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Augsburg: Wie viel bringen die Energievorgaben der Stadt beim Bau?

Augsburg

Wie viel bringen die Energievorgaben der Stadt beim Bau?

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    Die Wohnanlage Sheridanpark II der Wohnbaugruppe übererfüllt gesetzliche Energiestandards. Doch was bringt das und welche Konsequenzen hat es für die Mieter?
    Die Wohnanlage Sheridanpark II der Wohnbaugruppe übererfüllt gesetzliche Energiestandards. Doch was bringt das und welche Konsequenzen hat es für die Mieter? Foto: Wyszengrad (Archivbild)

    Vor zwei Jahren hat die Stadt Augsburg beschlossen, bei künftigen Neubauten die gesetzlichen Energiestandards überzuerfüllen - in einem ersten Schritt galt dies für städtische Gebäude und Vorhaben der städtischen Wohnbaugruppe. Für die Zukunft sollten auch private Wohnungsbauvorhaben davon betroffen sein. Doch bei diesem Thema tritt die Stadt zunächst auf die Bremse. 

    Zuletzt zog die Stadt eine erste Bilanz ihrer bisherigen Bemühungen. Umgesetzt wurden die strengen Energiestandards - das betrifft Dämmung wie Energieversorgung - bei Umsetzung bzw. Planung für die Johann-Strauß-Schule, die Kita in der Lützowstraße in Lechhausen, das Feuerwehrhaus in Haunstetten sowie die geplante Feuerwache West. Auch bei der Wohnbaugruppe werden mit der neuen Zentrale und den Wohnbauprojekten Reesepark II, Sheridanpark II, Michaelipark (Spicherer-Schule) und dem Prinz-Karl-Viertel gesetzliche Standards übererfüllt. Diese Projekte sind momentan im Bau.

    Regeln in Augsburger Neubaugebieten werden noch diskutiert

    In einem zweiten Schritt hatte die Stadt überlegt, auch für Neubaugebiete solche Regelungen einzuführen. Dann wäre auch der private Wohnungsbau von diesen Vorgaben betroffen gewesen. Aktuell, so Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) im Umweltausschuss des Stadtrats, stelle man dieses Thema zurück. Man müsse noch rechtliche Fragestellungen klären, zudem tue sich ja auf Bundesebene etwas. "Als wir damals den Beschluss gefasst haben, war es noch ein weiter Weg zu einer Bundesregelung", so Erben. Bis auf Weiteres sei es aber nicht mehr sinnvoll, als Kommune vorzupreschen.

    Grünen-Stadtrat Stefan Wagner sprach sich hingegen dafür aus, am Thema dranzubleiben. Zum einen müsse man das Thema Sanierung im Blick behalten, weil sich hier der größere Hebel für CO₂-Einsparungen biete. Zum anderen sei ja noch nicht klar, was Bund und Land künftig konkret vorschreiben. "Augsburg sollte offensiv dazu stehen und ehrgeizig an einer weiteren Umsetzung arbeiten, statt zu warten, was sich auf Bundesebene tut", so Wagner. Die Grünen, die den Energiestandard im Wahlkampf gefordert hatten, sprachen in einer ersten Bilanz von beachtlichen Erfolgen. Zuspruch zumindest zum bisherigen Vorgehen kam auch von der CSU. "Für Mieter ist es gut, weil sie Nebenkosten sparen, wenn sie weniger Energie verbrauchen", so der Auswirkungen auf die WBG. Klar sei auch, dass so CO₂ eingespart werde.

    Höhere Baukosten bedeuten höhere Mieten, aber weniger Nebenkosten

    Allerdings werden die strengen Vorgaben auch mit Vorbehalten gesehen. Der Weg sei womöglich der richtige, aber dafür müssten jetzt Zahlen vorgelegt werden, wie sich Mehrkosten durch höheren Gebäudestandard und eingesparte Energiekosten zueinander verhalten, so Sozialfraktions-Chef Florian Freund. Höhere Baukosten hätten auch höhere Mieten zur Folge, so Freund mit Blick auf die Wohnbaugruppe. Womöglich wäre die Stadt bei eigenen Objekten besser bedient, im Neubau lediglich gesetzliche Standards zu erfüllen und das so eingesparte Geld in die Sanierung von Energieschleudern zu stecken. Davon könnte der Klimaschutz stärker profitieren. "Und man muss sich auch klarmachen, dass die Standards darauf ausgelegt sind, dass sich die Bewohner an Regeln etwa beim Lüften halten", so Freund. Bei Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern sei das womöglich nicht immer der Fall. Aus der AfD kommt Grundsatzkritik am gesamten Thema, nicht nur bezogen auf den Augsburger Energiestandard. So sei zu befürchten, dass das geplante Gebäudeenergiegesetz des Bundes mit dem De-facto-Verbot von Gasheizungen die Bevölkerung teuer zu stehen kommen werde. Man wolle Aufklärung von der WBG, was dies für die Mieter bedeuten werde. 

    Die Stadt hatte im Vorfeld der Einführung des Energiestandards berechnen lassen, wie sich dieser wirtschaftlich auswirkt. Das Ergebnis: In der Herstellung koste ein Gebäude erst einmal mehr, langfristig lohne es sich aber. In die damalige Rechnung waren neben Einsparungen bei der Energie auch Faktoren wie vermiedene Umweltschäden aufgenommen worden, die allerdings kein Bauherr oder Mieter auf einer Rechnung wiederfinden wird. Angesichts der seitdem explodierten Energiepreise dürfte die damalige Berechnung aber nur noch eingeschränkt gültig sein. Baureferent Steffen Kercher sagte, aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre könne man davon ausgehen, dass Bauherren ein hohes Interesse an hohen Standards haben. Die Förderbedingungen hätten dies interessant gemacht. 

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