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Augsburg: Ex-Bahnhofsmanager: Bernhard Christ blickt auf seine Arbeit zurück

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Ex-Bahnhofsmanager: Bernhard Christ blickt auf seine Arbeit zurück

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    Bernhard Christ war sieben Jahre lang der Bahnhofsmanager am Augsburger Hauptbahnhof.
    Bernhard Christ war sieben Jahre lang der Bahnhofsmanager am Augsburger Hauptbahnhof. Foto: Anna Kondratenko

    Als Bernhard Christ vor sieben Jahren in Augsburg seine neue Stelle als Bahnhofsmanager antrat, war der erste Eindruck alles andere als positiv. Er fragte sich: "Wo bist du hier gelandet?" Ein Hauptbahnhof in einer Großstadt ohne Aufzüge, ohne Kameras, ohne Rolltreppen – daran musste er sich erst gewöhnen. Doch er ließ sich nicht abschrecken – und sah es als Herausforderung. Denn es gab eine Perspektive. Schon kurze Zeit darauf starteten die Bauarbeiten, um den Bahnhof zu modernisieren. Sein über Jahrzehnte angeeignetes Wissen konnte Bahn-Fachmann Christ dabei einbringen. Jetzt geht er in den Ruhestand – und fühlt sich dem Bahnhof, der ihn erst erschreckte, eng verbunden.

    Bahnhofsmanager Bernhard Christ musste den Umbau mit betreuen - im Oktober soll hier, in der Bahnhofshalle, wieder Leben einziehen.
    Bahnhofsmanager Bernhard Christ musste den Umbau mit betreuen - im Oktober soll hier, in der Bahnhofshalle, wieder Leben einziehen. Foto: Anna Kondratenko

    "Bei welchem Job hat man schon mit Landtagsabgeordneten zu tun oder nimmt einen Fernverkehrsbahnhof in Betrieb", sagt Bernhard Christ. Es gab viele Momente, die dem 65-Jährigen bei seiner Tätigkeit Freude machen. Als Leiter des Bahnhofsmanagements begleitete er den Umbau des Hauptbahnhofs von Anfang an mit. Seit 1973 ist Bernhard Christ bei der Bahn. Seine Position würde heute ein Baustudium und betriebswirtschaftliche Kenntnisse voraussetzten. Christ hat damals die Mittlere Reife – und er zeigt, wie man sich innerhalb eines Unternehmens weiterqualifizieren kann. Er investierte viel in seine Bildung, wurde zunächst Fahrdienstleiter, bevor er bei der damaligen Bundesbahn in den gehobenen, nicht technischen Dienst versetzt wurde. Von der Pike auf lernte er, wie die Bahn funktioniert – und wurde so für die Bahnhöfe in ganz Schwaben verantwortlich. 

    Augsburger Bahnhofsmanager Christ: "Hineingewachsen in Themen"

    Dabei hatte sein Job als Bahnhofsmanager nichts mehr mit dem zu tun, was er ursprünglich gelernt hat. "Ich bin hineingewachsen in Themen", sagt Christ. Die Berufsbezeichnung "Bahnhofsmanager" lässt die Vielfalt der Tätigkeit erahnen. Kurz gesagt kümmerte Bernhard Christ sich darum, dass der Betrieb von Technik und Gebäuden sichergestellt wird. Auch all das, was für die Reisenden wichtig ist, lag in Christs Aufgabenbereich. Etwa die Information der Fahrgäste, die Durchsagen oder auch die Sicherstellung der Versorgung mit Essen, Getränken und Zeitschriften.

    Die eigentliche Bahnhofshalle des Augsburger Hauptbahnhofs ist seit rund sechs Jahren gesperrt – weil die Stadtwerke einen Straßenbahntunnel unter dem Bahnhof bauen. 2017 wurde die Südhalle des Bahnhofes deshalb zum Haupteingang, im Oktober dieses Jahres soll der umgebaute Bahnhof wieder eröffnet werden. Dann können die 48.000 Fahrgäste, die den Augsburger Bahnhof im Schnitt täglich nutzen, mit den neuen Rolltreppen und Aufzügen fahren. Die Geschäfte, die in Container ausgelagert waren, ziehen wieder in das Gebäude, später folgt das DB-Reisezentrum – und ab 2024 liegt dann auch eine Tramhaltestelle liegt direkt unter dem Bahnhof. "So ein großes Projekt habe ich noch nicht begleitet", sagt der 65-Jährige. Neben den Umbauten am Hauptbahnhof betreute er auch Projekte wie die neuen Bahnsteige an der Messe oder Investitionen rund um den Bahnhof in Augsburg-Oberhausen. Doch der Umbau des Augsburger Hauptbahnhofs ist besonders. 

    Augsburger Hauptbahnhof: Menschen warten auf den barrierefreien Zugang

    Neben all seinen Aufgaben landeten auch Anfragen von Fahrgästen bei Bernhard Christ. Beschwerden wegen des Umbaus habe es nicht viele gegeben, erzählt er. Viel mehr bewege die Augsburger, wann der Bahnhof endlich barrierefrei wird. Zuletzt musste er die Menschen nicht mehr lange vertrösten – schließlich ist es im Oktober so weit. Beschwerden gibt es auch wegen verspäteter Züge – mit dem Umbau des Bahnhofs habe das allerdings nichts zu tun, so Christ. Der Manager erhielt auch viele positive Rückmeldungen, das gehörte zu den Seiten seines Berufs, die ihn besonders freuten. Auch, dass er dabei helfen konnte, in die Jahre gekommene Bahnhöfe wieder auf den neuesten Stand zu bringen, stimmt ihn zufrieden.

    Ende Februars beendete Christ seine Tätigkeit als Bahnhofsmanager – nach 50 Jahren bei der Bahn. Ganz trennt er sich aber nicht von seinem Arbeitgeber. Der 65-Jährige macht nahtlos als Baukoordinator in Teilzeit weiter. So kann er seiner Nachfolgerin zur Seite stehen, außerdem wäre ein abruptes Ende seiner Arbeit nichts für ihn. "Von 150 Prozent auf 0 zu fallen, das will ich nicht", sagt er. Aber der aktuelle Bahnhofsmanager ist froh, etwas Verantwortung abzugeben. Es sei erleichternd, nicht mehr jede Sekunde übers Handy erreichbar sein zu müssen, sagt er.

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