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Augsburg: Wie Vladimir Kennerknecht zu seiner eigenen Zeitschrift kam

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Wie Vladimir Kennerknecht zu seiner eigenen Zeitschrift kam

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    „Die Garantie vom Wohlstand gibt es weniger denn je.“ Vladimir Kennerknecht verkauft seine Straßenzeitung. Er weiß, was es heißt, wenig zu haben.
    „Die Garantie vom Wohlstand gibt es weniger denn je.“ Vladimir Kennerknecht verkauft seine Straßenzeitung. Er weiß, was es heißt, wenig zu haben. Foto: Silvio Wyszengrad

    Wer in der Innenstadt unterwegs ist, ist ihm mit Sicherheit schon einmal begegnet: Vladimir Kennerknecht verkauft seit inzwischen 20 Jahren seine Straßenzeitung „Die Wurzel“ in der Fußgängerzone. Der Mann mit dem grauen Vollbart drängt sich den Passanten nicht auf. Sein Ruf „Die

    1999 begann Vladimir Kennerknecht mit seiner Zeitschrift

    Kennerknecht ist inzwischen 67 Jahre alt geworden. Andere sind in dem Alter längst in Rente. Kennerknecht muss weitermachen. „Was ich an

    „Nicht aufgeben“ ist wohl das Lebensmotto von Kennerknecht. Er kam in der DDR als Sohn einer

    Vladimir Kennerknecht weiß, wie es ist obdachlos zu sein

    Inzwischen hat er eine Wohnung in der Jakobervorstadt, selbst bezahlt. Staatliche Unterstützung habe er nie gewollt und nie genommen, sagt Kennerknecht. „Mir geht es in der Wohnung gut. Manch einer weiß nicht zu schätzen, wie viel so etwas wert ist.“ Gelegentlich lässt er auch mal jemanden von der Straße dort duschen. Er weiß selbst, wie es ist, keine Bleibe zu haben. In den vergangenen Jahrzehnten schlief er auch mal in den Vorräumen von Banken oder im Zelt. „Wenn Geld da war, bin ich in eine Billigpension gegangen“, erzählt Kennerknecht. „Keine Wohnung zu haben, ist beschissen. Es fehlt der Rückzugsraum, man hat keinen Platz für sein bisschen Habe, es ist deprimierend.“

    Und er sagt auch, dass es schwieriger geworden sei, eine günstige Wohnung zu bekommen. Seine Zeitschrift sieht er als Sprachrohr für Randgruppen – aber auch als Mahnung an die, die in der Fußgängerzone an ihm vorbeilaufen. „Jeder denkt irgendwie, dass er vom sozialen Absturz nicht betroffen sein kann“, sagt Kennerknecht. Wenn manch einer wegschaue, wenn er ihn sieht, spiele dieses Verdrängen vielleicht auch eine Rolle. „Aber die Garantie vom Wohlstand gibt es heute weniger denn je. Wer arbeitslos wird, gilt mit 55 Jahren als nicht mehr vermittlungsfähig. Und das kann jedem passieren.“

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