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Augsburg: Wie Weihnachten: Diese Rolle spielen religiöse Feste in unterschiedlichen Religionen

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Wie Weihnachten: Diese Rolle spielen religiöse Feste in unterschiedlichen Religionen

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    Für Christen ist Weihnachten eines der wichtigsten Feste, im Judentum kommt ihm Chanukka am nächsten (unten links), bei den Muslimen ist es der Fastenmonat Ramadan (rechts unten).
    Für Christen ist Weihnachten eines der wichtigsten Feste, im Judentum kommt ihm Chanukka am nächsten (unten links), bei den Muslimen ist es der Fastenmonat Ramadan (rechts unten). Foto: Annette Zoepf, Carlos Luján (dpa), Jörg Carstensen (dpa)

    Augsburg ist eine Stadt, in der Menschen aus vielen Ländern zusammenleben. Menschen, die auch unterschiedlichen Religionen angehören. Am Runden Tisch der Religionen treffen sich deren Vertreter, um wichtige Themen zu besprechen und auch, um die Stadt in manchen Fragen zu beraten. Jetzt, an Weihnachten, werden die Unterschiede dort besonders deutlich, denn nicht jeder

    Helmut Haug, Pfarrer von St. Moritz, sagt: "Ich mag die Feiern mit den konkreten Menschen, die die da in die Kirche kommen sehr."
    Helmut Haug, Pfarrer von St. Moritz, sagt: "Ich mag die Feiern mit den konkreten Menschen, die die da in die Kirche kommen sehr." Foto: Silvio Wyszengrad

    Helmut Haug, Stadtdekan der katholischen Kirche, Pfarrer von St. Moritz

    Auch wenn es viele nicht für möglich halten: Weihnachten wird in der westlichen Christenheit am 25. Dezember gefeiert. Natürlich beginnt dieses Fest - wie jedes große Fest - bereits am Vorabend. In Deutschland hat sich die Feier inzwischen stark auf den 24. Dezember konzentriert. Kirchlich feiern wir Weihnachten bis zum Sonntag nach Dreikönig. Es gibt also genug Zeit, um die Weihnachtsfreude wachsen zu lassen.

    Wie für viele ist Weihnachten bei mir mit ganz vielen Erinnerungen, Traditionen und Gefühlen verbunden. Natürlich ist das Fest für mich von den Gottesdiensten geprägt. Das ist aber kein Stress. Ich mag die Feiern mit den konkreten Menschen, die da in die Kirche kommen sehr. Rituale spielen von unserer frühesten Kindheit an eine wichtige Rolle. Sie können unserem unbeständigen Leben ein paar Haltepunkte geben. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass sie im Laufe der Zeit sinnentleert, nur noch als Hülsen übrig bleiben. Letztendlich muss die Frage, was es bedeutet, dass Gott Mensch wird, im Mittelpunkt stehen. Wenn wir Gott ausnahmslos in jedem Menschen begegnen können und wenn wir das wirklich glauben, hat das gewaltige Auswirkungen auf unser Miteinander. Ein respektloses oder gar feindseliges Verhalten gegenüber Mitmenschen wird dann zur Gotteslästerung. Dann wäre Weihnachten zu feiern sinnlos. 

    Heribert Hogen Harter, Leiter der buddhistischen Zen-Gruppe Bodhidharma Zendo Augsburg, sagt: "Eine Erleuchtung ist ein Ankommen im Herzen, nicht nur im eigenen, ein Ankommen zu Hause, sie ist ein Abfallen von vielen eigenen Vorstellungen, und nicht förderlichen Verhaltensweisen."
    Heribert Hogen Harter, Leiter der buddhistischen Zen-Gruppe Bodhidharma Zendo Augsburg, sagt: "Eine Erleuchtung ist ein Ankommen im Herzen, nicht nur im eigenen, ein Ankommen zu Hause, sie ist ein Abfallen von vielen eigenen Vorstellungen, und nicht förderlichen Verhaltensweisen." Foto: Harter

    Heribert Hogen Harter, Leiter der buddhistische Zen-Gruppe Bodhidharma Zendo Augsburg

    Am 8. Dezember feiern wir Buddhisten die Erleuchtung des historischen Menschen Buddha. Um diese Zeit finden, da die Dunkelheit und Kälte die Meditation fördern, intensive Meditationstage statt. Buddha zeigte uns durch seine Erleuchtung die Möglichkeit der eigenen Erleuchtung. Eine Erleuchtung ist ein Ankommen im „Herzen“, nicht nur im eigenen, ein „Ankommen zu Hause“, sie ist ein Abfallen von vielen eigenen Vorstellungen, und nicht förderlichen Verhaltensweisen. Jesus sagte, wenn wir nicht werden wie die Kinder, können wir nicht eingehen ins Himmelreich. Wie die Kinder zu werden, bedeutet natürlich zu sein oder die natürliche Wirklichkeit dessen zu entdecken, was wir als Mensch sein und tun können, und nicht in die Falle unserer Fantasiewelt zu geraten, einer Welt der festgefahrenen Ideen. Normalerweise übersehen wir das Natürliche. Es ist wichtig, dies zu erkennen. Weihnachten ist ja das Fest einer Geburt, durch das Abfallen unserer Vorstellungen, werden wir selber wie neugeboren.

