingt ausfiel. „Während des Lockdowns waren viele Verbraucher zum Onlineshopping gezwungen. Uns interessiert nun, wie nachhaltig dieser Corona-Effekt ist und was das für die Zukunft unserer Innenstadt bedeutet“, so Hübschle.

    Auch nach der Rolle von Gastronomie und Kultur soll gefragt werden. Parallel hat die Stadt im Januar mehrere Lasermessgeräte in der Innenstadt installiert, um die Zahl der Passanten zu ermitteln. Der vergangene Samstag sei der bisher stärkste Samstag seit dem Ende des Lockdowns gewesen, so eine vorläufige Auswertung.

    Augsburg will die Sanierung des Stadtmarkts angehen

    Fürs erste plant die Stadt ein Bündel von Maßnahmen, von denen viele allerdings schon länger in der Diskussion sind. Dazu zählt etwa die Sanierung des Stadtmarkts. Wie berichtet plant die Stadt eine Sanierung des Bauernmarkts, dessen Fläche künftig auch abends für Veranstaltungen zur Verfügung stehen soll. Neben der baulichen Entwicklung, so Stephan Mayr von der städtischen Wirtschaftsförderung, gehe es aber auch darum, den Markt sichtbar zu machen. Eine Idee ist, ein Geschäft in der Fußgängerzone zu betreiben (aktuell ist dort die Goldschmiede Ammer untergebracht), in dem es etwa fertig zusammengestellte Produktboxen vom Markt gibt, Markt-Einkäufe später abgeholt werden können oder Kochkurse angeboten werden können.

    Der Stadtmarkt in Augsburg soll saniert werden.
    Der Stadtmarkt in Augsburg soll saniert werden. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Firma Boxbote (momentan noch im Pustet-Haus) soll dort mit einem Shop&Drop-Angebot vertreten sein. Kunden von Innenstadtgeschäften können dort ihre Einkäufe abgeben und sie sich kostenlos nach Hause liefern lassen, sodass sie keine Schlepperei haben, wenn sie noch irgendwo einen Kaffee trinken wollen. Das Angebot wird von „Augsburg Marketing“ finanziell unterstützt und soll fortgesetzt werden. Man prüfe auch weitere Annahmestellen für Einkäufe in der Innenstadt. Auch was den Lieferverkehr für Geschäfte betrifft, denke man über neue Konzepte zur City-Logistik nach, so die Stadt.

    Filialisten haben sich aus Augsburg verabschiedet

    Generell geht man im Wirtschaftsreferat nicht mehr davon aus, dass in jeder Erdgeschoss-Lage in der Innenstadt ein Geschäft sein muss, auch wenn der Handel weiter dominieren werde. Gerade Filialisten mit einem Bedarf an großen Flächen ziehen sich zunehmend zurück, so eine Beobachtung. Nachfolger bieten sich nicht immer an. In der Folge seien auch in Augsburg die Mieten gesunken. Unter anderem sind Geschäftsräume, die sich über mehrere Stockwerke ziehen, nicht mehr so einfach zu vermieten. Wohnen oder Büros, so eine Überlegung der Stadt, könnten in Obergeschossen künftig eine neue Nutzung sein. Auch in Randlagen sei es schon vor Corona schon zunehmend schwieriger geworden, Geschäfte vermietet zu bekommen. Von einem Ladensterben will die Stadt aber nicht sprechen: Der Bedarf an kleinen Ladenlokalen in guter Lage, die vom Inhaber geführt werden, sei durchaus da. Das sei eine positive Entwicklung, so Hübschle. Man plane nach den Sommerferien mit Immobilieneigentümern in der Innenstadt ins Gespräch zu kommen.

    Als neue Nutzungskonzepte sieht die Stadt Handwerk und Warenproduktion, die in ein städtisches Umfeld passt, ebenso wie Freizeit- und Kulturangebote, Bildungseinrichtungen oder neue Formen von Arbeit. „Eine entsprechende Nutzungsdurchmischung bietet die Chance, die Innenstadt und Stadtteilzentren auch nach Geschäftsschluss vital zu halten“, so Hübschle. Zudem sei ein breiter aufgestellter Nutzungsmix widerstandsfähiger, was künftige Krisen betrifft. Nötig, so die Stadt, sei auch eine Vereinfachung von Zwischennutzungen, schon weil Mietverträge mit kürzeren Laufzeiten abgeschlossen würden und es somit mehr Fluktuation gebe. Für Leerstände wurde in Zusammenarbeit mit Augsburger Künstlern und Fotografen ein Projekt gestaltet, mit dem die Schaufenster gestaltet werden.

    Aktionen wie der Stadtsommer sollen fortgesetzt werden

    Fortsetzen und ausbauen will die Stadt Aktionen wie den Stadtsommer oder Lichtinstallationen im Winterhalbjahr. Der Kulturbiergarten am Kö oder die Annabühne hätten sich bewährt. Künftig sei ein Schlemmerfestival in der Maximilianstraße denkbar, so die Stadt. Auch mehr Grün, mehr Sitzgelegenheiten und auch Spielmöglichkeiten für Kinder, die es bislang in der Innenstadt nicht gibt, werden geprüft.

    Ein großes Thema ist die Frage, wie Händler künftig gegen Online-Konkurrenz wie Amazon bestehen können. „Augsburg Marketing“ berate Händler schon zur Frage, ob ein Instagram-Account reiche oder ein eigener Online-Shop nötig sei. Eine Möglichkeit sei auch hier neben dem Portal augsburg-city.de die Plattform von „Boxbote“, auf der Händler auch ihre Produkte verkaufen und per Fahrrad liefern lassen können. Das Gewürz- und Delikatessengeschäft Violas in der Annastraße bietet so schon Waren an. „Wir hoffen, dass viele dabei mitmachen. Nur wenn es groß wird, funktioniert es wirklich gut“, so Mayr. Allerdings dürfe man die Schwellen nicht unterschätzen, etwa was den Aufwand zur Erstellung von Produkttexten betrifft oder die Warenverwaltung.

    Freistaat will die Sanierung der Augsburger Karolinenstraße fördern

    Was die anstehende Sanierung der Karolinenstraße betrifft, hat der Freistaat jetzt auch offiziell 1,6 Millionen Euro an Fördermitteln eingeplant. Die Stadt geht von insgesamt 3,65 Millionen Euro Kosten aus. Noch ist unklar, wie der Eigenanteil gestemmt werden kann. Für Stadtteilzentren, so die Stadt, gebe es aktuell keine Programme, aus denen man sich Geld zusätzlich zum Städtebau erhoffen könne. Hier hatte die Stadt im vergangenen Herbst bei den Haushaltsberatungen einige Projekte wie die Bgm.-Aurnhammer-Straße in Göggingen aus Geldmangel nicht nach vorne gezogen.

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