Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Wöchentlich neue Flüchtlinge: Auch Augsburg steht unter Druck

Augsburg

Wöchentlich neue Flüchtlinge: Auch Augsburg steht unter Druck

    • |
    Das Hostel "Übernacht" in der Karlstraße beherbergt derzeit über 130 Geflüchtete. Die Stadt hat es vom Besitzer angemietet. Insgesamt dürften rund 8000 Geflüchtete in Augsburg leben.
    Das Hostel "Übernacht" in der Karlstraße beherbergt derzeit über 130 Geflüchtete. Die Stadt hat es vom Besitzer angemietet. Insgesamt dürften rund 8000 Geflüchtete in Augsburg leben. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Als die Information am späteren Mittwochnachmittag durchsickert, dass aus dem Hotel im Augsburger Güterverkehrszentrum (GVZ) keine Asylunterkunft wird, hat es Peter Schwab eilig. Der Polizist und CSU-Stadtrat, der im Bärenkeller lebt, klingelt an Haustüren und ruft in die Gärten hinein, um die Nachricht zu überbringen. Für viele im Stadtteil ist es eine frohe Botschaft, dass in wenigen hundert Metern Entfernung jetzt doch keine 440 geflüchteten Männer unterkommen werden. Doch das Problem bleibt, denn die Zahl der Flüchtlinge steigt - auch in Augsburg.

    Der Landkreis hat aufgrund von Unstimmigkeiten zwischen Hotelbetreiber und dem Besitzer des Grundstücks im GVZ die Pläne für die Großunterkunft fallen gelassen. Das Vorhaben hatte nicht nur innerhalb der Bevölkerung für Verunsicherung gesorgt, sondern auch für Verstimmung zwischen Landrat Martin Sailer und Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva WeberWeber (beide CSU). Weber war im Vorfeld nicht informiert worden, obwohl das Objekt an der Stadtgrenze liegt. Sie übte Kritik am Landrat. Die Bauchlandung, die der Landkreis nun mit dem umstrittenen Projekt genommen hat, kommentiert Weber nicht, die allgemeine Lage schon.

    Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber: Zunehmend an unseren Grenzen

    "Wir Kommunen sind weiter täglich gefordert, neue Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete zu finden, was uns alle trotz aller Kraftanstrengung und Kreativität zunehmend an unsere Grenzen bringt. Ich sage es immer wieder: Der Bund muss hier viel mehr tun, wir brauchen endlich langfristige und abgestimmte Konzepte." Ähnlich sieht es Gersthofens Bürgermeister Michael Wörle, der weitere Herausforderungen auf die Kommunen zukommen sieht. Aus Berlin müsse hier eine "vernünftige Regelung" geschaffen werden. Aus Sicht seiner Stadt begrüßt er den Entschluss, das Hotel im GVZ nicht zur Unterkunft umzuwandeln. Das Problem sei damit aber nicht gelöst.

    Die Unterbringung von 440 Geflüchteten in diesem Hotel an der Augsburger Stadtgrenze ist erst einmal vom Tisch.
    Die Unterbringung von 440 Geflüchteten in diesem Hotel an der Augsburger Stadtgrenze ist erst einmal vom Tisch. Foto: Marcus Merk

    Die Augsburger SPD kritisierte am Donnerstag Augsburgs Landrat Martin Sailer. Nachdem das bisherige Verfahren des Landkreises zur Unterbringung von Flüchtlingen auf großes Unverständnis bei Anwohnern,

    20 bis 30 Geflüchtete müssen wöchentlich untergebracht werden

    Auch die Stadt Augsburg steht längst unter Druck. Die Regierung von Schwaben weise ihr 20 bis 30 Menschen pro Woche zu, informiert das Sozialreferat. Man bekomme dafür eine Vorlaufzeit von ungefähr einer Woche. Die Stadt erfüllt die vorgegebene Quote, liege sogar deutlich darüber, wird betont. Man gehe davon aus, dass dies entsprechend berücksichtigt werde. Sicher sein kann man sich dennoch nicht. 1160 Flüchtlinge sind laut Stadt aktuell in 94 dezentralen Unterkünften untergebracht - dazu kommen die Menschen in staatlichen Einrichtungen, für die die Regierung von

    Die dezentralen Unterkünfte sind über das gesamte Stadtgebiet in Wohngebäuden verteilt - von Oberhausen über die Stadtmitte bis nach Haunstetten und im Spickel. Die Stadt ziehe diese Art der Unterbringung vor, sagt ein Sprecher, weil sie die Integration der Menschen deutlich erleichtere als bei angemieteten gewerblichen Unterkünften. Letztere seien erfahrungsgemäß in der Summe oftmals teurer. "Es ist jedoch aktuell sehr schwer, noch geeignete Objekte zu finden." Pensions- und Hotelzimmer kämen nur im Notfall in Betracht. Doch diese Notfälle gibt es offensichtlich bereits.

    Die Wut im Bärenkeller ist vorerst geblieben

    So hat die Stadt ein ehemaliges Hostel in der Karlstraße mit 136 Plätzen angemietet. Es wird als Notunterkunft für ankommende Geflüchtete genutzt. Ebenfalls sei aktuell eine Pension mit 40 Plätzen angemietet. Immobilien mit größeren Kapazitäten, die man im Notfall schnell nutzen könnte, hält die Stadt nicht in der Hinterhand. Sämtliche Immobilien würden für die reguläre Unterbringung benötigt. "Neu angemietete Immobilien sind erfahrungsgemäß auch nicht sofort belegbar, da oft Renovierungen und brandschutzrechtliche Maßnahmen erforderlich sind und behördliche Genehmigungen eingeholt werden müssen." 

    Im Bärenkeller herrscht erst einmal Erleichterung, dass die Asylunterkunft im benachbarten GVZ passé ist. Aber die Wut über das Vorgehen des Landkreises ist geblieben, berichtet CSU-Stadtrat Peter Schwab. 

    CSU-Stadtrat Peter Schwab lebt im Bärenkeller.
    CSU-Stadtrat Peter Schwab lebt im Bärenkeller. Foto: AZ

    "Das Misstrauen in die Politik ist größer geworden." Er habe in den vergangenen Tagen viele Beschwerden von Menschen im Bärenkeller zu hören bekommen. Michael Liegel, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Bärenkeller-Nord, berichtet, dass man schon eine Demo vor dem Hotel ins Auge gefasst habe. "Wir wären locker mit 500 Menschen aufgelaufen." Er empfand es als traurig, dass man Bevölkerung und die Stadt Augsburg vor vollendete Tatsachen stellen wollte. "Ein schlechter Stil des Landrats." Liegel appelliert, daraus zu lernen und künftig frühzeitig Betroffene einzubinden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden