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Augsburg: Das 200-Millionen-Euro-Projekt Josefinum in Augsburg nimmt Gestalt an

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Das 200-Millionen-Euro-Projekt Josefinum in Augsburg nimmt Gestalt an

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    Das Josefinum in Augsburg ist eine der bedeutendsten Geburtskliniken in Deutschland – und derzeit vor allem Baustelle. An dieser Front liegt schon bald der neue Eingang.
    Das Josefinum in Augsburg ist eine der bedeutendsten Geburtskliniken in Deutschland – und derzeit vor allem Baustelle. An dieser Front liegt schon bald der neue Eingang. Foto: Marco Keitel

    Das neue Gesicht ist noch ungeschminkt. Auf dem Vorplatz, buchstäblich ein paar Meter von St. Peter und Paul in Oberhausen entfernt, türmen sich Pflastersteine auf Paletten. Meterlange Rohre säumen den Weg Richtung Baustelle, robuste Männer mit Warnwesten und Schutzhelmen pendeln zwischen Containern und dem Gerüst, das sich an die Fassade schmiegt. Doch durch die Stahlstangen blinzeln zwischen Glasfronten längliche Farbstreifen nach außen, Orange und Gelb. Sie werden das Außenbild des "wiedergeborenen" Josefinums prägen. Hier, am neuen Eingang, sollen schon bald Tausende reingehen und als Eltern rauskommen, Kinder und Jugendliche in ein besseres Leben starten.

    Es ist nur eine von vier Etappen, die in diesen Tagen an der KJF Klinik Josefinum - spezialisiert auf die Behandlung von Kindern, Jugendlichen und Frauen - vor dem Abschluss steht. Aber allein die Kennzahlen dieser einen Phase lassen erahnen, welch Mammutprojekt Oberhausen da beschäftigt. Eine Auswahl: Bis Ende des im Oktober 2017 begonnenen Abschnitts werden rund 1300 Tonnen Baustahl verbaut worden sein, zwei Kilometer Leerrohrtrassen verlegt, 15.000 Kubikmeter Erdreich umgewühlt. Die Kosten: 71 Millionen Euro. Und wofür? Für neue Räumlichkeiten der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, der Psychosomatik und eine Familienstation sowie ein Ärztehaus und einen ambulanten OP. Dazu die Verlagerung des Haupteingangs von der Kapellenstraße in die Joseph-Mayer-Straße. Ende Mai 2022, und damit rund ein halbes Jahr später als zunächst vorgesehen, soll der neue Bereich dann in Betrieb genommen werden.

    Baustelle: "Neues" Josefinum in Augsburg soll 200 Millionen Euro kosten

    Hell, freundlich und modern sollten sie sein, die neuen Räumlichkeiten. Und es sieht so aus, als werde diese Ankündigung eingehalten. Durch lang gezogene Glasfronten strömt viel natürliches Licht in die großzügigen Gänge und Räume. Sie sind je nach Station ausgestaltet: In der neuen psychosomatischen Station etwa, in der Kinder und Jugendliche aus ganz Schwaben mit verschiedenen Störungen und Krankheiten behandelt werden, können künftig gerade Jüngere gemeinsam mit Eltern stationär aufgenommen werden. Neben voll ausgestatteten Patientenzimmern gibt es im gesamten Neubau-Bereich helle Gemeinschafts- und Aufenthaltsräume, auch separate Therapiezimmer. Überall: viel Holz, viel Farbe, viel Transparenz. "Die Räumlichkeiten sollen etwas Positives, Lebensbejahendes ausstrahlen", erklärt Sebastian Stief, Geschäftsführer des Josefinums.

    Noch riecht es auch in der neuen Familienstation nach Farbe, aus den Wänden ragt so manches Kabel. Doch die Station nimmt unübersehbar Konturen an. Rund 3500 Babys kommen derzeit pro Jahr im Josefinum auf die Welt, es ist damit eine der größten Geburtskliniken Deutschlands. Viele Eltern sollen sich bald in den neuen Räumlichkeiten ihres jungen Familienglücks erfreuen. Wie Pflegedirektorin Sabine Berninger erklärt, sollen Mutter und Kind hier so lange wie möglich zusammenbleiben. Auch Väter werden hier die ersten Tage mit den Neugeborenen verbringen können. Gerade im Bereich der Geburten ist der Bedarf in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, wie Geschäftsführer Stief betont. Dies habe man beim Umbau einkalkuliert.

    Trotz Großbaustelle: Geburten und Co. liefen im Krankenhaus weiter

    Trotz der Bauarbeiten lief der Betrieb in den vergangenen Jahren im gesamten Haus unvermindert weiter. Was seit Beginn 2010 entsteht, ist ein von Grund auf neues Krankenhaus. "Aufgrund der alten Bausubstanz, größtenteils noch aus den 1960er-Jahren, sowie der verschachtelten Bauweise war eine komplette Modernisierung unausweichlich", sagt Verwaltungsdirektor Bernd Lechner. Das Gesamt-Projekt ist knapp 200 Millionen Euro schwer. Gut die Hälfte trägt der Freistaat Bayern, den Rest finanziert die Trägerin des Krankenhauses aus eigenen Mitteln, die Katholische Jugendfürsorge KJF. Von steigenden Rohstoff- und Baukosten blieb das Projekt nicht verschont. Die Mehrkosten waren nach Lechners Einschätzung "deutlich spürbar", wurden demnach aber in den Planungen berücksichtigt. Man bewege sich innerhalb des Plans - gleiches gelte auch für den Zeitrahmen: Bis Ende 2025 soll die Modernisierung abgeschlossen sein.

    Im letzten Bauabschnitt, der Mitte 2022 beginnen soll, entstehen zusätzlich neue Stationen und Ambulanzen für die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, eine neue neonatologische Normalstation eine neue Kinderintensivstation, eine neue interdisziplinäre Notaufnahme, Konferenzräume sowie eine Kapelle. Nach Wunsch der Verantwortlichen soll das Josefinum damit "eine der modernsten Spezialkliniken Bayerns" werden. Geschäftsführer Sebastian Stief: "Der Neubau bietet umfassende Möglichkeiten für interdisziplinäre, ganzheitliche Behandlungen und innovative Prozesse." Damit leiste man "eine wichtige Investition in die medizinische Versorgung des Standorts Augsburg."

    Sebastian Stief, Geschäftsführer des Josefinums in Augsburg, vor der Baustelle.
    Sebastian Stief, Geschäftsführer des Josefinums in Augsburg, vor der Baustelle. Foto: Marco Keitel

    Augsburg ist groß genug für alle vorhandenen Einrichtungen

    Wie Verwaltungsdirektor Lechner ergänzt, sehe man sich als Fachklinik nicht in Konkurrenz zu anderen regionalen Einrichtungen – trotz mancher Überschneidungen, allen voran im Geburtenbereich. "Augsburg ist groß genug, wir teilen uns gewissermaßen den Markt", so Lechner. "Wichtig ist, dass optimale Versorgung gewährleistet ist. Mit der neuen baulichen Struktur kann das Josefinum noch besser mit den medizinischen Entwicklungen Schritt halten."

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