Für viele Augsburger und Auswärtige ist es geradezu ein Ritual. Man trifft sich an Heiligabend auf dem Augsburger Rathausplatz. Bis um 14 Uhr haben die Stände an diesem Tag geöffnet. Besonders viel los ist zur Mittagszeit an Imbiss- und Getränkeständen. Dieses Jahr könnte es anders aussehen. Wegen Corona wird der Christkindlesmarkt wohl an Heiligabend nicht öffnen. Stattdessen gibt es eine ganz andere Überlegung. Der Christkindlesmarkt könnte bis Januar fortgesetzt werden.
Bei der Stadt gibt es jedenfalls entsprechende Überlegungen. Sie will einen Christkindlesmarkt der etwas anderen Art ermöglichen. Dazu werden vom Wirtschaftsreferat Platzkonzepte für die Innenstadt und die Stadtteile erarbeitet, die auch den Genuss von Speisen und alkoholischen Getränken vorsehen. Der Christkindlesmarkt könnte sogar über Silvester hinaus dauern. Die Stadt nennt als mögliches Ende den Zeitraum zwischen Mitte oder Ende Januar.
Christkindlesmarkt in Augsburg bis in den Januar?
Wie es heißt, sei man sich bewusst, dass ein Christkindlesmarkt in der Silvesternacht unter besonderen Vorzeichen stehen müsse. In der Vergangenheit war es so, dass die Buden noch auf dem Rathausplatz standen. Die Händler hatten die Ware allerdings ausgeräumt. Würde der Christkindlesmarkt aber auch im Januar stattfinden, müssten schärfere Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. In diesem Fall will der Ordnungsreferent Frank Pintsch mit der Polizei ein Schutzkonzept für die Silvesternacht ausarbeiten, um Chaos in jedweder Form zu vermeiden.
Ein Verkauf an Heiligabend ist gegenwärtig nicht wahrscheinlich. In Händlerkreisen geht man derzeit davon aus, dass der bislang offizielle Abschlusstag am 24. Dezember tatsächlich auf der Kippe stehe. Augsburgs Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU) bestätigt gegenüber unserer Redaktion den Sachverhalt: "Es wird gerade verwaltungsintern geprüft, ob der Christkindlesmarkt heuer am 24. Dezember noch geöffnet werden kann."
Augsburger Christkindlesmarkt 2020: Engelesspiel fällt aus
Aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Jahre herrsche gerade an Heiligabend ein starker Andrang auf dem Christkindlesmarkt. Ein Durchkommen sei dann schwerlich möglich, was einem wirkungsvollen Infektionsschutz entgegenstehen könnte. Wie berichtet, möchte die Stadt auch im Corona-Jahr den Christkindlesmarkt ermöglichen. Allerdings soll die Veranstaltung entzerrt werden. Glühweinstände sollen nicht am Rathausplatz stehen. Sie sollen auf andere Plätze verteilt werden. Dazu gehören der Elias-Holl-Platz und der Königsplatz.
Eine Änderung gegenüber den Vorjahren ist bereits beschlossen. Das beliebte Engelesspiel am Rathaus fällt ersatzlos aus. Als Grund wird von der Stadt auf die Hygieneregeln wegen Corona verwiesen. Die Enttäuschung ist bei den Freunden des Engelesspiel groß. "Die kleinen Engel könnten doch auch Masken tragen", hieß es mehrfach nach unserer Berichterstattung über das Aus.
Wirtschaftsreferent Hübschle betont, dass es nicht allein um das Tragen der Masken beim Auftritt gehe. Die Schwierigkeiten gebe es bei den Vorbereitungen und Proben im Vorfeld. Hübschle: "Gerade bei den Proben ist es nicht möglich, den Infektionsschutz ausreichend zu gewährleisten." Die Gewänder der Engel müssten bei jedem Kleiderwechsel durch die Darsteller im schulpflichtigen Alter gründlich desinfiziert werden. Das sei zeitlich, kostenmäßig und von der Abwicklung her nicht möglich.
Warum das Engelesspiel im Jahr 2020 ausfallen muss
Hinzu komme, dass erfahrungsgemäß jeder Auftritt der Engel am Rathaus eine erhebliche Anzahl von Besuchern anziehe. Eine so große Anzahl von Menschen auf dem Rathausplatz und auf engstem Raum könne niemand verantworten. Hübschle ergänzt: "Ebenfalls konnte nicht verantwortet werden, dass an die 100 Kinder, die jedes Jahr an den Proben teilnehmen, sich im Rathaus zusammen mit den Eltern und Großeltern treffen." Es gebe keine Chance, sich hier an Abstandsregeln oder das Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung zu halten.
Nach Stand der Dinge soll der Christkindlesmarkt am Montag, 23. November, wie gewohnt um 18 Uhr beginnen. In diesem Jahr dann aber ohne Engelesspiel. Der genaue Ablauf der Eröffnungsfeier wird derzeit mit Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) besprochen. Hübschle sagt: "Vorstellbar wäre zum Beispiel, dass die Oberbürgermeisterin zusammen mit einem Engel die Kerze an der Krippe entzündet und eine kurze Ansprache hält. Danach würden die Lichter auf dem Markt angehen." Denkbar wäre aber auch eine virtuelle Eröffnung mit Ansprache über eine Videobotschaft.
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