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Augsburg: "Wir wollen in Augsburg eine der modernsten Unikliniken Europas errichten"

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"Wir wollen in Augsburg eine der modernsten Unikliniken Europas errichten"

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    Die Augsburger Uniklinik aus der Luft - geplant ist ein Neubau.
    Die Augsburger Uniklinik aus der Luft - geplant ist ein Neubau. Foto: Ulrich Wagner

    Die Entscheidung im Kabinett, dass die Uniklinik neu gebaut statt saniert wird, ist jetzt ein Vierteljahr her. Ist der Freistaat mit der Planung inzwischen weitergekommen?
    MARKUS BLUME: Die Entscheidung für einen Neubau war absolut richtig, wir sind mit Hochdruck dahinter. Im Moment laufen die Voruntersuchungen. Wir haben, gemeinsam mit der Stadt Augsburg, ein hohes Interesse daran, dass wir zügig fertig sein werden – ich denke an eine Größenordnung von etwa 15 Jahren. Denn wenn es länger dauert, wären noch mal erhebliche Investitionen in den Bestand nötig. Deshalb wollen wir jetzt rasch die Grundlagen schaffen. Diese Woche haben wir zum Beispiel die möglichen Baufelder angeschaut.

    Steht der Standort des Neubaus inzwischen genau fest?
    BLUME: Wir untersuchen noch die verschiedenen Optionen. Kriterien für die Auswahl sind zum Beispiel die räumliche Nähe zu Forschungsgebäuden, die Weiternutzung vorhandener Infrastruktur und die Schnelligkeit, mit der wir weiterkommen können. Als gute Option erscheint die südwestlich an den jetzigen Standort anschließende Variante. So wäre der Anbau ‚West‘ für die Intensivmedizin, der in zwei Jahren in Betrieb gehen wird, gut an den Neubau anbindbar. Und mit der Südwestvariante bestünde auch eine große Nähe zu den Forschungsgebäuden, die momentan in Bau sind. Diese Nähe von Wissenschaft und Klinik ist wichtig für Forschungsprojekte. Aber natürlich werden auch andere Standorte durchgespielt wie ein Bau im Bereich des Parkplatzes im Osten.

    Wissenschaftsminister Markus Blume und Augsburgs OB Eva Weber auf dem Dach der Uniklinik.
    Wissenschaftsminister Markus Blume und Augsburgs OB Eva Weber auf dem Dach der Uniklinik. Foto: Privat

    Ist inzwischen klar, wie viele Betten die Uniklinik bei einem Neubau haben wird? Bleibt es bei der Größenordnung von etwa 1700?
    BLUME: Die Uniklinik wird künftig wahrscheinlich etwas weniger Betten haben als bisher, ungefähr so viele, wie aktuell betrieben werden, rund 1500. Klar ist: Die medizinische Versorgung muss gesichert sein. Es braucht also ein abgestuftes Versorgungskonzept für die ganze Region. Dazu finden Gespräche mit den umliegenden Kliniken wie zum Beispiel den Wertachkliniken im Landkreis Augsburg statt. 

    Weniger Betten beim Maximalversorger bei einer älter werdenden Bevölkerung und gleichzeitigen Tendenzen, dass kleinere Krankenhäuser schließen: Wie geht das zusammen?
    BLUME: Es geht um die bestmögliche Versorgung. Ein abgestuftes Versorgungskonzept einander ergänzender Krankenhäuser, wie das auch unser Gesundheitsminister Klaus Holetschek befürwortet, ist für die Versorgung von Patientinnen und Patienten in der Region und den Erhalt kleinerer Kliniken sehr wichtig. Deshalb setzen wir uns so massiv für Änderungen an der geplanten Krankenhausreform der Bundesregierung ein, die in dieser Form die Versorgung in der Fläche bedroht.

    Das Betten-Hochhaus der Uniklinik mit der Hubschrauber-Plattform in 58 Metern Höhe ist ein massives Bauwerk. Wie wird der Neubau aussehen?
    BLUME: Wir wollen in Augsburg eine der modernsten Unikliniken Europas errichten, einen Gesundheitscampus für die Medizin von morgen. Dafür braucht es natürlich andere Konzepte. Heutzutage sind hohe Bettenburgen nicht mehr zeitgemäß. Solche Gebäude sind im Betrieb komplex – allein schon, wenn man an die Aufzugsituation denkt. Besser sind modulare Gebäude, die gerne auch schön sein dürfen. Auch der Wohlfühlcharakter soll hier eine Rolle spielen. Klar müssen wir auch auf den Flächenverbrauch schauen und können uns nicht endlos ausbreiten, aber das neue Gebäude wird wohl niedriger werden und anders aufgebaut sein. 

    Die Uniklinik ging aus der Corona-Krise geschwächt hervor, hat der frühere Chef Prof. Michael Beyer bei seinem Abschied vor einem Jahr konstatiert. Allen Häusern sei Personal verloren gegangen, neues Personal schwierig zu gewinnen. Das gelte auch in Augsburg. Wo steht die Uniklinik aktuell?
    BLUME: Das Uniklinikum Augsburg steht super da. Es war das Rückgrat der Versorgung während der Corona-Pandemie. Und jetzt geht der Blick kraftvoll nach vorne. Wir haben mit dem neuen Ärztlichen Direktor Professor Marstaller, den wir von Wien abwerben konnten, einen tollen Vorstand mit großartigem Teamgeist beieinander, der sich auf das ganze Haus übertragt.

    Welche weiteren Maßnahmen planen Sie?
    BLUME: Der Vorstand schlägt vor, das Notfall-Geschehen zu entzerren: echte Notfälle zu trennen von denen, die einfach nur schnell ärztlichen Rat suchen. In Augsburg haben wir einen außergewöhnlich hohen Anteil an Patienten, die über die Notaufnahme kommen und sich dort selbst mit Beschwerden vorstellen. Das hat in Augsburg historische Ursachen: Das Klinikum ist seit Jahrzehnten das einzige Krankenhaus mit Notaufnahme in Augsburg. Deswegen soll noch in diesem Jahr die bestehende Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung an der Uniklinik zu einer Portalpraxis massiv ausgebaut werden. 

    Zur Person

    Markus Blume, 48, ist seit 2022 bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst. Zuvor war der Diplom-Politikwissenschaftler von 2018 bis 2022 Generalsekretär der CSU.

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