    Weihnachten steht auch für das Zurückkommen des Lichtes, der Kraft des Lebens. Grund genug, mir einen Weihnachtsbaum mit wohlduftenden Kerzen aufzustellen. Grundsätzlich: Feiertage sind Rituale und Rituale unterstützen uns im Leben, sie stabilisieren uns, sie geben uns Halt. Schon das Trinken einer Tasse Tee entfaltet diese Wirkung. Das Weihnachtsfest schafft Gemeinschaft, wir alle brauchen eine harmonische Gemeinschaft.

    Georg Neumann, Mitglied der Russisch-Orthodoxen-Kirchengemeinde Augsburg, sagt: "Das Fest der Geburt Christi ist ein kosmisches Ereignis außerhalb von Raum und Zeit und in der Kirche dürfen wir es immer und immer wieder miterleben und mitfeiern."
    Georg Neumann, Mitglied der Russisch-Orthodoxen-Kirchengemeinde Augsburg, sagt: "Das Fest der Geburt Christi ist ein kosmisches Ereignis außerhalb von Raum und Zeit und in der Kirche dürfen wir es immer und immer wieder miterleben und mitfeiern." Foto: Neumann

    Georg Neumann, Mitglied des Kirchengemeinderates der russischen-orthodoxen Kirche im Ausland und der Russisch-Orthodoxen-Kirchengemeinde Augsburg

    Am 6./7. Januar nach dem Gregorianischen Kalender feiern wir Weihnachten. Das ist der 24./25. Dezember nach dem alten Julianischen Kalender, der für einige orthodoxen Kirchen immer noch gilt. Nach Ostern ist das Fest der Geburt unseres Herrn das wichtigste Fest. Ihm geht deshalb - wie an

    Das Fest der Geburt Christi ist ein kosmisches Ereignis außerhalb von Raum und Zeit und in der Kirche dürfen wir es immer und immer wieder miterleben und mitfeiern. Da ist kein Platz für irgendwelche Sentimentalität, denn es geschieht etwas worüber selbst Engel und die ganze Schöpfung in Erstaunen geraten. Traditionelle Feiertage sind sehr wichtig. Selbst Menschen, die der Kirche nicht so nahe stehen, kommen dann zu den Gottesdiensten und das ist schön. Unsere Gemeinde besuchen zum Beispiel viele Menschen aus der Ukraine und finden hier in ihren Nöten Geborgenheit, Beistand und Trost. Es ist für sie ein Stück Heimat in der Fremde. 

    Frank Kreiselmeier, Dekan im Evangelisch-Lutherischen Dekanat Augsburg, sagt: "Die Weihnachtstage sind immer noch mit dem großen Anspruch verbunden, dass Friede herrscht auf der Welt, wenigstens in diesen Tagen."
    Frank Kreiselmeier, Dekan im Evangelisch-Lutherischen Dekanat Augsburg, sagt: "Die Weihnachtstage sind immer noch mit dem großen Anspruch verbunden, dass Friede herrscht auf der Welt, wenigstens in diesen Tagen." Foto: Peter Fastl

    Frank Kreiselmeier, Dekan im Evangelisch-Lutherischen Dekanat Augsburg, Region Nord-West und 1. Pfarrer der Kirchengemeinde St. Anna

    Am 24., 25. und 26. Dezember feiern wir hier die Geburt Jesu Christi. Bei unseren Geschwistern in den Orthodoxen Kirchen wird das Weihnachtsfest nach dem julianischen Kalender am 6. und 7. Januar begangen. Es ist uns wichtig, dass wir das gegenseitig wahrnehmen und die Geschwister in den Orthodoxen Kirchen zu ihrem Weihnachtsfest mit Segenswünschen begleiten. Seit ich ein Kind bin, ist es für mich das wichtigste Fest im Jahr. Es macht die Nächstenliebe und das Füreinander-da-Sein zum greifbaren Thema. Es bringt Familien zusammen und auch Menschen, die keine Familie haben. Es wird über die Kirchen hinaus in der Gesellschaft eigentlich fast weltweit begangen. Als Christ ist für mich die Botschaft das Wichtigste, dass Gott Mensch geworden ist, um uns ganz nah zu sein.

