Der Aufbau läuft. Techniker einer Münchner Firma haben in den vergangenen Tagen auf dem Königsplatz zahlreiche Kameras aufgehängt. Noch dieses Jahr will die Polizei mit der Videoüberwachung des Platzes beginnen. Insgesamt 15 Kameras sollen das Geschehen in die Einsatzzentrale des Präsidiums und zur Inspektion Mitte übertragen. Das Ziel der Polizei ist es, die Kriminalitätsrate zu senken und das Sicherheitsgefühl zu verbessern. Allerdings: Schaut man alleine auf die Zahlen, so hat ein anderer Platz den Kö in Sachen Kriminalität inzwischen überholt.
Um einen Überblick über die Situation auf den Plätzen zu haben, erstellt die Polizei regelmäßig Lagebilder. Die Beamten nehmen dafür jeweils den Zeitraum von Januar bis Ende September in den Blick. In den vergangenen Jahren ist die Kriminalität auf dem Königsplatz stetig gestiegen. Dieser Anstieg ist nun unterbrochen, noch bevor die Kameras eingeschaltet worden sind.
Kriminalstatistik: Auf diesem Augsburger Platz gab es mehr Straftaten als am Kö
Im Jahr 2017 wurden zwischen Januar und September 323 Straftaten auf dem Kö gezählt, dieses Jahr waren es im selben Zeitraum nur noch 212 Straftaten. Damit ist jetzt nicht mehr der Kö am stärksten mit Kriminalität belastet, sondern der Helmut-Haller-Platz beim Oberhauser Bahnhof. Der Platz ist ein Treffpunkt der Eigensüchtige.
Das macht sich bei der Kriminalität bemerkbar. Denn ein großer Teil der Taten, die auf dem Helmut-Haller-Platz gezählt werden, sind Drogendelikte – immerhin 147 von den insgesamt 248 Straftaten. Im Vergleich zu 2017 haben sich die Straftaten im Zusammenhang mit Rauschgift hier verdoppelt. Nur deshalb hat der Helmut-Haller-Platz auch den Königsplatz überholt. Zu Drogendelikten muss man aber wissen: Sie werden in aller Regel nur bei Kontrollen aufgedeckt. Ihre Anzahl hängt davon ab, wie oft und gründlich die Polizei kontrolliert. Die stark steigenden Zahlen am Helmut-Haller-Platz sind also vor allem ein Hinweis darauf, dass die Polizei dort sehr präsent war.
Sicherheitslage auf den Plätzen: Bei Rohheitsdelikten liegt der Kö weiter vorn
Wichtig für die Sicherheitslage sind die sogenannten Rohheitsdelikte – dazu zählt die Polizei unter anderem Körperverletzung, Raub und Bedrohung. Hier ist der Kö weiter der Brennpunkt unter den Plätzen in Augsburg. 82 Rohheitsdelikte wurden der Polizei in den ersten neun Monaten dieses Jahres bekannt. Im Vergleich zu 2017 gibt es auch hier einen Rückgang um rund ein Drittel.
Aber mit 82 Fällen liegt der Kö noch vorn. Zum Vergleich: Auf dem Helmut-Haller-Platz gab es 38 Rohheitsdelikte, am Rathausplatz zehn Taten. Dass das Thema Gewalt am Kö weiter aktuell ist, hat das vergangene Wochenende gezeigt. In der Nacht zum Sonntag gab es eine Schlägerei mit bis zu sechs Personen. Einem Beteiligten wurde in dem Chaos eine Tasche gestohlen, in der sich mehrere hundert Euro befanden. Gut möglich, dass die Polizei mit Kameras künftig bessere Karten hat, solche Taten zu klären.
Trotz des positiven Trends in diesem Jahr sah die Polizei keinen Anlass, die Pläne für die Videoüberwachung wieder zu beerdigen. Polizeipräsident Michael Schwald hat stets betont, dass das Projekt längerfristig angelegt sei. Dass die Kriminalität am Königsplatz zuletzt weniger geworden ist, ist nach Ansicht der Polizei auch der Tatsache zu verdanken, dass der Platz schon jetzt besonders im Blick der Beamten ist. Schwald verspricht, dass die Polizeipräsenz trotz Videoüberwachung nicht runtergefahren wird.
Augsburger Plätze: Wo besonders viele Zuwanderer kriminell werden
Dass der Königsplatz auch ein Treffpunkt für Flüchtlinge ist, lässt sich ebenfalls aus den Zahlen ablesen. Fast 30 Prozent der Tatverdächtigen, die hier zuletzt ermittelt worden sind, waren Zuwanderer. Unter diesem Bergriff fasst die Polizei Asylbewerber, Kontingentflüchtlinge, Geduldete und illegal hier lebende Personen zusammen.
Ein Platz, der zuletzt im Zentrum der Debatte stand, spielt in dem Lagebild zur Kriminalität nur eine sehr untergeordnete Rolle. Auf dem Elias-Holl-Platz hinter dem Rathaus registrierte die Polizei in den ersten drei Quartalen dieses Jahres nur zehn Straftaten. Anwohner des Platzes hatten sich zuletzt aber zu Wort gemeldet und berichtet, dass sie sich von Jugendlichen terrorisiert fühlen. Es geht um Lärm, Müll und eine aggressive Atmosphäre. Die „berechtigten Beschwerden“ der Anwohner ließen sich aus der Statistik über die Straftaten nicht ablesen, sagt ein Polizeisprecher. Was sich hier abspiele, bewege sich in den meisten Fällen im Bereich von Ordnungswidrigkeiten.
Lesen sie dazu den Kommentar von Jörg Heinzle: Warum Zahlen nicht immer die ganze Wahrheit erzählen