Die Stadt hat nun ihre Planungen zum Klimaschutz konkretisiert, nachdem ein Gutachten im vergangenen Jahr schon einige strategische Hebel benannt hatte, die weitreichende Folgen auch für den Alltag haben dürften. Unter anderem soll nun bis zum Frühjahr ein sogenannter Wärmeplan fürs Stadtgebiet erarbeitet werden, der aufzeigt, wie Stadtviertel künftig vorrangig beheizt werden könnten. Eine zentrale Rolle wird dabei spielen, die Fernwärme auszubauen.
Auch ein Stromkonzept muss erarbeitet werden. "Wir müssen wissen, wie viel Kapazität durch welche Leitung fließen kann", so Umweltreferent Reiner Erben (Grüne). Auch das Thema umweltfreundliche Mobilität soll vorangetrieben werden, vorrangig in den Verkehrsplänen von AVV und der Stadt, die aktuell überarbeitet werden. Die Studie schlägt wie berichtet unter anderem vor, dass der Autoverkehr durch Verbrennermotoren bis zum Jahr 2040 halbiert werden soll. "Stadtumbau und klimafreundliche Mobilität müssen die Grundlage für die Entwicklung der Stadt sein", so Erben. In Haunstetten-Südwest werde dies schon in Ansätzen passieren.
Blue City Klimaschutzprogramm: Augsburg braucht Grundlagenkonzepte
Das Klimaschutzprogramm mit Ausrichtung auf das Jahr 2030, das gemäß der städtischen Namensgebung bei dem Thema nun "Blue City Klimaschutzprogramm" heißt, umfasst ein Bündel von Maßnahmen. Bei einem großen Teil handelt es sich um konzeptionelle Vorarbeiten, etwa zur Wärmeversorgung. "Wir müssen diese Grundlagenkonzepte als erstes angehen, weil es auch noch mal Zeit braucht, bis sie fertig sind", so Umweltamtsleiter Hans Peter Koch. Wenn man sie umsetze, seien die Effekte aber erheblich. Ein Thema wird neben Einsparmaßnahmen sein, wie mehr erneuerbare Energie im Stadtgebiet erzeugt werden kann. Geplant ist dafür ein neues Biomassekraftwerk zusätzlich zum bestehenden Hackschnitzelkraftwerk in Lechhausen. Auch die Menge an Sonnen-Strom soll laut Ideen der Stadt vervierfacht werden. Dafür müsste sich das Ausbautempo allerdings massiv beschleunigen.
Im Umweltausschuss des Stadtrats wurde das Maßnahmenpaket mehrheitlich beschlossen. Von einigen Stadträten wurde Kritik laut, dass es ihnen zu langsam gehe. Windenergie müsse etwa auch im Stadtgebiet mehr Gewicht bekommen, so Christian Pettinger (Sozialfraktion/ÖDP). Peter Schwab (CSU) sagte, das Paket sei so schon ambitioniert genug, ohne dass man sich im Klein-Klein verzettle. "Wir müssen mit Wünschen und Debatten aufhören, sondern jetzt mal ins Tun kommen." Von der AfD gab es Ablehnung. Auf erneuerbare Energien zu setzen, die keine Grundlast abdecken könnten, werde Deutschland energiepolitisch zum "Entwicklungsland" machen, so Raimond Scheirich. "Erneuerbare Energien heißen nicht Unabhängigkeit, sondern Abhängigkeit", so Scheirich zum Gasbedarf, wenn gleichzeitig der Ausstieg aus Atom und Kohle vollendet werde.
Wie viel CO₂ darf in Augsburg noch ausgestoßen werden?
Wie berichtet hat sich die Stadt zum Ziel gesetzt, dass nur noch 9,7 Millionen Tonnen CO₂ aus Haushalten, Mobilität und Gewerbe ausgestoßen werden, bevor die Stadt als Ganzes klimaneutral wirtschaftet. Gerechnet ist dies ab Anfang 2021 - die Restmenge ist angesichts eines Jahresausstoßes von 1,5 bis zwei Millionen Tonnen also jetzt schon geringer geworden. Einhaltbar wären durch eigene Anstrengungen, ohne dass Bund und Land dies mit Vorgaben flankieren, ein Restbudget von 20 Millionen Tonnen, wobei auch dies erhebliche Umwälzungen bedeuten würde. Die 20 Millionen Tonnen wären auch die Menge, die Augsburg gemessen an seinem Anteil an der Weltbevölkerung ausstoßen dürfte, um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Ein geringer unvermeidbarer Restausstoß an CO₂ müsste durch Kompensationsmaßnahmen, etwa Aufforstungen, ausgeglichen werden.