Die Bemühungen der Stadt, im Zuge Theatersanierung auch die Straßenzüge drumherum umzugestalten und ein Konzept für das Quartier zu entwickeln, werden sieben Jahre nach der Schließung des Großen Hauses konkreter. Eine Initiative, unter anderem getragen von Gastronomen, hatte dies vehement gefordert, nachdem die Stadt die eigentliche Sanierung erst weiter vorantreiben wollte. Inzwischen, so Kulturreferent Jürgen Enninger (Grüne), sei man so weit, dass man Ideen sammeln und zu einem Konzept zusammenbinden könne. "Wenn man ein Theater baut, dann verändert dies das Viertel drumherum", so Enninger.
Das geht damit los, dass im Zuge der Theatersanierung die Kasernstraße zu einer Fußgängerzone umfunktioniert wird, in der Außengastronomie stattfinden soll. Am Schnittpunkt von Kasern-, Theater- und Ludwigstraße wird ein Platz entstehen. Im Zuge der jetzt startenden Überlegungen könnte es um eine Umgestaltung der Ludwigstraße und eine Verkehrsberuhigung in Grottenau und Volkhartstraße gehen. Und auch die Fuggerstraße, die seit zehn Jahren auf ihre Sanierung wartet, dürfte in dem Prozess ein Thema werden. Es gehe aber nicht nur um Städtebau, betont Enninger. Mit Staatstheater, Staatsbibliothek, Stadtbücherei und dem Leopold-Mozart-College gebe es viele Kultureinrichtungen an einem Fleck. "Das Potenzial für einen Kulturkiez ist da", so Jürgen Enninger. Auch wenn das Theater seine Räume für die freie Szene öffnet, werde das Impulse geben.
Theaterviertel: Kulturkaufhaus und Bar im Augsburger Staatstheater
Die Stadt Augsburg hält auch einen Spielplatz am Theater für denkbar, ebenso wie ein Kulturkaufhaus in den Theaterräumen. Auch die Gastronomie solle ein Aha-Erlebnis für die ganze Bevölkerung werden. Geplant ist wie berichtet, das Foyer des Theaters auch tagsüber zu öffnen, um nicht nur Theaterbesuchern den Schritt ins Theater schmackhaft zu machen. Auf dem Großen Haus soll das Dach hinter einer Brüstung zugänglich werden, um als "Stadtbalkon für alle" zu fungieren. Und auch eine Dachbar auf der zweiten Spielstätte, die in Form eines gläsernen Schiffsbugs an der Volkhartstraße einen architektonischen Akzent setzen soll, ist geplant. Ob diese für die Allgemeinheit oder nur für Theaterbesucher offen stehen soll, ist noch nicht klar. Ein Teil der Maßnahmen - etwa der Stadtbalkon oder die öffentliche Kantine und Geld für die Platzgestaltung - sind in den wegen ihrer Höhe nicht unumstrittenen Sanierungskosten von bis zu 340 Millionen Euro enthalten. Darüber hinausgehende städtebauliche Maßnahmen kämen noch obendrauf.
Am Dienstag und Mittwoch kommender Woche will die Stadt mit Anwohnern, Gewerbetreibenden, Kulturschaffenden und allen interessierten Augsburgern im Leopold-Mozart-College (frühere Grottenaupost) bzw. in der Stadtbücherei ab 17 Uhr (Dienstag) bzw. 16 Uhr (Mittwoch) ins Gespräch kommen. Dabei wird es um stadtplanerische Ideen, aber auch um die Planungen zum Theaterquartiersfest im Mai 2024 gehen. Enninger betont, dass es bei den Gesprächsrunden um den Auftakt zu einem längerfristigen Prozess geht. "Wir wollen die Menschen darauf aufmerksam machen, dass da etwas passiert." Die Sanierung des Theaters sei bisher für die Allgemeinheit kaum wahrnehmbar gewesen, weil sich viel hinter den Mauern abspielt.