    Vielen Menschen geben diese Tage und ihre Traditionen Sicherheit. Und gleichzeitig lassen sie uns auch schmerzhaft spüren, wo vieles auf der Welt gerade aus dem Lot geraten ist und Unfrieden und Unsicherheit herrscht. Die Weihnachtstage sind immer noch mit dem großen Anspruch verbunden, dass Friede herrscht auf der Welt, wenigstens in diesen Tagen. Und mein Glaube sagt mir, dass der, dessen Geburt wir feiern, diesen Frieden auch bringen wird. Von dieser Hoffnung erzähle ich gerne weiter in den Gottesdiensten der Weihnachtstage.

    David Lisowski, Vetreter des Rabbiners in der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg, sagt: "Feiertage stärken die Familie, verbinden alle Generationen und geben damit ein festes Fundament fürs Leben."
    David Lisowski, Vetreter des Rabbiners in der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg, sagt: "Feiertage stärken die Familie, verbinden alle Generationen und geben damit ein festes Fundament fürs Leben." Foto: Silvio Wyszengrad

    David Lisowski, Vertreter des Rabbiners und Übersetzer in der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg

    Wir haben kein Weihnachten im Judentum. Es fällt aber fast auf die gleichen Zeiten ein Chanuka-Fest bei uns. Da wir einen Mond-Sonnenkalender haben, sind die Feiertage jedes Jahr an einem anderen Datum. In diesem Jahr haben wir Chanukka von 8. bis 15. Dezember gefeiert. Dieses Fest ist der Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem gewidmet. Nach einem Sieg im Aufstand gegen syrisch-griechischen Herrscher der Seleukiden-Dynastie wurde der Tempel von Götzenbildern befreit, aufgeräumt und wieder eingeweiht. Die Juden konnten wieder nach ihrer Tradition und Glaube friedlich leben. Man feiert die großen Wunder, die geschahen: Den Sieg nicht nur gegen einen übermächtigen Feind, sondern auch gegen einen fremden Glauben, der mit Gewalt eingeführt werden sollte. Das wird als Sieg des Lichtes gegen die Dunkelheit betrachtet, was auch mit dem anderen Wunder bekräftigt wurde: Ein Krug reines Öl für die Einweihung des Tempels, der nur einen Tag hätte brennen können, reichte für acht Tage. Daher wird Chanuka-Fest mit dem Anzünden von ein bis acht Kerzen gefeiert. Man schmückt das Haus mit Lichtern aller Art und isst mit Öl gemachte Speisen, wie Kartoffelpuffer oder Krapfen.

    Juden feiern kein Weihnachten. Man nutzt die zusätzlichen Feiertage einfach zum Ausruhen. Für uns sind Tradition und die traditionellen Festtage immer ein Rettungsmittel in unzähligen Krisen und Katastrophen. Feiertage stärken die Familie, verbinden alle Generationen und geben damit ein festes Fundament fürs Leben. Genau wie ein Baum mit starken Wurzeln sehr schwere Stürme überstehen kann, so kann auch ein Mensch mit guter Verbindung zur eigenen Tradition und Familie alle Krisen überstehen.

    Haluk Kilman,  Augsburger Bildungs- und Kulturverein e. V. (Eschenhof-Moschee), sagt: "Ich finde, dass für die Menschen Religion und Tradition umso wichtiger wird, je schwieriger die Zeiten werden. Sie geben Halt und Optimismus."
    Haluk Kilman, Augsburger Bildungs- und Kulturverein e. V. (Eschenhof-Moschee), sagt: "Ich finde, dass für die Menschen Religion und Tradition umso wichtiger wird, je schwieriger die Zeiten werden. Sie geben Halt und Optimismus." Foto: Kilman
    Eschenhof-Moschee

    Wir feiern kein Weihnachten. Trotzdem verehren wir Jesus als Prophet. Stattdessen feiern wir die Geburt unseres Propheten Mevlüd Kandil. Wenn man etwas Vergleichbares wie das Weihnachtsfest im Islam benennen will, so würde das Ramadan-Fest oder das Opferfest infrage kommen. Nach einem religiösen Gebet in der Früh wird zusammen mit der Familie und Freunden über drei bzw. vier Tage gefeiert. Die Kinder werden reichlich beschenkt.

    Ich feiere selbst keine Weihnachten. Über das Berufliche und über Freunde kommt man natürlich trotzdem in Kontakt. Wir beglückwünschen unsere christlichen Freunde zu diesem besonderen Feiertag. Daneben nutzt unsere Gemeinde die freien Tage ebenfalls und bietet besondere religiöse und soziale Angebote. Ich finde, dass für die Menschen Religion und Tradition umso wichtiger wird, je schwieriger die Zeiten werden. Sie geben Halt und Optimismus. Natürlich nur dann, wenn man sich ihrem Ursprung besinnt und es auch dementsprechend nutzt.

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