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Augsburg: Wohnungsangebote gehen unter der Hand weg

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Wohnungsangebote gehen unter der Hand weg

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    Es werden zwar neue Wohnungen gebaut. Doch sie reichen nicht aus, um die Nachfrage zu befriedigen. 
    Es werden zwar neue Wohnungen gebaut. Doch sie reichen nicht aus, um die Nachfrage zu befriedigen.  Foto: Silvio Wyszengrad

    Für Simon Wagner und seine Frau Monika gehört zur Abend- und Wochenendgestaltung seit einem halben Jahr der Blick in die Zeitung und ins Internet. Die Mittdreißiger suchen eine neue Wohnung, seit sie ein zweites Kind haben. Die momentane Drei-Zimmer-Mietwohnung wird für die Familie in absehbarer Zeit zu klein werden. „Es ist zermürbend“, sagt das Ehepaar, das in Wirklichkeit anders heißt.

    Zehn Euro pro Quadratmeter

    Als sie vor sechs Jahren nach Augsburg kamen, sei die Wohnungssuche noch kein so großes Problem gewesen. Am liebsten würden sie ein Haus oder eine Wohnung kaufen. „Aber das Angebot ist eingeschränkt. Und wenn man für ein renovierungsbedürftiges Reihenhaus mehr als 600000 Euro zahlen soll, fragt man sich schon“, sagt Wagner. Auch, dass er Immobilien im Bieterverfahren angeboten bekam – sonst eher bei großen Gebäudekomplexen mit gewerblichen Kaufinteressenten üblich – sei schon passiert. Ähnlich wie bei einer Auktion geben Interessenten dabei an, wie viel sie maximal für eine Wohnung zu zahlen bereit sind.

    Inzwischen überlegt sich die Familie, etwas zu mieten. Zehn Euro pro Quadratmeter an Miete sind für neuere Wohnungen inzwischen üblich. „Das ist Geld, das wir lieber in den Kauf von etwas Eigenem stecken würden. Manchmal habe ich das Gefühl, der Zug, etwas zu kaufen, ist für uns abgefahren.“

    Dass das Angebot knapp geworden ist, bestätigen Immobilienmakler. Einfamilienhäuser zum Kauf seien fast nicht mehr zu bekommen. Viele Angebote mache man inzwischen gar nicht mehr öffentlich, sondern vermittle sie gleich intern im Kundenstamm, ohne dass eine breitere Interessentenschicht überhaupt etwas davon mitbekommt.

    Eltern kommen mit zur Besichtigung

    Spricht man mit Wohnungssuchenden, hört man auch Schauergeschichten: Von Besichtigungsterminen, bei denen Münchner Interessenten den Vermieter beiseite nehmen und ihm einen höheren Preis bieten. Oder von Endzwanzigern, die auf Besichtigungstermine von ihren Eltern begleitet werden, damit beim Vermieter keine Zweifel an der Zahlungsfähigkeit aufkommen. Dass es härter geworden ist, bestätigt Mietervereins-Vorsitzender Thomas Weiand. Mietinteressenten würden inzwischen „Bewerbungsschreiben“ verfassen und immer mehr Daten preisgeben, um zum Zug zu kommen.

    Nach einer Untersuchung der Zeitschrift „Finanztest“ gingen die Mieten bei Neuvermietungen in Augsburg zwischen Ende 2015 und Ende 2016 um 5,5 Prozent nach oben. Damit liegt Augsburg bei der Steigerungsrate bundesweit auf Platz 3 hinter Berlin und München, wobei die Mieten in absoluten Zahlen dort viel höher sind. Ein Grund für die Mietsteigerungen seien bei Neubauten unter anderem höhere Anforderungen an die Energieeffizienz, sagt Gabriele Seidenspinner, Geschäftsführer des Vermieterverbands Haus&Grund. Hinzu kämen andere Faktoren, die das Wohnen teurer machen bzw. Mieterhöhungen provozieren. Themen seien die Umsetzung der Rauchmelderpflicht oder die höhere Grundsteuer.

    Mit 7,27 Euro pro Quadratmeter – das ist der rechnerische Durchschnittswert für die Augsburger Wohnungen aus dem seit kurzen vorliegenden Mietspiegel der Stadt – scheint sie im Vergleich moderat. Allerdings kommen je nach Wohnung noch diverse Zu- und Abschläge dazu. Zudem bildet der Mietspiegel – anders als Auswertungen von Immobilienportalen oder Maklern – auch bestehende Mietverhältnisse ab. Blickt man nur auf Neuvermietungen, kommen höhere Werte heraus, weil Neuverträge meist mit Erhöhungen einhergehen.

    Immerhin registriert der Immobilienverband Deutschland, dass Mieten in Augsburg trotz klarer Tendenz nach oben in den vergangenen Jahren schwächer gestiegen sind als Kaufpreise. Vermutlich liege das an den Preisen, die in Augsburg mit seiner Bevölkerungsstruktur erzielbar seien.

    Der Hoteltum ist Augsburgs Wahrzeichen. Er ist 115 Meter hoch, mit Antenne 158 Meter, und hat 35 Stockwerke. Der Turm besteht aus drei Bereichen: Hotel, Wohnungen und Klassik Radio.
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    25 Bilder
    Der Hotelturm ist ein Wahrzeichen Augsburgs. Wie es sich in der außergewöhnlichsten Immobilie der Stadt lebt, ist auch in dieser Bildergalerie zu sehen.

    Um knapp 50 Prozent gestiegen

    Bei den Kaufpreisen für Immobilien sind nach einer aktuellen Auswertung der Postbank die Preise zwischen 2012 und 2016 im Schnitt um knapp 50 Prozent gestiegen. Auch hier rangiert Augsburg bei der Steigerungsrate bundesweit weit oben. Mit ein Grund dürften die stark gestiegenen Bodenpreise sein. Ein Bauträger, der ein Mehrfamilienhaus hinstellen will, muss für den Grund heute 40 Prozent mehr bezahlen als vor zwei Jahren, so eine Berechnung des Gutachterausschusses der Stadt. Immerhin geht die Postbank davon aus, dass die Steigerungen bei den Augsburger Kaufpreisen in Zukunft abnehmen werden, auch wenn es weiterhin teurer wird. Hintergrund dürfte das prognostizierte Abflachen des Bevölkerungswachstums verbunden mit der Ausweisung neuer Baugebiete sein.

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