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Augsburg: Wie wäre die Stadt bei einem Krieg aufgestellt? Gibt es Schutzräume?

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Wie wäre Augsburg im Fall eines kriegerischen Angriffs aufgestellt?

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    Für den Fall einer Katastrophe oder auch eines Angriffs ist in der Zentrale der Berufsfeuerwehr das Lagezentrum jederzeit einsatzbereit.
    Für den Fall einer Katastrophe oder auch eines Angriffs ist in der Zentrale der Berufsfeuerwehr das Lagezentrum jederzeit einsatzbereit. Foto: Silvio Wyszengrad

    Krieg in Europa war wohl für die meisten lange Zeit unvorstellbar. Doch seit Putins Einmarsch in die Ukraine und seiner unverhohlenen Drohung mit dem russischen Atomarsenal stellen sich Menschen auch hier die Frage, wie gut die Bevölkerung in Augsburg im Fall eines militärischen Übergriffs geschützt wäre. Bei der Stadt gehen derzeit vermehrt Fragen nach Schutzräumen und dem Zustand des Zivilschutzes ein, bestätigt Ordnungsreferent Frank Pintsch. Wie ist es darum bestellt?

    "An dieser Stelle ist wichtig zu erwähnen, dass zwar die aktuelle politische Lage besorgniserregend ist, zugleich aber keinerlei Anzeichen vorliegen, die Anlass zur Notwendigkeit einer besonderen Bevorratung oder vergleichbarer Sicherheits- und Vorsorgemaßnahmen geben", betont Pintsch angesichts der Sorge mancher Augsburger. Und er sagt: Augsburg ist für den Fall einer größeren Katastrophe und selbst eines Angriffs gut aufgestellt.

    Die Zuständigkeiten für eine Katastrophe sind bei der Stadt fest geregelt. Verantwortlich ist der Ordnungsreferent oder auf Wunsch auch die Oberbürgermeisterin.
    Die Zuständigkeiten für eine Katastrophe sind bei der Stadt fest geregelt. Verantwortlich ist der Ordnungsreferent oder auf Wunsch auch die Oberbürgermeisterin. Foto: Silvio Wyszengrad

    Wer in Augsburg an Schutzräume denkt, dem kommen schnell die alten Weltkriegsbunker unter dem Wittelsbacher Park, in der Fuggerei oder im Siebentischwald in den Kopf. Doch diese haben nur noch historische Bedeutung – um Menschen zu schützen eignen sich die einsturzgefährdeten und teilweise bereits verschütteten Unterstände nicht mehr, sagt Augsburgs Katastrophenschutzbeauftragter von der Berufsfeuerwehr, Frederic Adler. Abgesehen vom baulichen Zustand hätten diese alten Bunker auch keine Schutztüren mehr, ganz zu schweigen von einem funktionierenden Belüftungssystem, das für einen Schutzraum zwingend notwendig sei. Auch sonst gibt es in Augsburg gerade keine funktionsfähigen Schutzräume – wohl aber bauliche Anlagen, die für den Zivilschutz konstruiert wurden und vermutlich wieder instandgesetzt werden könnten.

    Bis vor zehn Jahren gab es in Augsburg noch Schutzräume vor Krieg

    "Bis vor zehn Jahren hat die Berufsfeuerwehr im Stadtgebiet noch einzelne Schutzräume regelmäßig geprüft und instand gehalten", weiß Adler. Seit dem Krieg wurde der Zivilschutz, der in der Verantwortung des Bundes steht, sukzessive zurückgefahren bis er dann ganz aufgegeben wurde. Dass noch einmal der Bedarf nach Bunkern aufkommen würde, galt als ausgeschlossen. In Augsburg wurden nach dem Krieg vor allem Tiefgaragen so gebaut, dass sie mit einer schweren Schutztüre verschlossen werden und dank einer guten Lüftungsanlage vielen Menschen Schutz bieten konnten. Die Tiefgaragen gibt es natürlich noch – allerdings wurde ihre Schutzraumeignung nicht mehr geprüft. Wenn die Notwendigkeit bestünde, müsste man zunächst heraussuchen, welche Räume es noch gibt und wie sie technisch beieinander sind, so Adler.

    Frederic Adler ist der Katastrophenschutz-Beauftragte der Berufsfeuerwehr.
    Frederic Adler ist der Katastrophenschutz-Beauftragte der Berufsfeuerwehr. Foto: Silvio Wyszengrad
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    Es war die größte Katastrophe der Nachkriegszeit in Augsburg: An Pfingsten 1999 überflutete ein Hochwasser Teile der Stadt und der Region.

