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Augsburg: Kappeneck steht vor Schließung – das treibt den Wirt zu dem Schritt

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Kappeneck steht vor Schließung – das treibt den Wirt zu dem Schritt

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    Helmut Hengelmann in seinem Lokal Kappeneck. Hinter dem Koch liegen engagierte Jahre. Nun will er nicht mehr kämpfen, nur um des Kampfes willen.
    Helmut Hengelmann in seinem Lokal Kappeneck. Hinter dem Koch liegen engagierte Jahre. Nun will er nicht mehr kämpfen, nur um des Kampfes willen. Foto: Michael Hochgemuth

    Leicht ist ihm die Entscheidung nicht gefallen, und sie fiel auch nicht von heute auf morgen. Sie war für den 58-Jährigen ein langwieriger Prozess. Dennoch steht es fest: Der Augsburger Gastronom Helmut Hengelmann wird Ende Juni das Kappeneck schließen. 2010 war er als Wirt des gemütlichen Stadtteillokals in der Jakobervorstadt mit eingestiegen, seit 2016 führt er es alleine. Ihm sei in den vergangenen Jahren die Perspektive verloren gegangen. Im Gespräch erklärt er, was er damit meint.

    In den vergangenen drei Jahren hätten sich seine "Akkus entladen", formuliert es der Wirt. Und: "Wenn sie es so weit tun, dann können sie nicht mehr richtig aufgeladen werden." Corona habe "enorm viel Kraft" gekostet. Hengelmann sagt aber auch, dass die Pandemie nicht ausschließlich für seinen Entschluss verantwortlich gemacht werden könne – dennoch habe sie dem schleichenden Prozess Anschub gegeben. Während der Lockdown-Phasen hatte er sein Lokal nicht geschlossen, sondern aus dem Fenster Pizzen, Suppen und Bolognese-Soßen zum Mitnehmen verkauft. "Ich wollte mein Geld immer selber verdienen." Das habe nicht nur Kraft gekostet: "Weil meine Umsätze zu gut waren, bin ich aus der Förderung herausgefallen." Auch heute, lange nach den Lockdown-Phasen, sei es alles andere als einfach, in der Gastronomie Geld zu verdienen. 25 Prozent würden nach wie vor zum Umsatz aus der Zeit vor

    Wenn ein Mitarbeiter ausfällt, ist es für das Lokal ein Riesenproblem

    Es habe sich zwar kein Stammtisch aufgelöst, manche träfen sich nun aber seltener und bei manchen Reservierungen würden am Ende weniger Gäste erscheinen, als angegeben. Das sei in der Summe sehr mühsam. Durch den Krieg in der Ukraine übten sich nun viele Menschen in Zurückhaltung. "Da hält man das Geld lieber zusammen und geht nicht mehr so oft Essen wie zuvor." Zusätzlich sei die Personaldecke im Lokal mittlerweile auch dünn. Knapp zehn Mitarbeiter beschäftigt er in seinem Lokal – in Teilzeit oder auf Minijob-Basis. "Wenn einer krank wird, ist das ein Riesenproblem", sagt der Wirt. Zuletzt musste das Kappeneck immer mal wieder aufgrund von Krankheit einen Tag geschlossen bleiben, weil niemand einspringen konnte.

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    Helmut Hengelmann ist gelernter Koch. 1979 hat er seine Ausbildung in der Autobahnraststätte in Edenbergen gemacht. Danach arbeitete er in verschiedenen Gastronomien, bevor er sich selbstständig machte und unter anderem das Drei Königinnen von 1990 bis 1993 und das Eickmanns von 1995 bis 2003 mit anderen Partnern betrieb. 2009 leitete Hengelmann gemeinsam mit Christine Weber, die damals das Kappeneck alleine führte, die Wirtschaft in Blumenthal. Dann stieg er ins Stadtteillokal, das an der Ecke Kappeneck und Vogelmauer liegt, mit ein. 

    Für den Vater sind die Arbeitszeiten in der Gastronomie "brutal"

    Dem 58-Jährigen habe, sagt er, sein Job immer Spaß gemacht. Am Vormittag geht es um 10 Uhr los. Meist setzt er sich dann auf sein Lastenrand und kauft bei seinen lokalen und regionalen Händlern die Waren ein. Später werden Dinge im Büro erledigt und die Küche für das Abendgeschäft vorbereitet. Spätabends geht es dann für ihn nach Hause. "Mein Sohn ist jetzt zehn Jahre alt. Ich sehe ihn wochentags nur in der Früh und dann am Sonntag." Diese "brutale Arbeitszeit" in der Gastronomie sei nicht leicht mit der Familie zu vereinbaren. "Ich kann meinem Sohn nicht anbieten, ihn zum Fußballtraining zu bringen oder ein Spiel anzuschauen", sagt er. Das soll sich ändern, hat sich Hengelmann vorgenommen. 

    Wie und wo er künftig das Geld für seinen Lebensunterhalt verdienen will, weiß er noch nicht. Er kann sich vorstellen, weiter als Koch zu arbeiten – dann allerdings in einem Angestelltenverhältnis und zu anderen Arbeitszeiten. Hengelmann weiß, dass derzeit viele Gastronomen unter der Situation leiden. Grundsätzlich sei er eine Kämpfernatur. "Ich will aber nicht mehr kämpfen nur um des Kampfes willen. Da sehe ich nicht mehr die Sinnhaftigkeit des Tuns." Traurig ist er dennoch. In seinem Beruf sei man zwar den Wechsel und Wandel gewöhnt. Den längsten Job seines Lebens habe er nun aber im Kappeneck gehabt. "Künftig kann ich ja als Gast hierherkommen", sagt er.

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