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Augsburg: Wie viel hat das Klimacamp mit den Aktivisten der "Letzten Generation" zu tun?

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Wie viel hat das Klimacamp mit den Aktivisten der "Letzten Generation" zu tun?

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    Seit mehr als zwei Jahren steht das Klimacamp neben dem Rathaus.
    Seit mehr als zwei Jahren steht das Klimacamp neben dem Rathaus. Foto: Ulrich Wagner

    Wegen ihrer radikalen Protestformen bekommen die Klimaaktivisten der Gruppe "Letzte Generation" derzeit viel Gegenwind. Zuletzt gab es umstrittene Straßenblockaden und Sachbeschädigungen in Museen. Die Fraktion Bürgerliche Mitte im Augsburger Stadtrat hat sich deswegen jetzt zu Wort gemeldet. Die Stadträte fürchten eine Radikalisierung des Augsburger Klimacamps. Sie begründen ihre Sorge damit, dass der Augsburger Klimaaktivist Ingo Blechschmidt auch ein Verantwortlicher der "Letzten Generation" sei. Tatsächlich steht der Mathematiker, der zu den führenden Köpfen des Klimacamps neben dem Rathaus gehört, als Verantwortlicher im Impressum der deutschen Internetseite der "Letzten Generation". Er bestreitet allerdings, eine wichtige Rolle bei den umstrittenen Klimaschützern auszuüben.

    Für die Bürgerliche Mitte äußert sich der Freie-Wähler-Stadtrat Peter Hummel. Er bezieht sich auf die Blockade der Berliner Stadtautobahn, welche die Fahrt eines Rettungsfahrzeuges zu einem Verkehrsunfall verzögert hatte. "Ich war selber viele Jahre im Rettungsdienst tätig und kenne das schreckliche Gefühl, nicht rechtzeitig einzutreffen", wird Hummel in der Mitteilung der Fraktion zitiert. Wenn Menschenleben gefährdet würden, "weil sich Aktivisten auf der Straße festkleben und somit in Kauf nehmen, dass Rettungsfahrzeuge zu spät zu einem Unfallort kommen, kann ich das nicht hinnehmen", so Hummel. Wegen der Personalie Ingo Blechschmidt sehe seine Fraktion die Gefahr, "dass die Aktivisten auch in Augsburg den Weg des friedlichen Protests verlassen."

    Augsburger Klimacamp reagiert mit Kritik an der Bürgerlichen Mitte

    Das Klimacamp reagiert auf die Wortmeldung von Peter Hummel mit Kritik an der Bürgerlichen Mitte - zu der fünfköpfigen Fraktion haben sich Freie Wähler, FDP und Pro Augsburg zusammengeschlossen. Die Klimacamper kritisieren, dass die Bürgerliche Mitte zuletzt mit der AfD gegen eine neue Stellplatzsatzung gestimmt habe. Mit der Satzung soll bei Neubauten in Augsburg die Zahl der Autostellplätze zugunsten von Fahrradstellplätzen reduziert werden. In einer Mitteilung werfen die Klimaaktivisten der Fraktion deshalb eine "inhaltliche Nähe" zur AfD vor. Die Freien Wähler unterstützten zudem die Waldrodung bei Meitingen, wo wegen einer Erweiterung der Lechstahlwerke bereits Bäume gefällt wurden und weitere Bäume gefällt werden. Die Politik der Bürgerlichen Mitte sorge für eine "radikale Verschlechterung" der Lebensumstände der Menschen, so die Aktivisten.

    Ingo Blechschmidt macht nach eigenen Angaben Telefondienst für die "Letzte Generation".
    Ingo Blechschmidt macht nach eigenen Angaben Telefondienst für die "Letzte Generation". Foto: Peter Fastl

    Zu den umstrittenen Aktionen der "Letzten Generation" sagt Ingo Blechschmidt, sie eröffneten "auf einzigartige Art und Weise einen Diskussionsraum", der von Politikerinnen und Politikern und Akteuren aus der Zivilgesellschaft genutzt werden könne, um die gesellschaftliche Debatte zu Klimagerechtigkeit voranzubringen. Es seien symbolische Aktionen wie "eine mit der Polizei abgestimmte kurze Straßenblockade hier, um die Gesellschaft wachzurütteln, ein Kartoffelbreiwurf auf die Schutzscheibe eines Naturgemäldes dort". Auf Anfrage unserer Redaktion schreibt er: "Die Täter-Opfer-Umkehr, die von vielen Berufspolitiker*innen betrieben wird, ist gefährlich." Die Klimakrise werde verursacht durch große Konzerne, die vom Konkurrenzdruck angetrieben die Erdatmosphäre als "Müllhalde" betrachteten und dort "ungestraft CO2-Emissionen ablagern".

    Ingo Blechschmidt: Mache Telefondienst für die "Letzte Generation"

    Seine eigene Rolle der "Letzten Generation" bezeichnet Ingo Blechschmidt auf Anfrage unserer Redaktion trotz des Impressumseintrags als klein. Wegen seiner Erfahrung mit Gesprächen mit Passantinnen und Passanten habe die "Letzte Generation" ihn gebeten, für sie den "Telefondienst" zu übernehmen. Einen weiteren Bezug zu der Gruppe habe er nicht. Die Telefonate - oft seien es bis zu zehn am Tag - seien bereichernd und böten auch die Chance, Missverständnisse auszuräumen.

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