    Aufgrund größerer Schadensereignisse ist in Augsburg der Katastrophenschutz gut aufgestellt, sagt Ordnungsreferent Frank Pintsch. Bei der Stadt Augsburg gibt es für das Thema Katastrophen- und Bevölkerungsschutz das Amt für Brand-und

    Wichtigster Punkt bei einem Schadensereignis oder auch unvorhergesehenen Ereignissen ist die rasche Information der Bevölkerung und die möglichst weitgehende Herstellung von Handlungssicherheit, erklärt Pintsch. "Hier sind wir in Augsburg insofern im Vergleich gut aufgestellt, als dass es 52 Hochleistungssirenen im Stadtgebiet gibt, die bei Ertönen die Bevölkerung darauf hinweisen, ihr Radio einzuschalten und weitere Informationen zu bekommen." Zudem gibt es acht mobile Hochleistungssirenen, die auch mit Durchsagen arbeiten können und auf Fahrzeugen befestigt sind. Diese kamen beispielsweise bei der Weihnachtsbombe zum Einsatz und hätten mit Blick auf eine rasche zielgerichtete Information der Bevölkerung gute Dienste geleistet, so der Ordnungsreferent. Bei aktuellen Ereignissen wird auch das städtische Gefahrentelefon aktiviert, mit dem sich unter der Telefonnummer 324-2222 über Band viele Menschen gleichzeitig informieren können.

    Über das Bürgertelefon sollen die Menschen informiert werden

    Auch das Bürgertelefon gehört zum Repertoire der Katastrophenschützer. Zuletzt wurde die Nummer 324-4444 durch die Corona-Krise bekannt, wo man noch immer städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erreicht. "Man darf nicht vergessen, dass die Corona-Krise in Bayern als Katastrophenfall eingestuft wurde", sagt dazu Pintsch. Im Falle eines unerwarteten Ereignisses, könnte im Amt für Brand- und Katastrophenschutz jederzeit eine Bürgerhotline mit einer zweistelligen Zahl von Telefonplätzen aufgebaut werden.

    Blick in die Leitstelle: Bis die Verwaltung übernehmen kann, bestückt bei einer Katastrophe die Feuerwehr auch das Bürgertelefon.
    Blick in die Leitstelle: Bis die Verwaltung übernehmen kann, bestückt bei einer Katastrophe die Feuerwehr auch das Bürgertelefon. Foto: Silvio Wyszengrad

    Von den Schadensereignissen, die eine Großstadt wie Augsburg treffen könnte, ist ein sogenannter "Blackout", also der Zusammenbruch des Stromnetzes, eines der wahrscheinlicheren Szenarien. Und zugleich eines mit enormen Auswirkungen auf die gesamte Infrastruktur der Stadt, weiß Augsburgs Feuerwehrschef Andreas Graber. "Ohne Strom bricht alles zusammen – von der Kommunikation bis zur IT." Aus diesem Grund gibt es in Augsburg ein "Leuchtturm-Konzept", mit einzelnen Gebäuden, die mittels Notstromaggregat einen gewissen Teil des öffentlichen Lebens aufrecht erhalten können.

    Feuerwachen dienen im Falle eines totalen Stromausfalls als "Leuchttürme"

    "Alle Feuerwachen, auch die der freiwilligen Feuerwehren, dienen im Fall eines Blackouts als Leuchttürme, wo sich Bürger und Einsatzkräfte sammeln können", so Graber. Das Bild des Leuchtturms dürfte zumindest nachts stimmig sein, würden die Feuerwachen doch in einer unbeleuchteten Stadt dank Notstrom als einzige Gebäude hell leuchten. Für die Bürger bestünde dort beispielsweise die Möglichkeit, Wasser für Babynahrung zu erhitzen oder Akkus aufzuladen, erklärt der Feuerwehrchef. Auch alle Mitglieder der "Führungsgruppe Katastrophenschutz" würden sich in einem solchen Fall unverzüglich zur Hauptwache begeben, um das Chaos eines solchen Ereignisses schnellstmöglich in den Griff zu bekommen.

    Ein wichtiger Punkt, der tatsächlich nur im Verteidigungsfall zum Tragen kommt, ist die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung, weiß Adler. Im gesamten Stadtgebiet verteilt gibt es 50 geheime Tiefbrunnen, die im Fall eines Angriffs auf die Infrastruktur der Stadt in Betrieb genommen werden könnten. "Wo die Brunnen liegen, unterliegt der Geheimhaltung – man sieht von ihnen nur runde Deckel, zumeist in Wiesen oder Parkplätzen", weiß der Katastrophenschützer. Die Brunnen sind autark und könnten dank eigener Generatoren jederzeit frisches Wasser für die Bevölkerung fördern.

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