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Augsburg: Zahl der Ukraine-Flüchtlinge kann nur geschätzt werden

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Über die Zahl der Ukraine-Geflüchteten in Augsburg herrscht Unklarheit

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    Im Ankerzentrum in Lechhausen werden Menschen aus der Ukraine registriert und bei Bedarf für kurze Zeit auch aufgenommen.
    Im Ankerzentrum in Lechhausen werden Menschen aus der Ukraine registriert und bei Bedarf für kurze Zeit auch aufgenommen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Weil viele Menschen privat unterkommen, hat die Stadt aktuell keinen Überblick, wie viele geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer sich derzeit in Augsburg aufhalten. Groben Schätzungen zufolge könnte es sich um 2000 bis 4000 Personen handeln, ist aus Insiderkreisen zu hören. "Erst wenn umfassend Registrierungen vorgenommen worden sind, wird sich hier nach und nach ein Gesamtüberblick ergeben", sagt Sozialreferent Martin Schenkelberg (CSU). Es gibt Indizien, die für einen anhaltenden Zustrom von Menschen aus dem Kriegsgebiet sprechen. So hat die Regierung von Schwaben im Lechhauser Behördenzentrum die Registrierungsmöglichkeiten ausgeweitet. Wie stark soziale Hilfsangebote gefragt sind, zeigte sich diese Woche bei der Augsburger Tafel, die nicht alle schlangestehenden Flüchtlinge mit Lebensmitteln versorgen konnte. Droht auch bei Unterkünften ein Engpass?

    Augsburger Notunterkunft für Ukrainer ist eingerichtet

    Die Stadt verfügt aktuell noch über reichlich freie Kapazitäten in ihren dezentralen Einrichtungen: Am Donnerstag waren von 700 zur Verfügung stehenden Plätzen in Wohnungen, Pensionen und dem Hostel Übernacht als erster Anlaufstelle insgesamt nur 273 belegt. Dem Vernehmen nach herrscht in den Häusern eine starke Fluktuation, weil sich viele Neuankömmlinge wohl rasch eine andere Unterkunft suchen. Sollten die bestehenden Angebote ausgebucht sein, stünde zusätzlich ab kommendem Montag die Notunterkunft im ersten Stock des Impfzentrums auf dem Fujitsu-Areal zur Verfügung. Sie wurde in den vergangenen Tagen laut Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) ausgestattet und bietet insgesamt 300 Schlafplätze sowie Duschmöglichkeiten und Sanitärcontainer. Eine zweite mögliche Unterkunft - die Halle 4 auf dem Messegelände - werde bislang nur in Bereitschaft gehalten.

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    Neu ankommende Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, werden im Ankerzentrum in der Aindlinger Straße in Augsburg registriert, aufgenommen und versorgt.

    Auch die Regierung von Schwaben ist in die Unterbringung eingebunden. Nach Angaben von Sprecher Karl-Heinz Meyer sind im Behördenzentrum in Lechhausen und seinen Dependancen sowie den staatlichen Gemeinschaftsunterkünften im Stadtgebiet aktuell insgesamt 641 ukrainische Kriegsflüchtlinge untergebracht. Diese Einrichtungen seien bereits vor der Ukraine-Krise mit Asylbewerbern aus anderen Nationen gut ausgelastet gewesen.

    Ob sie nun privat oder in einer städtischen beziehungsweise staatlichen Unterkunft beherbergt werden: Alle Geflüchteten sollten sich im Behördenzentrum der Regierung von Schwaben in Lechhausen registrieren lassen. Bislang hätten das mehr als 2000 Personen getan, so Sprecher Meyer. Um die hohe Anzahl an Anmeldungen bewältigen zu können, seien die Dienstzeiten in der Aindlinger Straße auf 15 Stunden täglich von Montag bis Sonntag ausgeweitet worden. Da sich viele Neuankömmlinge erst nach und nach registrieren ließen, könne auch die Regierung von Schwaben nicht sagen, wie viele Menschen aus der Ukraine sich tatsächlich in Augsburg aufhalten. Hinzu komme, dass nicht alle Registrierten in der Stadt bleiben, sondern an einem anderen Ort unterkommen.

    Der Stadt Augsburg fehlen die nötigen Geräte für die Erstregistrierung

    Nach der Erstregistrierung im Anker-Zentrum können sich die Ukrainerinnen und Ukrainer, die in Augsburg bleiben wollen, bei der Ausländerbehörde anmelden. Die Dienststelle an der Blauen Kappe hat dafür laut Pintsch zusätzliches Personal bekommen, eigene Schalter wurden eingerichtet. Bislang seien mehr als 150 Termine vereinbart und davon 100 absolviert worden. Der vorherige Abstecher ins Ankerzentrum sei dennoch nötig, weil die Stadt nicht über die nötige Ausstattung (sogenannte PIK-Geräte) etwa zur Abnahme von Fingerabdrücken verfüge, wird betont.

    Auch beim Amt für soziale Leistungen in der Stadtmetzg werden die Menschen aus dem Kriegsland vermehrt vorstellig. Dort seien bis Anfang dieser Woche 209 Anträge für Leistungen zum Lebensunterhalt eingegangen, informiert Referent Schenkelberg. Darüber hinaus hätten rund 700 Personen in der Gögginger Depotstraße als freiwillige städtische Leistung das sogenannte Überbrückungsgeld aus Spendenmitteln bekommen. Erwachsene erhalten 50 und Kinder 20 Euro.

    Eine Bündelung der diversen Anlaufstellen an einem Ort beabsichtigt die Stadt nicht. "Es handelt sich bei den städtischen Dienststellen um zentral gelegene Dienststellen mit guter Erreichbarkeit. Zudem können Geflüchtete aus der Ukraine in Augsburg kostenlos mit Bus und Straßenbahn fahren", sagt Frank Pintsch. Inwiefern ein zentraler Infopoint aufgebaut wird, werde aktuell geprüft.

    Ukrainische Heimkinder besuchen die St.-Georg-Schule

    Viele privat untergebrachte Geflüchtete wenden sich bei Fragen und Problemen an ihre Gastgeber. Auch diejenigen Personen, die in den dezentralen Unterkünften einen Platz gefunden haben, würden teilweise von Verwandten und Bekannten unterstützt, weiß Sozialreferent Schenkelberg. "Das Freiwilligenzentrum ist außerdem bemüht, dort wieder Helferkreise aufzubauen." Er hat auch Neuigkeiten von den in der Jugendherberge untergebrachten Heimkindern parat. So besuchten mittlerweile die unter 15-Jährigen sogenannte Übergangsklassen in der St.-Georg-Schule. Die Beschulung der älteren Jugendlichen sei noch nicht abschließend geklärt. Im Übrigen sind in Augsburg laut Sozialreferat bislang aus der Ukraine keine Minderjährigen ohne erwachsene Begleitung angekommen. Zur Erinnerung: Im Rahmen der Flüchtlingswelle 2015/16 strandeten zahlreiche Kinder und Jugendliche alleine in der Stadt. Daraufhin entstanden etliche Einrichtungen speziell für diese Klientel.

    Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast an. Die Augsburgerin Tanja Hoggan-Kloubert spricht über die Angst um ihre Eltern in der Ukraine – und die überwältigende Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung.

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