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Augsburg: Zahlen ohne Bargeld ist im Trend - Augsburgs Händler stellen sich darauf ein

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Zahlen ohne Bargeld ist im Trend - Augsburgs Händler stellen sich darauf ein

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    In der Corona-Krise bezahlen Verbraucher häufiger per Karte. Diese Veränderung spüren Händler in Augsburg deutlich.
    In der Corona-Krise bezahlen Verbraucher häufiger per Karte. Diese Veränderung spüren Händler in Augsburg deutlich. Foto: D. Karmann, dpa (Symbol)

    Ludwig Ecker ist eigentlich ein Anhänger des Bargelds. Im Moment neige er aber dazu, mehr mit der Karte zu bezahlen, erzählt er, während er am Augsburger Rathausplatz auf eine Straßenbahn wartet. Ecker meint, Corona sei nicht der einzige Grund, weshalb das Kartenzahlen boomt: "Die Angebote seitens der Bank haben zugenommen. Die Entwicklung findet stufenweise Richtung Digitales statt." Deswegen könne er sich auch vorstellen, in Zukunft mit dem Mobiltelefon zu bezahlen: "Online-Banking läuft ja auch mittlerweile übers Handy." Die komplette Abschaffung des Bargelds würde er allerdings nicht befürworten: "Je intensiver die IT ins tägliche Leben eingreift, umso größer sind auch die Kontrollmöglichkeiten", findet Ecker. Dadurch werden Missbrauch und Cyber-Angriffe wahrscheinlicher, meint er. So wie dem Passanten in der Augsburger Innenstadt geht es derzeit vielen Menschen. Es wird immer mehr bargeldlos bezahlt - das bestätigen auch Augsburger Banken und Geschäfte.

    Bei der Augsburger Bäckerei Wolf hat die Corona-Pandemie den Einstieg ins bargeldlose Bezahlen beschleunigt. Geplant war er allerdings auch ohne das Virus. Als die Pandemie begann, waren allerdings erst zwei Filialen der Bäckerei mit Kartenlesegeräten ausgestattet - testweise. Dann entschied sich die Bäckerei dazu, möglichst schnell alle Filialen nachzurüsten. Was gar nicht so einfach war, wie Geschäftsführer Stefan Wolf erzählt. Die Geräte waren nur schwer zu bekommen, die Firmen hatten zu Beginn der Pandemie Lieferprobleme. Inzwischen hat sich das bargeldlose Zahlen in den Wolf-Filialen etabliert. Rund 20 Prozent der Einkäufe würden von den Kundinnen und Kunden inzwischen ohne Bargeld bezahlt, sagt Stefan Wolf. Zwischen Mai 2020 und Mai dieses Jahres lag der Zuwachs bei den bargeldlosen Einkäufen bei rund 100 Prozent. Auch kleinere Beträge werden bei der Bäckerei Wolf so bezahlt. Eine Untergrenze gibt es nicht.

    Anzahl der Kartenzahlungen hat sich in der Pandemie fast verdoppelt

    Die Zahlen der Augsburger Stadtsparkasse sind ähnlich. Laut der Bank hat sich die Anzahl der Kartenzahlungen zwischen Februar 2020 und Juli 2021 fast verdoppelt. "Die Hemmschwelle, mit Karte zu zahlen, sinkt. Auch einige Händler, die bisher kein Kartenterminal nutzten, bemerken nun die deutliche Nachfrage der Kunden und entscheiden sich, diesen Service anzubieten", sagt Sprecherin Nicole Gergen. Auch der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes für Bayern, Wolfgang Puff, bestätigt das. Noch im Jahr 2010 wurde in den Geschäften im Freistaat mehr mit Bargeld bezahlt als mit Karten - damals hatte das bargeldlose Bezahlen einen Anteil von knapp 42 Prozent. Inzwischen, zehn Jahre später, hat sich das Verhältnis gedreht. 2020 wurden rund 54 Prozent der Einkäufe bargeldlos bezahlt. Der Trend wurde wohl durch Corona verstärkt. Er war aber schon vorher eindeutig. Wolfgang Puff sagt: "Wir hatten 2017 den Umschwung. Seitdem wird für uns die Bargeldloszahlung von Jahr zu Jahr attraktiver."

    Bäckerei-Chef Stefan Wolf sagt, das bargeldlose Zahlen biete mehrere Vorteile. Es gehe schnell, einfach - und sei zudem hygienisch, weil niemand Bargeld anfassen muss. Er setzt auch auf Kundenkarten, die man mit einem Guthaben aufladen kann. André Heuck, Inhaber der Bäckerei Cumpanum, beobachtet auch den Trend zum bargeldlosen Zahlen - bei ihm liege der Anteil inzwischen bei 30 bis 40 Prozent, sagt er. Er nutzt in seinen Geschäften zudem Bezahlautomaten. Dabei werfen die Kundinnen und Kunden das Bargeld in die Maschine, statt es dem Personal persönlich in die Hand zu geben. Der Automat zählt das Geld, prüft es auf Echtheit und spuckt das Wechselgeld aus. Das Zahlen sei so sicherer und hygienischer, sagt Heuck. Die Technik stammt aus der Region - von der Firma Diebold aus Gersthofen. Bisher setzt sich das Kundenklientel des Unternehmens vor allem aus Bäckereien, Frisören, Metzgereien und Gastronomen zusammen. Die Nachfrage steige, heißt es von der Firma, Corona habe das Geschäft gepusht.

    Eine Augsburger Kundin bezahlt ihr Brot am Bezahlautomaten.
    Eine Augsburger Kundin bezahlt ihr Brot am Bezahlautomaten. Foto: Peter Fastl

    Der Einzelhandel müsse sich Gedanken über neue Zahlungssysteme machen, sagt Wolfgang Puff. Das sei auch eine Überlebensfrage. "Hat ein Kunde eine große Auswahl an Zahlungsmöglichkeiten, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass er sich an diesen Laden bindet und nicht im Laden um die Ecke einkauft", befürchtet Puff. Konkrete Prognosen, ob und wann das Bargeld ganz abgelöst wird, wagt indes aber keiner. Nicole Gergen von der Stadtsparkasse sagt: "Bis wir in Deutschland so weit sind wie zum Beispiel Schweden, wo seit Jahren 95 Prozent aller Einkäufe mit Karte gezahlt werden, ist es zwar noch ein weiter Weg, aber die Tendenz ist klar erkennbar."

    Bargeld ganz abschaffen? Was Passanten in der Augsburger Innenstadt sagen

    Manuela Süße, die in der Annastraße unterwegs ist, erzählt, dass sie seit der Pandemie viel häufiger kontaktlos bezahlt. Sie habe damit wegen Corona angefangen und sich daran gewöhnt: "Es ist einfach bequemer." Dass Bargeld aber komplett abgeschafft wird, könne sie sich nicht vorstellen. Sarah Kowalski und Benni Richter gehen durch die Maxstraße. "Mein Bezahlverhalten hat sich eigentlich gar nicht verändert. Kleinigkeiten unter zehn Euro bezahle ich lieber bar, größere Dinge wie Klamotten zahle ich eher mit Karte", sagt

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